Bücherecke – Rezensionen MGGG Band 2 (2016)

100 Jahre Rhein-Herne-Kanal – Die Wasserstraße mitten durchs Revier
LWL-Industriemuseum/Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur (Hg.) Essen (Klartext) 2014, ISBN 978-3-8375-1186-4 In den industriellen Hochzeiten des Ruhrgebiets war der 1914 eröffnete Rhein-Herne-Kanal Europas verkehrsreichste künstliche Wasserstraße. Aus gegebenem Anlass hat das LWL-Industriemuseum diese kurz gefasste, aber dennoch äußerst informative Studie zu seiner Entwicklung in den letzten 100 Jahren herausgegeben. Sie gliedert sich in vier Großkapitel zur Geschichte des Kanals bzw. seiner Funktion in verschiedenen Phasen der regionalen Geschichte, zu seinen Brücken und Häfen, zur Schifffahrt und den verschiedenen Schiffen auf ihm und zu seiner Stellung in den neuen regionalen Planungen zwischen Industriekultur und Industrienatur. Informative Fotos, Karten und Graphiken runden das Bild ab.

150 Jahre Alt-Oberhausen
Nöllenheidt, Achim & Andrea Rickers (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0825-3 Am 1. Februar 1862 wurde Friedrich August Theodor Schwartz in sein Amt als kommissarischer Bürgermeister Oberhausens eingeführt. Bezogen auf dieses Gründungsdatum will der vorliegende Band einen Überblick über eine 150 Jahre währende Entwicklung geben. In 30 meist nur dreiseitigen Artikeln werden Spaziergänge durch einzelne Stadtteile oder Siedlungen unternommen oder spezielle Themen (Straßenbahn, GHH, City-Kaufhof u.a.) abgehandelt. Präsentiert wird auf diese Weise eine Fülle von Material unterschiedlicher Qualität und Relevanz, ohne dass eine allgemeine Zielsetzung oder Struktur deutlich wird. Dem entspricht ein außerordentlich unruhiges Layout, das mit einer Vielzahl von Elementen spielt. Eine in Teilen interessante, insgesamt aber nicht überzeugende Veröffentlichung.

Architektur in Essen 1960-2013
Bergmann, Berger/Peter Brdenk (Hg.) Essen (Klartext) 2013, ISBN: 978-3-8375-0832-1 Nachdem sich der 2012 erschienene erste Band mit Essens Architektur von 1900 bis 1960 beschäftigte, geht es nunmehr um die Bauwerke und Entwicklungen in der Stadtentwicklung in den letzten Jahrzehnten. Im ersten Teil wird ein inhaltlicher Bogen gespannt von Essen als dem „Gernegroß“ der 1960er Jahre mit der Stadtkrone am Postscheckamt und Stahlhaus über den Rathausbau, den Ausbau des Ruhrschnellwegs, die zerstörerische Stadtsanierung in Steele bis hin zum Weltkulturerbe, zum Auf- und Ausbau des Kruppgürtels, zu den zahlreichen Kunst- und Kulturstätten, zum Universitätsviertel und zum Ausbau der Messe Essen. Im zweiten Teil werden 120 Bauwerke und zehn Siedlungen, die die Strömungen der letzten Jahrzehnte widerspiegeln, in Text und Bild vorgestellt. Band schließt ab mit Kurzbiographien Essener Architekten, Städtebauer und einschlägiger Zeitzeugen. Nicht nur für den Besitzer des ersten Bandes, sondern für jeden an der Essener Architektur der letzten knapp 60 Jahre Interessierten ist dieses Buch ein Muss.

