Bücherecke 2018

111 Orte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss. Band 1 und 2
Fabian Pasalk. Band 1 Neuauflage, Köln (Emons-Verlag) 2017, 240 S., ISBN 978-3-89705-814-9, € 16,95 Band 2, Neuauflage, Köln (Emons-Verlag) 2016, 240 S., ISBN 978-3-95451-223-2, € 16,95 Wenn Sie nicht (nur) Industriekultur besuchen wollen, wenn Sie schon dem Rat von Historikern und Archäologen gefolgt sind, dass es im Ruhrgebiet auch Orte der vorindustriellen Geschichte gibt, und keine Schlösser und Burgen mehr besuchen wollen, wenn sie auch nicht unbedingt nur nach Standorten von Merkwürdigkeiten suchen, dann folgen Sie doch diesen beiden Büchern und ihren Vorschlägen aus einem breiten Spektrum von Ruhrgebietsnatur, Alltagsleben, Geschichte, Technik und Kunst und finden Sie Spektakuläres aus der zweiten Reihe, Überraschendes, Liebenswertes oder Orte, von deren Existenz Sie wussten, an denen Sie aber noch nie waren (hier einige Beispiele von 222): auf dem Europaplatz von Castrop-Rauxel, in der Dortmunder Schwebebahn, beim Hebeturm des Rheintrajekts in Homberg, an der Halde Zollverein I/II, in den Bergsenkungen im Königreich Beisen, auf der Korte-Klippe, in der Schalker Glückauf-Kampfbahn, in der Heilig-Kreuz-Kirche (Gelsenkirchen-Ückendorf) am Solarbunker (Gelsenkirchen-Bulmke-Hüllen), im Hagener Hohenhof, an den Hügelhäusern von Marl-Drewer, in der Mülheimer Straße der Millionäre, an der Fossa Eugeniana (Rheinberg), im chinesischen Garten (Bochum-Querenburg), im Currywurst-drive in von Dorsten, im Magnetmuseum (Dortmund-Aplerbeck), in der Hochzeitsmeile von Marxloh, im […]

Alte Synagoge Essen – Haus Jüdischer Kultur.
Stadt Essen (Hg.) Die Dauerausstellung. Essen (Klartext-Verlag) 2016, 208 S., ISBN 978-3-8375-1450-6, € 19,95 Essens alte Synagoge gehört architektonisch zu den bedeutendsten Synagogen Deutschlands und machte seinen Erbauer, Edmund Körner, zu einem bekannten Architekten. In der Nazizeit im Innern stark zerstört, wurde sie nach dem Krieg durch Umbauten 1959/60 zunächst zum Haus Industrieform, ab 1980 und mit den teilweise rekonstruierenden Umbauten von 1986 zu einer Gedenk- und Dokumentationsstätte und, seit 2008-10 mit neuem Konzept, zum Haus jüdischer Kultur. Inhaltlich gliedert sich das Buch in die Darstellung des Nutzungswandels in der alten Synagoge vor dem Hintergrund der gewandelten Erinnerungskultur in Essen und Deutschland, in die architektonisch-baugeschichtliche Analyse des historischen Bauwerks und seiner Umbauten und baulichen Rekonstruktionen sowie in die Erläuterung des gegenwärtigen Ausstellungskonzepts und der gezeigten Exponate. Ein lesenswertes Buch über den Wandel eines der markanten Gebäude Essens.

Architektur der Essener Plätze.
Berger Bergmann/Peter Brdenk (Hg.) Architektur der Essener Plätze. Essen (Klartext) 2017, 195 S., ISBN 978-3-8375-1710-1, € 17,95 Nach ihren intensiven Präsentationen der Architektur in Essen 1900-1960 und 1960-2013 legen die beiden Autoren als dritten Band eine Analyse der Essener Plätze und Parks vor. Allgemeine Entwicklungstrends an Essener Beispielen verdeutlichend, werden in einleitenden Essays Plätze in ihrer historischen Entwicklung dargestellt, der Aufenthalt im Freien betrachtet, Parks, Plätze und Parkplätze gegen einander gestellt und die Wirkung von Freiräumen für die Stadtgestalt untersucht. Danach folgt die Vorstellung (Struktur, Geschichte, Veränderung) von 50 Plätzen und 12 Parks. Die formale Beschränkung auf drei Fotos und ein halbe Seite Text darf durchaus als ein formales Korsett angesehen werden, wird sie doch der Komplexität mancher Plätze und Parks nicht gerecht. Auch standen den Autoren sicherlich mehr Quellen zur Verfügung, die sie dem Leser hätten angeben können, als die wenigen Literaturtipps. Davon abgesehen, ist auch der dritte Band dieser Essener Architekturreihe ein fundiertes und empfehlenswertes Buch.

Auf Zeche. Entdecken – erleben – erinnern. Der Reiseführer zu mehr als 100 Standorten im Ruhrgebiet.
Wolfgang Berke/Michael Farrenkopf/Wolfgang Grubert/Stefan Przigoda 2. Auflage, Essen (Klartext) 2016, 288 S., ISBN 978-3-8375-0738-6, € 14,95 Der Reiseführer eröffnet dem Benutzer die Standorte von 146 Zechen im Ruhrgebiet, an denen Zechenarchitektur und ehemalige Funktionen noch ablesbar sind und die im weitesten Sinne für eine Freizeitnutzung offenstehen und so erlebbar sind. Entsprechende Auflistungen im Anhang gliedern die Standorte in solche mit Museen und Ausstellungen, mit Gastronomie, mit Events und Veranstaltungen, mit Discos und Clubs, mit Kinderunterhaltung, mit Sport- und Fitnessangeboten, mit Übernachtungsmöglichkeiten oder mit Besucherstollen sowie solche mit Wasserhaltungsmaßnahmen. Für jede Zeche werden die bergbauliche Entwicklung und die Folgenutzung(en) mittels Text und historischen und aktuellen Fotos dargestellt. Unter „Info“ werden die geographischen Koordinaten und die Postadressen angegeben. Es ist unverständlich, warum nicht auch die nächstgelegene(n) ÖPNV-Haltestelle(n) genannt werden – ein in vergleichbaren Reiseführern üblicher Standard. Schließlich wird dem potentiellen Besucher eine Bewertung der einzelnen Zechenanlagen in ihrer heutigen Nutzung mit den Kategorien „Schön“ und „Schade“ an die Hand gegeben. Der Zweck dieser Bewertungen bleibt jedoch unklar, denn es soll ja wohl keine Wertung zwischen so unterschiedlichen Standorten vorgenommen werden. Die Wertungen entbehren einer nachvollziehbaren Systematik, in der Kategorie „Schade“ überwiegt nicht selten ein nörgeliger Unterton. Einige Wertungen sind überhaupt nicht nachvollbar, […]

Bochum entdecken. 25 Stadtteilrundgänge durch Geschichte und Gegenwart.
Axel Schäfer/Norbert Konegen/Hans H. Hanke (Hg.)
3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Essen (Klartext) 2016, 400 S., ISBN 978-3-8375-1501-5, € 14,95 Was erwartet man von einem anspruchsvollen städtischen Reiseführer? Er soll neben den „must see“ einer Stadt an Standorte heranführen, die mehr sind als die „Insidertipps“ der gängigen Reiseführer; er sollte dabei Information geben, die auch der zweiten Nachfrage standhalten, und Geschichten präsentieren, die lokale Herkunft und Entwicklung beschreiben oder Sentiments zu vermitteln in der Lage sind. Um sich eine Stadt mittels eines solchen Reiseführers zu erschließen, bedarf es einer verlässlichen Logistik aus Karten, Routenbeschreibung sowie Hinweisen zu ÖPNV-Verbindungen. Alles dieses bietet der vorliegende Band. Er stellt in 25 Rundgängen Stadtteile Bochums vor; zur inhaltlichen Bereicherung oder als Transporteure von Stimmungen und Gefühlen treten 24 thematische Darstellungen hinzu. Der Band ist durchgängig reich bebildert; insbesondere historische Fotos und Pläne ermöglichen einen direkten Vor-Ort-Vergleich zwischen Gewesenem und Gewordenen. Hervorzuheben bleibt schließlich noch, dass der Band im Vergleich zu herkömmlichen Reiseführern ähnlichen Umfangs und ähnlicher Ausstattung auch ganz profan ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Bei einer weiteren Neuauflage sollte jedoch überlegt werden, ob man dem Band eine Karte voranstellt, die die Routenführung aller Rundgänge im räumlichen Kontext zeigt und dem Nutzer so eine […]

Burgenland Essen. Burgen, Schlösser und feste Häuser in Essen.
Detlef Hopp/Bianca Khil/Elke Schneider Essen (Klartext-Verlag) 2017, 131 S., ISBN 978-3-8375-1739-2, € 14,95 Burgen, Schlösser und feste Häuser gehören zum bestimmenden Inventar der vorindustriellen Kulturlandschaft auf dem Gebiet der heutigen Stadt Essen; etwa 30 Anlagen – von Schloss Borbeck bis zur Motte „Hügel“ – sind in unterschiedlichen Erhaltungszuständen noch vorhanden. Was für einen prächtigen, großformatigen Bildband hätte man aus diesem Thema machen können! Wahrscheinlich hätte man diesen aber nach (einmaliger) Durchsicht als erledigt beiseitegelegt. Das Format dieses Buches ist deutlich kleiner, sein Inhalt aber erheblich gewichtiger. Stadtarchäologe Detlef Hopp und seine beiden Co-Autorinnen erschließen kleinteilig jedes der Objekte mittels Karten, schriftlichen Quellen, Bodenfotos, Luftbildern und eigenen Grabungsergebnissen und zeigen in hochinformativen Texten, was noch ist, was sich geändert hat, was nicht mehr vorhanden ist. Dieses sehr empfehlenswerte Buch wird man nicht so schnell beiseitelegen.

Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte. Katalogbuch zur Ausstellung des RuhrMuseums und des Deutschen Bergbau-Museums.
Brüggemeier, Franz-Josef/Farrenkopf, Michael/Grütter, Heinrich Theodor (Hg.) Essen (Klartext) 2018, 286 S., ISBN 978-3-8375-1953-2, € 24,95 Das Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland hat in diesem Jahr eine Kaskade von einschlägigen Büchern zu diesem Thema in unterschiedlicher Qualität hervorgerufen; dieses ist ein lesenswertes. Mit Blick auf den Bergbau als ein europäisches Phänomen und reich mit wenig bekannten und unbekannten Abbildungen bebildert, wird – weitgehend abgeleitet am Produktionsstammbaum – in sieben Kapiteln ein wirtschaftliches, politisches und soziales Kaleidoskop rund um die Kohle, den Bergbau, die Bergbaugesellschaften, den Bergbau in der Gesellschaft, Bergbaulandschaften und die damit verbundenen Wandlungsprozesse präsentiert. Dieses Buch ist nur vordergründig ein Ausstellungskatalog, sondern beleuchtet auch eigenständig die vielfältigen Aspekte des europäischen Bergbaus seit über 150 Jahren.

Die Entwicklung neuer Stadtquartiere aus städtebaulicher Sicht. Analyse der Projekte seit 1990.
Guhl, Pascal. Dortmunder Beiträge zur Raumplanung, Band 148, Essen (Klartext) 2018, 366 S., ISBN 978-3-8375-2021-7, € 29,95 Die räumliche Ebene der Stadtquartiere hat in den letzten Jahren in der städtebaulichen Praxis und in der sozialen Stadtentwicklungsplanung eine erhebliche Bedeutung gewonnen. Die steigende Zahl dieser Quartiere zeigt diese Bedeutung und ermöglicht auch eine breiter gefächerte vergleichende Untersuchung. Durch den empirischen Vergleich von 435 neuen Stadtquartieren gelingen Einsichten über den Stellenwert des Wohnens, die Verfahren und Instrumente der Implementierung und ihre städtebauliche Qualität. Unter Anwendung dieser Erkenntnisse und methodisch mit Hilfe von Experteninterviews werden schließlich vier Beispielquartiere – in Frankfurt, München, Potsdam und Freiburg – untersucht. Wie wurden die Projekte durchgeführt, welches waren die Einflussfaktoren auf den Prozess, welchen Stellenwert hatte die Bürgerbeteiligung und welche städtebaulichen Ziele und Qualitäten konnten erreicht werden, dies sind die Fragestellungen, die abschließend beantwortet werden. In einer Zeit, in der der Wohnungsbau, insbesondere auch ein wiederbelebter öffentlicher Wohnungsbau, eine besondere Rolle in der Stadtentwicklung spielen, gibt dieser empfehlenswerte Band einige wichtige Einsichten.

Die Ruhmeshalle des Ruhrgebiets. 101 bemerkenswerte Biografien.
Berke, Martin. Düsseldorf (Droste) 2016, 248 S., ISBN 978-3-7700-1597-9, € 16,99 Die Geschichtsschreibung der industriellen Vergangenheit des Ruhrgebiets hat verschiedene Bände mit den Biographien von Persönlichkeiten dieser Periode hervorgebracht, manche bedeutend, etliche mittlerweile vergessen, einige nur der Vollständigkeit halber aufgeführt. Diese Sammlung von Biographien ist anders. In 16 thematischen Kapiteln werden 101 Personen – von Friedrich Arnold Brockhaus bis Dolly Buster -, Figuren wie Alfred Tetzlaff oder Adolf Tegtmeier, Familien oder Gruppen – wie die Krupps oder der BVB – porträtiert, wobei Charakteristisches Vorrang vor Biographischem hat. Manche der Darstellten sind irgendwo im Ruhrgebiet geboren, andere hier gestorben; etliche haben es nur gestreift, aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie erfanden die Dehnbundhose und den Oberinspektor Derrick, schenkten der Welt die Currywurst und 99 Luftballons oder brachten Ordnung in die deutsche Sprache. Martin Berke hat eine vergnügliche Sammlung von „Biographien“ zusammengestellt, wobei jeweils die überraschende Neuigkeit, die Kuriosität oder einfach unnützes Wissen ein wichtiges Auswahlkriterium gewesen zu sein scheint. Leicht bis schnodderig sind auch der Stil und das Layout des Buches, wenngleich man über einige gewollt witzige Zwischenüberschrift diskutieren kann.