Audio-Guide Ruhrgebiet, unterwegs mit Prominenten
Hömma kucken. 2CDs, Essen (Klartext-Verlag), ISBN 978-3-89861-981-3 Hier kriegen Sie zum Sehen was auf die Ohren. Herbert Knebel erklärt Sie dat Prinzip „Guste“ und nimmt Sie mit auf einen Tripp durch die Essener City; Michael Schulz und Bernd Schindowski, beide vom Musiktheater im Revier, suchen Standorte von Kunst, Kultur, Spiritualität und Inspiration auf – in Gelsenkirchen; bei Gerburg Jahnke „is alles watte siehs“ Oberhausen; Manni Breuckmann besucht mit Ihnen die Arenen des Ruhrgebietsfußballs. Das Ruhrgebiet „für unterwegs“ – für den CD-Player im Auto oder überspielt auf den MP3-Player oder das Handy; eine nette und unterhaltsame Idee.

Auf blauen Steinen- Architektur und Kunst am Essener Kulturpfad
Krüssmann, Holger/Tobias Appelt Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0068-4 Seit 2000 verbinden 372 Leuchtsteine des Essener Kulturpfades vom Museum Folkwang in die historische Altstadt Highlights der Essener Stadtarchitektur und der Kunst im öffentlichen Raum miteinander. Die beiden Autoren nehmen den Leser/Besucher mit auf diesen Kulturpfad und versorgen ihn – jeweils mit anderer Schwerpunktsetzung – mit einer Fülle von Informationen und Geschichten hinter den Bauwerken und Objekten und hinter diesen wiederum zur Essener Stadtplanung und –entwicklung. Der Kunst- und Architekturführer ist professionell gut geschrieben; ein grundlegendes Literaturverzeichnis wäre für den weiter Interessierten eine nützliche Hilfe gewesen.

Auf Crange! Das Buch zur Kirmes
Berke, Wolfgang, Quickels, Wolfgang Essen (Klartext) 2014, ISBN 978-3-83751-125-3 1992 erschien die mittlerweile vergriffene detailreiche historische Darstellung „Auf Cranger Kirmes“ von Annette Krus-Bonazza. Auf deren Erkenntnisse stützen sich fast alle historischen Kapitel dieses Buchs. Dazwischen stehen Kapitel zum Aufbau, zu Umzügen, Fahrgeschäften, Schaustellern, Gewinnen, Plakaten und vor allem zu den Besuchern dieser größten Kirmes des Ruhrgebiets. Vor allem aber sind es die Bilder von Originalen und Kuriositäten, von Trubel und Gedränge, von Generationen überschreitendem Vergnügen und überschäumender Lebensfreude, die dieses Buch sympathisch machen.

Bauten und Anlagen der 1960er und 1970er Jahre – ein ungeliebtes Erbe?
Hecker, Michael/Ulrich Krings (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) Essen, ISBN 978-3-8375-0679-2 Der vorliegende Band ist die Zusammenfassung der Beiträge des Symposiums, das das Haus der Architektur Köln (hdak) am 23./24. Oktober 2009 veranstaltet hat. Der Untertitel suggeriert Unbehagen. Die 1960er und 1970er Jahre waren in beiden Teilen Deutschlands Jahrzehnte ausgedehnter Bautätigkeiten, in deren Verlauf es angesichts günstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen möglich war, einerseits spektakuläre neue städtebauliche und architektonische Konzepte und „Utopien“ zu verwirklichen, anderer-seits Siedlungen und öffentliche Gebäude zu errichten, deren Gestaltung und Ausführung nicht selten als „brutal“ bezeichnet worden ist. Der Band, der bezeichnender Weise Wolfgang Pehnt zum 80. Geburtstag gewidmet ist, referiert in einigen Beiträgen die Leitvorstellungen der damaligen Jahrzehnte, stellt eine Vielzahl von gebauten Beispielen vor und widmet sich schließlich der Frage des „Erbes“ und unterzieht damit – nur auf den ersten Blick paradox – die ungeliebten Bauten einer denkmalschützerischen Betrachtung. Insgesamt eine lesenswerte Sammlung von Beiträgen.