Echt jetzt?! Die wirklich wahren Geheimnisse des Ruhrgebiets.
Wolfgang Berke Essen (Klartext) 2018, 144 S., ISBN 978-3-8375-1900-6, € 14,95 Jedem, der landeskundlich arbeitet, kommen Geschichten, Anekdoten, Tatsachen und Gerüchte unter, die nicht in das gerade untersuchte Thema passen. Ähnliches muss auch Wolfgang Berke widerfahren sein. Die Informationsschnipsel, die manchmal tiefere Einsichten oder Gefühle vermitteln, manchmal witzig sind, häufig jedoch auch nur unnützes Wissen darstellen, hat er in diesem kleinen Band – unter mehr oder weniger passenden Kapitelüberschriften – zusammengestellt. Wir erfahren, dass es die erste Einkaufsmall des Ruhrgebiets in Wanne-Eickel gab, dass Gerhard Richter in der Duisburger U-Bahn gearbeitet hat, dass „Fanta“ in Essen erfunden wurde, dass der Mittelpunkt des Ruhrgebiets in Wanne-Eickel, heute Herne 2, liegt, dass es ein gelbes Haus im blau-weißen Schalke gibt und einen schwarzgelben Kreißsaal in Dortmund … insgesamt „einsichtig“, witzig, manchmal unnütz – die wirklichen wahren Geheimnisse des Ruhrgebiets, häufig mit einem Augenzwinkern.

Energiewenden – Wendezeiten.
LVR-Industriemuseum/Walter Hauser (Hg.) Münster (Aschendorff) 2017. 186 S., ISBN 978-3-402-13258-6, € 17,90 Passend zur Stilllegung von Prosper II und damit dem Ende des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet sowie mit der gleichzeitigen Schließung des Bergwerks Ibbenbüren und damit dem Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland zeigt das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg vom 20.10.2017 bis zum 28.10.2018 unter dem obigen Titel eine Ausstellung; der vorliegende Band ist der Ausstellungskatalog. Zunächst werden die verschiedenen primären und sekundären Energieträger in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und in ihrer prägenden Wirkung auf die Kulturlandschaft im Zuge der verschiedenen energetischen Transformationen dargestellt. Dem folgt eine eingehende Betrachtung der Energielandschaft NRW, bevor über eine Ausweitung auf die globale Dimension die Notwendigkeiten und Formen der Energiewende analysiert werden, die ohne Digitalisierung und dezentrale Konzepte nicht möglich ist. Smarte und dezentrale Visionen eröffnen neue Fragestellungen und Visionen; in den hoch entwickelten Ländern mag der Prosumer, der Energie produziert wie verbraucht, eine Realität werden, wie die Mehrzahl der Menschheit jedoch an eine nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung angebunden werden kann, gehört noch zu den zu lösenden Problemen. Eingestreut in dieses Konzept sind Interviews und Gastbeiträge zu verschiedenen aktuellen Fragestellungen der Energiewende. Ausstellungen und Bücher sind grundsätzlich unterschiedliche Formen der Informationsvermittlung; in diesem Fall bietet sich die […]

Essener Stadtteile. 50 Entdeckungen. Das Buch zur großen Serie.
Vera Eckardt/Frank Stenglein (Hg.) Essen (Klartext) 2016, 200 S., ISBN 978-3-8375-1675-3, € 14,95 Grundlage des vorliegenden Buches ist eine WAZ-Artikelserie der Jahre 2015 und 2016, die die 50 Stadtteile Essens in der Absicht porträtierte, deren historische und aktuelle Vielfalt innerhalb der administrativen Einheit Essens darzustellen. Im Buch umfasst jedes dieser Porträts einen bebilderten journalistischen Text von zwei Seiten, grundlegende statistische Angaben, jeweils eine Kurznotiz zur spezifischen Stadtteilgeschichte und zu einer lokalen Persönlichkeit, einem Ereignis oder zu einem Gebäude sowie ein optisch hervorgehobener Kasten, in dem das herausgestellt wird, was die Autoren als „typisch“ für den jeweiligen Stadtteil ansehen. Innerhalb dieses festen Korsetts leben die jeweiligen Haupttexte meist von den Ansichten/Anmerkungen einer – nicht selten erwarteten – Lokalprominenz. Innerhalb der selbst gesetzten Grenzen bietet der Band ein buntes Kaleidoskop der 50 Stadtteile Essens. Eine fundierte Darstellung der jeweiligen Identität, so denn vorhanden, und der innerstädtischen Gegensätze bietet er jedoch nicht; hinzu treten etliche inhaltliche Verkürzungen und Ungenauigkeiten.

Essener Straßen. Essener Köpfe.
Stadt Essen/Historischer Verein für Stadt und Stift Essen e.V. Essen (Klartext-Verlag) 2015, 387 S., ISBN 978-3-8375-0848-2, € 19,95 Essener Köpfe. Stadt Essen/Historischer Verein für Stadt und Stift Essen e.V. Essen (Klartext-Verlag) 2015, 400 S., ISBN 978-3-8375-0849-9, € 19,95 Dies ist keine Buchrezension, sondern eine wichtige, wenngleich etwas verspätete Buchanzeige. 1979 und 1985 erschienen erstmals „Essener Straßen“ und „Essener Köpfe“, herausgegeben von Erwin Dickhoff. Sie wurden zu lokalhistorischen Standardwerken; schon Ende des vergangenen Jahrhunderts waren aktuelle Neuauflagen Desiderate. Die Stadt Essen und der Historische Verein besorgten diese nun 2015. „Essener Straßen“ ist dabei um 205, seit 1979 hinzugekommene Straßen gewachsen, die „Essener Köpfe“ haben sich auf der Basis von Vorschlägen aus der Öffentlichkeit um 282 vermehrt. Damit liegen allen lokal Forschenden und Interessierten zwei wichtige qualitätsvolle Nachschlagwerke in aktueller Form vor.

Gartenstädte und Zechenkolonien. Beispiele im Ruhrgebiet und in Nordwestdeutschland.
Gerhard Kaldewei Münster (Aschendorff) 2018, 199 S., ISBN 978-3-402-13275-3, € 39,90 Dieses Buch, verfasst vom ehemaligen Leiter des Nordwestdeutschen Museums für IndustrieKultur in Delmenhorst, ist ein schwieriges. Es ist der Versuch, industrielles Wohnen im Ruhrgebiet und, mit dem Beispiel Delmenhorst, im westfälischen Textilgebiet in den historischen Rahmen sich wandelnder gesellschaftlicher Bedingungen und sich entwickelnder architektonisch-städtebaulicher Konzepte zu analysieren und zu bewerten. Dies geschieht in den drei Kapiteln „Von der Lebensform zur Gartenstadtbewegung“, „Werkbund, Heimatbewegung, Zechenkolonien“ und „Industriekultur“; eingestreut in diese Kapitel sind Exkurse, in denen fünf Siedlungen in ihrer historischen Entwicklung präsentiert werden. Die Arbeit basiert auf einem recht umfangreichen Literaturverzeichnis, mit dem Schwerpunkt vor 2000; von den eigenen (nicht historischen!) Fotos, die die aktuelle Struktur der Siedlungen verdeutlichen soll, sind nur etwa fünf jünger als 1990. Zusätzlich zu dieser „angestaubten“ Anmutung wird die Intention des Autors nicht klar, zum einen weil es weder eine entsprechende Einführung, noch ein wertendes Schlusskapitel gibt, zum anderen weil er sich, außer bei den Sachdarstellungen der Exkurse, fast gänzlich hinter einer hohen Dichte von Zitaten versteckt. Damit gelingt es, eine weitgehend sachgerechte Kompilation zu erstellen, wenngleich die Auswahl der Siedlungen die Tendenzen vorgibt, zugleich aber auch wieder die sattsam bekannten Fehler produziert; Eisenheim entsteht […]

Geschichten einer Region. AgentInnen des Wandels für ein nachhaltiges Ruhrgebiet.
Claus Leggewie/Christa Reicher/Lea Schmitt (Hg.) Dortmund (Verlag Kettler) 2016, 335 S., ISBN 978-3-86206-607-0, € 29,90 Die Umsetzung des Weltklimaabkommens ist nicht nur durch eine „einfache“ Energiewende zu erreichen. Um ökologisch, sozial und politisch nachhaltige Strukturen und Handlungsroutinen zu erreichen, sind umfassende Umgestaltungen, vor allem in den Bereichen Mobilität, Ressourcen- und Energieverbrauch, Landwirtschaft und Stadtentwicklung notwendig. Für den Erfolg der Umsetzung sind die Berücksichtigung der regionalen/lokalen Eigenart, des lokalen nachhaltigen Umgangs mit Umweltproblemen und die spezifische Form der Teilhabe entscheidend. Vor diesem Hintergrund gliedert sich die Veröffentlichung in die Abschnitte „Energie & Ressourceneffizienz“, „Erneuerbare Energien“, „Mobilität & Verkehr“, „Städtebau & Stadtplanung“ und „Bildung & Information“. In jedem dieser Felder des Wandels werden bereits in der Region vorhandene Aktionen und Organisationen vorgestellt; ergänzt werden diese durch informative Karten und Graphiken. Auf diese Weise wird ein interessanter Überblick über die bereits vorhandenen, an den eingangs aufgezeichneten Zielen orientierte Grassroot-Aktivitäten gegeben. Die Antwort, auf welche Weise und mit welchem Ziel es davon ausgehend zu einem umfassen, komplexen regionalen Verbund kommen soll, die Eigenart, Nachhaltigkeit und Teilhabe berücksichtigt, bleibt das Schlusskapitel schuldig. Hier wird lediglich auf die rechtlichen Möglichkeiten eines demokratisch verfassten Regionalverbandes hingewiesen und gefordert, die Unternutzung ihrer Polyzentralität, d.h. das Kirchturmdenken zu überwinden.

Groß denken, groß handeln. Wandel, Bruch, Umbruch: Wie sich das Ruhrgebiet neu erfindet.
Spörl, Gerhard. München/Berlin/Zürich (Piper) 2017, 288 S. ISBN 978-3-492-05849-0, € 22,00 Dieses Buch ist die ausgedehnte Reportage eines Außenstehenden aus Oberfranken (Journalist bei ZEIT und SPIEGEL), die die Entwicklung des Ruhrgebiets seit 1945 bis 2018, d.h. über weite Teile die Periode des Strukturwandels darzustellen sich anschickt. Auslöser ist wieder die endgültige Stilllegung des Ruhrbergbaus, und über weite Strecken stehen die wirtschafts- und sozialpolitischen Vorgänge, die der phasenweisen Stilllegung des Ruhrbergbaus voraus- bzw. mit ihr einhergingen im Mittelpunkt der Darstellung. Verwoben wird die Faktenerzählung mit der aus Interviews hervorgegangene Charakterisierung von namhaften und für das Ruhrgebiet bedeutsamen Einzelpersonen; dabei wird nur wenig kaschiert, dass das Buch über weite Strecken eine Hommage an Werner Müller ist. Es war allerdings unnötig, dessen Verdienste für den Insider dadurch zu diskreditieren, dass er ihn in die sattsam bekannte Argumentation einbindet, dass das Ruhrgebiet immer die Heilsbringer von außen brauchte, um seine Probleme zu lösen oder neue Impulse zu empfangen. Das Buch ist zweifellos ordentlich recherchiert und das vom Autor immer wieder umkreiste „Narrativ“ ist weitgehend zutreffend. Für den „Ruhri“ – hier sei er aus terminologischen Gründen angeführt – oder für den historischen, politischen oder wirtschaftlichen Insider ist es aber mehr Feuilleton als problemorientierte Analyse. Es […]

Hundert sieben Sachen. Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien.
Ingrid Wölk (Hg.) Essen (Klartext) 2017, 672 S., ISBN 978-3-8375-1869-6, € 29,95 Basierend auf den Ideen des Kulturwissenschaftlers Gottfried Korff, gab Ingrid Wölk vom Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte im Jahre 2007 den Band „Sieben und neunzig Sachen. Sammeln – bewahren – zeigen. Bochum 1910-2007“ heraus; nun liegt der Folgeband vor, der derselben Methodik folgt. Es sind nicht hundert Siebensachen, sondern hundertsieben Sachen – Objekte und Archivalien -, die von den Autoren zum Leben erweckt werden. Zeitlich zwischen bronzezeitlichen Scherben und dem Holzmodell des Musikzentrums gehören dazu – für diese Zeilen zufällig aufgeschlagen – das Langendreerer Bauerschaftsbuch, eine silberne Deckeldose des Gold- und Silberschmieds Gerhard Wilhelm Strunck, die Akte über die Lustmordserie im Landkreis Bochum in den 1880er Jahren, ein Foto mit belgischen Zwangsarbeitern im Ersten Weltkrieg, ein Badeanzug im Bochumer Blau als Erinnerung an das Stadtbad Bochum, ein Plakat des Kemnader Festivals von 1974 oder eine Trompete aus Sheffield zur Erinnerung an die 35-jährige Städtepartnerschaft. Die Texte sind von unterschiedlicher Qualität, insgesamt eröffnet sich jedoch ein Kaleidoskop von Facetten, aber auch manche lange Entwicklungslinie der Stadt-, Sozial- und Kulturgeschichte Bochums.