Das Dorf – Landleben in Deutschland – Gestern und heute
Henkel, Gerhard Stuttgart (Konrad Theiss Verlag) 2012, ISBN 978-3-8062-2541-9 Gerhard Henkel, Mitglied der Gesellschaft und mittlerweile pensionierter Professor am Essener Geographischen Institut ist ein anerkannter Forscher im und über den ländlichen Raum, der auch sein Lebensraum ist. Er hat im Verlauf seines wissenschaftlichen Lebens Lehrbücher und mehrere hundert Aufsätze über den länd-lichen Raum geschrieben und war in mehreren hundert Vorträgen dessen Anwalt.< Nunmehr hat er dieses Buch vorgelegt, das ein Standardwerk über das Dorf zu werden verspricht. Es gliedert sich nach einem Vorspann über das alte Dorf in fünf große thematische Abteilungen über das moderne Dorf (Wirtschaft und Versorgung, Bevölkerung-Soziales-Kultur, Gestalt der Kulturlandschaft, Dorfpolitik) und ein Fazit. Unterhalb dieser Gliederungsebene übernehmen es 59 Kurzkapitel, ohne Überschneidungen und thematisch ausgewogen ein weit aufgefächertes Bild des Dorfes in Deutschland zu präsentieren. Hinzu tritt ein Exkurs über das Dorf in der Kunst. Dieses Buch ist als wissenschaftliches Buch um Objektivität bemüht, wenngleich sich der Autor – wie er im Vorwort einräumt – insbesondere in der Abteilung „Dorfpolitik“ die Freiheit der subjektiven Betroffenheit des Dorfbewohners gestattet. Als wissenschaftliches Buch geht es deutlich über die üblichen deutschen Standards hinaus, denen Inhalt fast alles und Verpackung (Präsentation) fast nichts gilt. Hier entspricht es eher angelsächsischen Standards. […]

Das Essener Burggymnasium 1824-1945 – Ein Höhere Schule im Spiegel wechselnder Machtsysteme
Gronewold, Andreas Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0819-2 Diese Veröffentlichung erfüllt mehrere Ziele. Zum einen stellt sie – bei nur spärlich vor Ort vorhandenen Quellen – die Entwicklung des ältesten altsprachlichen Gymnasiums der Stadt Essen in einem wichtigen Abschnitt der Stadtgeschichte dar, zum anderen bietet sie in der Rekonstruktion zentraler Konflikte Einblicke in die Formen der national- und vor allem lokalpolitischen Einflussnahme in die Schulentwicklung. Schließlich hat auch die konfessionelle Orientierung bedeutenden Einfluss auf die Schulentwicklung. Besondere Beachtung finden auch das konservativ-katholische Milieu der Weimarer Zeit und die politischen Einstellungen der Lehrerschaft in der nationalsozialistischen Zeit. Insgesamt ist eine in all diesen Facetten verwobene, stimmige und empfehlenswerte Studie entstanden.

Das Ruhr-Atoll, Kunst – Wissenschaft – Energie
Kabakov, Ilya und Emilia/Kaiser, Andreas/Katase, Kazuo/Kaufmann, Andreas M. (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0489-7 Dieses Buch gehört noch zu denjenigen, die die Ereignisse des Kultur-hauptstadtjahrs aufarbeiten. Die auf dem Baldeneysee installierten oder für diese Aktion geplanten Atolle werden in ihren Konzeptionen und realen Ansichten vorgestellt. Die Ruhr-Atolle gehörten nicht zu den spektakulärsten Event von Ruhr2010, der vorliegende Band vermag jedoch in den meisten Fällen, den ganz besonderen Zauber zwischen der in diesen schwimmenden Objekten realisierten Symbiose von Kunst und Wissenschaft und dem Standort Baldeney-See lebendig werden zu lassen.