In großem Maßstab. Riesen in der Stadt.
Utku, Yasemin et al,Beiträge zur städtebaulichen Denkmalpflege 7, Essen (Klartext) 2017, 222 S, ISBN 978-3-3875-1703-3, € 19,95 In der gegenwärtigen (deutschen) Diskussion wird die kleinteilige Stadt mit hoher Nutzungsmischung als die nachhaltigste Stadt angesehen. In vielen der heutigen Städte stehen dieser Auffassung jedoch weitgehend monofunktionale Großbauten des Wohnens, der Bildung, des Handels, des Verkehrs und der Verwaltung entgegen, die in den 1960er und 1970er Jahren als zeitgemäße städtische Formen errichtet wurden. Nach über 40 Jahren stehen sie häufig unter Veränderungsdruck oder sind sanierungsbedürftig. Ist nun der Zeitpunkt gekommen, diese mehrheitlich nicht geliebte Bausubstanz widerspruchsfrei zu entsorgen oder haben sie mittlerweile den Status eines Denkmals für eine bestimmte Phase unseres Städtebaus erreicht? Welche Potentiale der Weiterentwicklung haben sie? Nach einer Einleitung geht der vorliegende Band in 14 Beiträgen diesen Fragen nach. Diskutierte Beispiele sind Düsseldorf, Bochum, Wulfen, Dortmund, Marl, Bonn, Berlin, Stuttgart sowie Kaufhäuser und Einkaufszentren in ganz Deutschland. Insgesamt gibt der Band eine gute Einführung in eine notwendige städtebauliche Diskussion.

Industrie und Fotografie. Der „Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation“, 1854-1926.
Ralf Stremmel Münster (Aschendorff Verlag) 2017, 248 S., ISBN 978-3-402-13213-5, € 29,95 Der Bochumer Verein gehörte einst zu den größten montanindustriellen Unternehmen Deutschlands. Nahezu von Beginn an betrieb er eine ausgeprägte und vielseitige Werksfotografie. 125000 Aufnahmen sind im Historischen Archiv Hügel überliefert. Aus diesen wurden 236 Motive aus der Zeit von der Gründung bis zur Eingliederung in die Vereinigten Stahlwerke ausgewählt. Der Stil des Buches kopiert alte Firmenchroniken und umfasst textlich und fotografisch verschiedenste Aktivitätsbereiche des Unternehmens – Entwicklungsgeschichte, Beschäftigte, soziale Einrichtungen, Sicherheit und Arbeitsschutz, Produktion und Produkte (Vom Eisen über Stahl zum Endprodukt; Glocken, Maschinen und Kanonen; Fahrzeug und Fahrzeugteile; Zechen und andere Tochterbetriebe), Hilfs- und Nebenbetriebe, Wissensbetriebe, Anlagen außerhalb der Werkstore. Der Reiz des Buches liegt zum einen in der umfassenden Fotodokumentation des BV in der angegebenen Phase, zum anderen in der Tatsache, dass die Mehrzahl der Fotos erstmalig veröffentlicht werden.

Jenseits des Gebauten. Öffentliche Räume in der Stadt.
Leyser-Droste, Magdalena et al. Beiträge zur städtebaulichen Denkmalpflege 8, Essen (Klartext) 2018, 144 S., ISBN 978-3-8375-1908-2, € 17,95 Seit es Städte gibt, ist der öffentliche Raum ein konstituierender formaler, struktureller und funktionaler Bestandteil. Im Verlauf der Stadtentwicklung wandelten sich Form, Funktion und Sinnhaftigkeit mehrfach. Aktuellen Problemstellungen, die sich für den öffentlichen Raum zwischen Veränderung und bewahrendem Schutz ergeben, geht dieser kleine Band nach, der die Vorträge einer Tagung im Oktober 2016 zusammenfasst. Der öffentliche Raum in der kommunalen Kulturpolitik, als Ort von Repräsentation oder Aneignung – wenn dies denn ein Gegensatz sein muss -, als Mittel zur Heilung obsoleter oder unerwünschter städtischer Strukturen bzw. als grundsätzlicher Potentialraum sind Themen dieses Bandes. Bei einigen vorgestellten Planungen erscheint der öffentliche Raum so sehr von den gegenwärtigen Vorstellungen der Planer hinsichtlich der partizipatorischen Aneignung der Stadt betroffen, dass seine ursprüngliche Beliebigkeit der Nutzung rigide und manchmal mit irreversiblen Umbauten kanalisiert wird. Dieser Spannung wird die wohltuende Betrachtung gegenübergestellt, dass der Raum selbst das Objekt der Betrachtung sein kann und einen Eigenwert hat; ein solcher Ansatz macht den öffentlichen Raum allerdings noch anfälliger gegenüber einem wachsenden Druck, der auf eine optimal profitable Nutzung des (inner-)städtischen Bodens abzielt. Insgesamt ist es ein lesenswerter Band, […]

Lebe dein grünes Wunder – Green up your life. Ein Jahr, Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017/One Year, European Green Capital – Essen 2017.
Stadt Essen (Hg.). Essen (Klartext) 2018, 272 S., ISBN 978-3-8375-2019-4, € 24,95 Dies ist der zweisprachige (deutsch/englisch) „Rechenschaftsbericht“ der Stadt Essen und ihres Projektbüros Grüne Hauptstadt Europas über das im Jahr 2017 Erreichte. Nach einer Einleitung unter dem bekannten Slogan „Von Grau zu Grün“ werden in zehn Kapiteln und in guter fotografischer Ausstattung die erfolgreichen Projekte des Jahres vorgestellt. Die beiden letzten Kapitel umfassen positive Absichtsbekundungen von einschlägigen Unternehmen sowie einen Einschätzung mit Ausblick. Hier hätte man zumindest zwei kritische Anmerkungen erwartet. Zum einen wird zwar referiert, dass die Mehrheit der Essener Bevölkerung die Grüne Hauptstadt lediglich für eine große Marketingveranstaltung hält und zudem die Lebensqualität in Essen nicht verbessert, doch wird dies nicht kommentiert und die eigene Vorgehensweise hinterfragt. Welche Erfolge aber wie nachhaltig verstetigt werden sollen und wie man mit den nicht erfolgreichen Projekten des Jahres 2017 umzugehen gedenkt, bleibt unbeantwortet. Da aber mit der Verleihung des Hauptstadttitels auch der Nachweis der Nachhaltigkeit der Projekte und Maßnahmen verbunden ist, wird man in wenigen Jahren dieses ambitionierte Ziel noch einmal aufgreifen (müssen).