Das unbekannte Ruhrgebiet
Noll, Hans-Peter/Rolf Kiesendahl Hamburg (Ellert & Richter Verlag) 2013, ISBN 978-3-8319-0501-0 Dieses Buch hätte es eigentlich nicht gebraucht. Es reiht sich ein in eine Fülle ähnlicher Zusammenstellungen von Rahmentexten und schönen Fotos (von unterschiedlich schönen Plätzen des Ruhrgebiets), die dem auswärtigen Besucher das gewandelte Ruhrgebiet nahebringen wollen. Der Titel ist eine geschmäcklerische Mogelpackung; denn im heutigen Ruhrgebiet ist nichts mehr/nur noch sehr wenig unbekannt (siehe oben genannte Fülle von Büchern) und die in diesem Band veröffentlichten Bilder sind alle in dieser oder einer von vielen ähnlichen Formen bekannt. Der Text ist auf eine von außen kommende Klientel abgestimmt und eine Mischung von gut geschriebener Sachinformation und feuilletonistischen Anekdoten; hinzu tritt eine Übersichtskarte mit den Standorten der Fotoobjekte. Text und Bildauswahl folgt dem zonalen Aufbau des Ruhrgebiets, die einzelnen Kapitel werden jeweils durch einen Text einer Kulturgröße des Ruhrgebiets (Herbert Grönemeyer, Diether Krebs, Uwe Lyko, Hanns Dieter Hüsch) eingeleitet. Als allererste Einstimmung mag das Buch Besuchern von auswärts genügen; denn es macht in Text und Bild zweierlei deutlich – „Sonnenuntergänge … in klarer, heller Luft … kein Geruch von fetter Kohle … vorbei ist vorbei.“ (Diether Krebs) und „… wenn ich ma so aum Gasometer stehe … oder auf sonne Halde […]

Die Koker auf Zollverein – Koker erzählen von ihrer Arbeit und ihrem Leben auf der Kokerei Zollverein
Mantowski, Eitel/Hellwig, Claudia/Münschke, Frank (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0690-7 Was wissen Sie über die Technik einer Kokerei und über die Arbeitsbedingungen. Wenn Sie mit der Antwort genauso zögern wie vor Jahren Ulrich Borsdorf, dann greifen Sie zu diesem Buch, das der ehemalige Direktor des RuhrMuseums initiierte. Koker beschreiben ihre ehemalige Arbeitswelt und ihr Wirken in ihr bis zur Stilllegung der Zentralkokerei im Jahre 1993. Zwar ist der Ansatz, Betroffene ihre Arbeits- und Lebenswelt darstellen zu lassen, in den letzten Jahren mehrfach und mit unterschiedlichem Erfolg für eine Buchveröffentlichung genutzt worden, doch ist diesmal kein Kompendium persönlicher Geschichten und Anekdoten entstanden, sondern alle Autoren eint das Bemühen, durch eine deutliche Gliederung und eine Reihe interessanter Fotos Außenstehenden, die bestenfalls vor dem Industriedenkmal Kokerei Zollverein stehen, eine vergangene Arbeitswelt einsichtiger zu machen.

Die schönsten Biergärten im Revier – Biergartenführer Ruhrgebiet
Köster, Michael Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0367-8 Wie der Autor im Vorwort feststellt, hätte man sich das „Phänomen“ Biergarten im Ruhrgebiet vor 20 Jahren kaum vorstellen können. Zwar gab es schon die klassischen Gartenlokale wie etwa in Essen „Appelhannes“ und das „Jagdhaus Schellenberg“, aber nicht eine so große Fülle wie sie in diesem Führer dokumentiert wird. Gerade im Umfeld von 2010 ist – vermeintliche Bedürfnislücken füllend – eine Fülle überflüssiger, unnützer und in Inhalt und Form lieblos zusammengestellter „Führer“ entstanden. Dieser gehört nicht dazu. Die „Herzensangelegenheit“ des Autors ist mit Freude am Objekt geschrieben und beschrieben, für jede der 73 Lokalitäten werden Adresse, Kontaktmöglichkeiten, Öffnungszeiten, Zahl der Sitzplätze, Anschluss an den ÖPNV, die Spielmöglichkeiten für Kinder, die Parkmöglichkeiten, die angebotenen Biere und die Spezialitäten der Speisekarte angegeben. Ausgestattet mit einer Karte zur regionalen Orientierung und einladenden Fotos ist ein Führer entstanden, mit dem der Interessierte auch etwas anfangen kann.