Mythos Ruhrbistum. Identitätsfindung, Innovation und Erstarrung in der Diözese Essen von 1958-1970.
Franziskus Siepmann Essen (Klartext) 2017, 655 S., ISBN 978-3-8375-1454-4, € 39,95 „Das Bistum ist errichtet. Ich bin jetzt hier gleichsam vor Ort gegangen. In Gottes Namen wollen wir die erste Schicht verfahren.“ (Bischof Franz Hengsbach, 1958) – „Ich bin nicht mehr der Bischof der Bergarbeiter“ (Bischof Franz-Josef Overbeck, 2013). Diese beiden Zitate markieren den Beginn und den bisherigen Endpunkt des Bistums Essen. Es wurde gegründet als Arbeiterbistum, in dem die Arbeiterseelsorge grundlegend werden sollte. Dieses Ziel bestimmte die Wahl des ersten Bischofs ebenso wie die Aufbruchsstimmung des ersten Jahrzehnts, die sich in Kirchenneubauten und Pfarreigründungen manifestierte. Ein engmaschiges Netz der kirchlichen Organisation sollte eine – heute als antiquiert angesehene – paternalistische Arbeiterseelsorge ermöglichen. Bereits im Gründungsjahr 1958 begannen jedoch die sozio-ökonomischen Bedingungen, in die das Bistum hineingegründet worden war, wegzubröckeln. Je weiter der sogenannte Strukturwandel voranschritt, wurde das Ruhrbistum als katholisch-organisatorisches Gegenstück zum Ruhrgebiet ein Mythos. Als Anwalt der Arbeiter begleitete der im Grunde konservative erste Bischof Franz Hengsbach als Mittler zwischen den sozialpolitischen Fronten diesen Wandlungsprozess. Die tiefgreifenden kulturellen, gesellschaftlichen und – im Gefolge des II. Vatikanums – kirchlichen Umbrüche seit den 1960er Jahren vermochte das Bistum jedoch nur zögerlich durch Antworten und neue Seelsorgekonzepte zu begleiten. Interne Auseinandersetzungen […]

Raumstrategien Ruhr 2035+. Konzepte zur Entwicklung der Agglomeration Ruhr.
Jan Polivka/Christa Reicher/Christoph Zöpel (Hg.) Dortmund (Verlag Kettler) 2017, 296 S., ISBN 978-3-86206- 678-0, € 39,90 Zu diesem gewichtigen Buch gibt es einige Vorläufer, der wohl wichtigste ist der 2011 erschienene Analyseband „Schichten einer Region – Kartenstücke zur räumlichen Struktur des Ruhrgebiets“. Der Analyse folgt mit diesem Buch der Planungs- oder Perspektiventeil. Der aktuellen Planungsdiskussion entsprechend gliedert sich der Band nach einer Einleitung in die Themenkapitel „Wohnkultur und Siedlungsstruktur“, “Flächenbedarf der Wirtschaft“, „Netze für die urbane Mobilität“, „Landschaft und Infrastruktur“, „Struktur der Energieversorgung“, „Steigerung der Lebensqualität“ und „Bildung und Integration“, alle ausgestattet mit aussagekräftigen Karten und Graphiken. Darauf aufbauend zeigen die drei Herausgeber 14 komplementäre Zukunftswege für die Agglomeration Ruhr auf, wobei sie von der industriehistorisch bedingten „ruhrbanen Kulturlandschaft“ ausgehen und zur Realisierung der verschiedenen Sachziele eine „institutionelle Existenz und Verfasstheit“ für die Region fordern, um die letztendlichen Ziele „Integration“, „Innovation“ und „Internationalisierung“ zu erreichen. In Weiterführung der regionalen Analyse von 2011 wird mit diesem Buch ein modernes integratives Planungskonzept für das Ruhrgebiet vorgelegt.

RevierGestalten. Von Orten und Menschen. Ausstellungskatalog.
Flieshart, Jana/Jana Golombek (Hg.). Essen (Klartext) 2018, 151 S., ISBN 978-3-8375-1922-8, € 19,95 Die endgültige Stilllegung des Ruhrbergbaus im Jahre 2018 nimmt das LWL-Industriemuseum auf der Zeche Zollern zum Anlass, in einer Ausstellung den sich seit Jahrzehnten vollziehenden Strukturwandel an Orten und Menschen nachzuvollziehen, und dies auch im Hinblick auf die Frage, ob diese Orte solche der Erinnerung für Menschen sind, deren Leben von ihnen geprägt wurde und wird. Der erste Teil des Buches handelt von Orten. Unter der Überschrift „Erinnern“ steht die Entwicklung der Industriedenkmalpflege in Westfalen im Vordergrund, das Kapitel „Leben“ beschäftigt sich mit den Arbeitersiedlungsinitiativen in den 1970er Jahren, „Planen“ zeigt die Notwendigkeit und Bedeutung von Stadterneuerung im Strukturwandel auf und im Kapitel „Gestalten“ geht es um die Veränderung von freien/frei gewordenen Räumen und um das Netzwerk „Recht auf Stadt“. Im zweiten Teil geht es um Menschen und ihre Erfahrungen im und mit dem Strukturwandel. Nach einem „Gastkommentar“ aus dem schottischen Kohlerevier um Stirling und einer Fotocollage Dortmunder Zechen werden acht Mehr-Generationen-Familien und ihre Eindrücke in und von den letzten Jahren vorgestellt. Der Band vereinigt viele Ideen zum Thema „Strukturwandel“; von den interessanten und liebevoll aufbereiteten Familieninterviews abgesehen sind aber nur wenige wirklich neu. Vor allem fehlt […]

Robert Schmidt 1869-1934. Stadtbaumeister in Essen und Landesplaner im Ruhrgebiet.
Von Petz, Ursula, Tübingen/Berlin (Wasmuth) 2016, 238 S. ISBN 978-3-8030-0790-2, € 24,80 Etwa seit dem Ersten Weltkrieg, besonders aber seit den 1920er Jahren trat das Ruhrgebiet in eine neue Phase seiner räumlichen Entwicklung ein. Die exzessive, primär an den Standortforderungen der Montanindustrien orientierte Aneignung und zum Teil nachhaltige Zerstörung von Raum wurde konzeptionell in einen neuen Rahmen gestellt, um das einseitig strukturierte rheinisch-westfälischen Industriegebiet einer funktional, strukturell und ökologisch ausgeglichenen urbanen Entwicklung zuzuführen. Diese Jahre sind der Beginn der Landesplanung im Ruhrgebiet und Robert Schmidt ist sein erster Landesplaner, dessen Wirken bis heute nachhaltig ist. In der Annäherung an die Person Robert Schmidts stand die Verfasserin vor besonderen Herausforderungen, denn durch die Kriegszerstörungen des Gebäudes des Siedlungsverbandes wie auch des Privathauses gibt es weder einen beruflichen noch einen privaten Nachlass. Konsequenterweise beginnt die Autorin das erste Kapitel „Zur Person“ mit einer Sammlung zeitgenössischer in- und ausländischer Stellungsnahmen zu Robert Schmidt; es folgt eine formale Darstellung des Lebenslaufs. Das zweite Kapitel „Im Dienst der Stadt Essen“ stellt wesentliche Projekte vor, die Schmidt als Stadtbauinspektor und Beigeordneter begleitet oder initiiert hat; besondere Aufmerksamkeit erfahren zu Recht seine Denkschrift von 1912 und der Generalbau- und Wegeplan für das Industriegebiet. Das dritte Kapitel „Im […]

Schlösser, Burgen und Ruinen. Historische Gemäuer und ihre Geschichte im und um das Ruhrgebiet.
Schürmann, Maren/Georg Howahl. Essen (Klartext) 2018, 160 S., ISBN 978-3-8375-1931-0, € 14,95 Diese Sammlung von 41 Reportagen über Schlösser und Burgen im Ruhrgebiet und am Niederrhein ist – wie schon einige Bücher der WAZ Edition zuvor – die Zusammenfassung von WAZ-Zeitungsartikeln. Dabei geht es nicht um tiefschürfende historische Darstellungen, sondern jede Lokalität wird hinsichtlich ihrer touristischen Erschließung und Attraktivität (Parkmöglichkeiten, Haltestelle, Begehbarkeit, touristische Besonderheiten, Gastronomie, Kontaktdaten) vorgestellt. Weiterhin werden die Objekte hinsichtlich ihrer geschichtlichen und/oder baulichen Besonderheit bzw. Ihrer Neunutzung charakterisiert, und dies fast immer mit Bezug auf Personen, die heute mit dem jeweiligen Objekt familiär, beruflich oder ehrenamtlich verbunden sind. Gut bebildert will dieses Buch Lust machen, die Relikte der vorindustriellen Geschichte der Region kennen zu lernen; als solches sollte es in die Hand genommen und genutzt werden.

Soziale Stadt Gelsenkirchen. 20 Jahre Modellstadt der integrierten Stadterneuerung.
Janine Feldmann/Detlef Kurth/Stefan Rommelfanger Schriftenreihe des Instituts für Stadtgeschichte – Beiträge, Bd. 18, Essen (Klartext) 2015, 146 S., ISBN 978-3-8375-1441-4, € 12,95 Gelsenkirchen gilt innerhalb des Ruhrgebiets nach oder neben dem nördlichen Duisburg als die Stadt mit den größten sozialen und ökonomischen Problemen. Mag diese Aussage auch unspezifisch sein, so hat sie doch dazu geführt, dass Gelsenkirchen in den letzten Jahrzehnten immer eine erste Adresse für die Implementierung von Landes- und Bundesprogrammen zur Beförderung des postindustriellen Strukturwandels bzw. zur Linderung der Folgen der De-industrialisierung war. Deren Anwendung hat gezeigt, dass die sozio-ökonomischen Probleme weit komplexer waren/sind als die eingangs angesprochene Imagezuweisung es vermuten lässt, dass komplexe Probleme komplexe und umfassende Lösungsansätze erforder(te)n, die zum Teil erst hier erarbeitet und erprobt wurden, so dass Gelsenkirchen in den letzten Jahrzehnten zur Modellstadt für die weitgehend erfolgreiche Anwendung derartiger Programme wurde und sich in der Organisationsstruktur und beim Personal der Stadtverwaltung eine anderswo nicht erreichte Expertise herausbilden konnte. Die vorliegende Veröffentlichung zieht Bilanz hinsichtlich der gesamtstädtischen Perspektiven, der Instrumente der Umsetzung, der Verbindung der gesamtstädtischen mit den lokalen Zielen und hinsichtlich der verschiedenen räumlichen Schwerpunkte und Modellprojekte. Diese Bilanz zeigt, dass Gelsenkirchen nicht nur wegen seiner Probleme, sondern auch durch die Erfahrungen mit […]

Steinkohlenzechen – Fotografien aus dem Ruhrgebiet.
Grütter, Heinrich Theodor/Stefanie Grebe (Hg.), Josef Stoffels. Essen (Klartext) 2018, 334 S. ISBN 978-3-8375-1893-1, € 29,95 Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 hat das Ruhrmuseum – zu einem nicht geringen Teil basierend auf den eigenen Beständen – den großen Fotografen des Ruhrgebiets Ausstellungen gewidmet – Heinrich Hauser, Chargesheimer, Erich Grisar. Ausgehend von Josef Stoffels Projekt „Steinkohlenzechen“ stehen im Mittelpunkt dieses Begleitbandes zur Ausstellung vor allem Fotos aus den 1950er Jahren, der Zeit zwischen dem Aufschwung der Wirtschaftswunderzeit und der beginnenden Kohlenkrise – von Stoffels in einer Farbbildreihe bzw. einer Schwarzweißbildreihe festgehalten. Neben die Zechenfotos treten Bilder aus dem Alltagsleben der 1950er, Beispiele aus dem fotografischen Schaffen Stoffels in den 1930ern und außerhalb des Bergbaus sowie eine Würdigung als Industriefotograf. Anders als im fotografischen Werk von Hilla und Bernd Becher, die sich um 1970 des Abrisses, zumindest jedoch der grundlegenden Veränderung der von ihnen aus immer derselben Distanz fotografierten Anlagen bewusst waren, sind Stoffels Aufnahmen ungezwungener, konzeptlos spielerischer und häufig der komplexen Faszination der Objekte nachgebend. Daneben stellt sich zumindest für ältere Betrachter die Erkenntnis ein, in welchem Maße die Fotografien Stoffels unseren Blick auf das Ruhrgebiet der 1950er und frühen 960er Jahre geprägt haben. Dieser großformatige Band ist daher mehr als nur […]

The Complete Ruhrgebiet. The English Language Guide. For residents and visitors alike.
Kift, RoyEssen (Klartext) 2018, 5. neubearbeitete Ausgabe, 288 S., ISBN 978-3-8375-1876-4, € 14,95 “My intention is to acquaint you with the many highlights in the area, help you to master the difficulties of getting around in a country whose language you might not understand, and point you in the right direction to enable you to make further discoveries for yourself in one of the most fascinating areas in Germany. Despite its five million or so inhabitants the Ruhrgebiet is not London and it’s not New York. It’s not even Berlin, thank God. And it’s most definitely not Majorca, although it also has plenty of fine places for you to laze around in the sun. Nobody in their right mind would claim the region is an Elysium of unmitigated beauty but it’s a million times greener and cleaner than its reputation.” Damit umschreibt Roy Kift die Intention seines Buches. Es ist ein gut recherchierter Reiseführer und Sie kennen die meisten der vorgestellten „Highlights“. So weit, so gut – Aber es ist ein besonderes Vergnügen, Bekanntes aus der Sicht von Besuchern sehen zu können oder zu erleben, wie nicht Deutsch Sprechende mit unseren Alltäglichkeiten klarkommen müssen – allein die Beschreibung des Lösens […]

Vergessene Orte im Ruhrgebiet/Lost Places in the Ruhr Area.
Peter Untermaierhofer Halle (Mitteldeutscher Verlag) 2013, 160 S., ISBN 978-3-95462-105-7, € 24,95 Dieses Buch ist ein schöner Bildband über alte Industrieanlagen im Ruhrgebiet im besenreinen Schwebezustand zwischen aufgegebener alter Nutzung und (noch nicht gefundener) neuer Nutzung. Der Titel ist ein geschmäcklerischer Unsinn; denn die vorgestellten Orte sind keineswegs unvergessen, sondern in vielen Fällen feste Bestandteile der regionalen Industriekultur. Dies wird auch in einigen der beigegebenen Texte von Thomas Parent deutlich. In diesem Zusammenhang wäre es auch hilfreich gewesen, wären den Fotos die Aufnahmedaten beigegeben worden. Aber hier geht es weniger um textliche Information als vielmehr um das besondere Bild. Für diejenigen also, die nicht auf der Suche nach vordergründigem Hochglanz sind, sondern hinsichtlich Motivwahl, Stimmung und Farbgebung die etwas anderen Fotos von ausrangierten Industrieanlagen suchen, ist dieses Buch eine gute Wahl.

Was von der Zeche bleibt. Bilder nach der Kohle
Langmach, Bernd, Was von der Zeche bleibt. (Herausg. v. Heinrich Theodor Grütter). Essen (Klartext) 2018, 215 S., ISBN 978-3-8375-1952-5, € 29,95 Dieses Buch zeigt nur „Bilder einer Ausstellung“. Ebenfalls aus Anlass des Endes des Bergbaus stellte der Fotograf Bernd Langmach seine Aufnahmen von stillgelegten, funktionslosen und neu genutzten Schachtanlagen aus – mittendrin, nah dran oder weit weg in der Landschaft. In vielen bergbaulichen Bildbänden, die in den letzten Jahren – zum Teil als reprints – erschienen, sind uns Zechenanlagen in unterschiedlichen Sichtweisen präsentiert worden; Chargesheimer und die Bechers wurden zu Stilikonen. Hier erfahren wir, Schwarz-weiß und in Farbe, andere, teilweise auch frischere, in jedem Fall aber konkurrenzfähige Sichtweisen – sachlich, melancholisch, formalistisch, kitschig.

Wege zur Metropole – Heimat im Wandel.
Joachim Scharioth/Jörg-Peter Schräpler (Hg.) Essen (Klartext) 2017, 255 S., ISBN 978-3-8375-1794-1 Vom 26. Bis 29. April 1972 fotografierten sechs Studierende der Fachhochschule Dortmund rund 785 zufällig ausgewählte Standorte im Ruhrgebiet, die unter dem Titel „Soziologie in Bildern“ Eingang in die Ausstellung „Szene Rhein-Ruhr ´72“ des Folkwang-Museums fand. Zwischen 2012 und 2016 wurden die damaligen Standorte – manchmal unter technischen Schwierigkeiten und mit Korrekturen – erneut besucht und fotografiert. Die so entstandenen 400 Fotopaare waren 2017 Teil der dreimonatigen Ausstellung „Wege zur Metropole Ruhr – Heimat im Wandel“ im Bochumer Haus Weitmar. Die Fotopaare werden im vorliegenden Band entlang der Dimensionen Wirtschaft, Bildung, Freiräume, Stadtentwicklung, Wohnen, Verkehr, Landmarken & Kunst und Spurensuche interpretiert. Ergänzt werden sie durch Luftbilder, die den Orientierungs- und Interpretationsrahmen erweitern, durch Interviews, durch eine kleinräumige statistische Langzeituntersuchung zur Bildungssegregation und zum Bildungspotential sowie durch Texte, die zum Teil aus der Vortragsreihe erwachsen sind, die im Gefolge der Ausstellung von 2017 in Haus Weitmar stattfand; thematisch gehören dazu Betrachtungen zur Veränderung von Heimat sowie die Entwicklung von Leitideen. Den Anhang bildet eine detaillierte Interpretation aller fotographischen Aufnahmen. Insgesamt ist das Buch eine facettenreiche und methodisch höchst interessante Analyse des räumlichen und strukturellen Wandels im Ruhrgebiet. Der Titel, der […]

Wo es im Ruhrgebiet am schönsten ist
Rolf Kiesendahl Hamburg (Ellert und Richter Verlag) 2015, 176 S., ISBN 978-3-8319-0622-2, € 9,95 Diese Veröffentlichung hinterlässt einen bestenfalls zwiespältigen Eindruck. Als Reiseführer (?), der laut Vorwort des Autors einladen soll, die Kontraste des Ruhrgebiets kennen zu lernen, gehört sie zu der in den letzten Jahren wuchernden Gruppe von „Faszination Ruhrgebiet“- Bild- und Textbänden, die mit selten neuen Erkenntnissen und Bildern an immer dieselben Stätten des Ruhrgebiets heranführen, die man unbedingt vor dem eigenen Ableben noch gesehen haben muss. In dem vorliegenden Band werden 44 Standorte in Kurztexten beschrieben, von denen lediglich etwa ein Viertel nicht zum Standardprogramm eines Ruhrgebietsreiseführers gehört (z.B. Unperfekthaus in Essen, Berne-Park in Bottrop, Hochzeitsmeile in Marxloh). Ein Infokasten gibt für jedes Objekt eine Anfahrtsbeschreibung oder eine Post- oder Web-Adresse an; hinzu tritt eine kartographisch gänzlich unzureichende Übersichtskarte, die jedoch nur die administrativen Grenzen des Ruhrgebiets, aber keines der angesprochenen Objekte verzeichnet. Man kann die Veröffentlichung vielleicht auch als eine Sammlung von subjektiven Kurzessays des Autors ansehen, mit der das Interesse von externen Besuchern geweckt werden soll, die jedoch nicht frei von Ungenauigkeiten und Fehlern sind. Unbestreitbar zu bemängeln ist die geringe Ausstattungsqualität; zu dunkle und zu kleine Schwarzweiß-Abbildungen auf für diesen Zweck unzureichendem Papier beeinträchtigen […]
Bücherecke – Online
Rezensionen Band 2 – Online
Download Buchbesprechungen (pdf)
von Prof. Dr. H-W. Wehling
- MEGGG Band 2 (2016)
- MEGGG Band 1 (2011)
- MGGR Heft 27
- MGGR Heft 26
- MGGR Heft 25