Dortmund – 52 Orte der Industriekultur
Abeck, Susanne/Struß, Hedi/Swyter, Hartmut Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0439-2 Industriekultur hat Hochkonjunktur in der Region, und nun gibt es auch für Dortmund einen handlichen Führer zu herausragenden Denkmälern des Industriezeitalters. Die Texte sind anregend und informativ, die reiche Bebilderung ist von guter Qualität. 52 Standorte unterschiedlicher Funktionalität, wie z.B. Zechen, Verwaltungsbauten, technische Infrastruktur werden vorgestellt; warum dies in alphabetischer Ordnung und nicht in räumlichen Zusammenhängen geschieht, bleibt allerdings unerfindlich. Anders als bei anderen einschlägigen Führern ist zu loben, dass eine Übersichtskarte beigegeben ist, wenngleich deren überstilisierte Gestaltung den Informationswert deutlich schmälert.

Echt kriminell – Die spektakulären Fälle aus dem Ruhrgebiet
Berke, Wolfgang/Jan Zweyer Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0705-8 Seit Jahrzehnten ist das Ruhrgebiet Schauplatz von Verbrechen mit nationaler Resonanz gewesen – der Daube-Mord in Gladbeck, der Kindermörder Jürgen Bartsch, die Entführung Theo Albrechts, der „Ruhrkannibale“ von Duisburg, das Gladbecker Geiseldrama, das Verlies in der Ruhrtalbrücke, der „Satansmord“ von Witten, die Betrügereien eines Prof. Broelsch, die Mafia-Morde in Duisburg oder der Rockerkrieg im Ruhrgebiet, der Envio-Skandal in Dortmund und zahlreiche andere. Internetquellen und Zeitungsartikel sind die Basis der in sachlichem Stil gehaltenen Darstellungen der Kriminalfälle. In manchen Fällen sind sie jedoch ein wenig spröde und man hätte sich „mehr Fleisch ans Gerippe“ gewünscht, aber insgesamt bleibt es ein lesenswertes Buch.

Ein Tag wie noch nie
RUHR2010 GmbH (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0476-7 Wo waren Sie am 18. Juli 2010? Sie wissen es nicht? Dann waren sie sicherlich nicht unter den rund drei Millionen, die mit Biertischen und Aktionen die A40 von Duisburg bis Dortmund „besetzt“ hielten. Dieses Buch gibt Einblick und Überblicke. Mitglieder des Organisationsteams, allen voran Fritz Pleitgen, schildern aus ihrer Sicht diesen denkwürdigen Tages von der Entwicklung der Idee über die organisatorische Planung, den Aufbau, die verschiedenen Phasen der Stilllegung der A40 bis zu den abschließenden Aufräumarbeiten. Nach räumlichen Abschnitten gegliedert folgt eine Fülle von Bildern der „Mitwirkenden“ – „Suchbilder“ für die, die dabei waren, in jedem Fall aber ein buntes Kaleidoskop ausgelassener Fröhlichkeit an einem sonnigen Sonntag im Juli. Die Wünsche, aus diesem Ereignis des Kulturhauptstadtjahrs eine dauerhafte Einrichtung werden zu lassen, wie sie in den Tagen danach laut wurden, sind nicht nur aus organisatorischen Gründen schnell verschwunden, sondern vor allem, weil es gerade für die, die dabei waren, ein besonderes Ereignis bleiben soll.

Emscher Revier – Industrielandschaft im Prozess
LWL-Industriemuseum (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0353-1 Den Hauptteil dieses Bandes bilden die Fotographien aus dem Emscherstädten von Joachim Schumacher von 1973 bis 2009, die den Wandel der letzten Jahrzehnte in dem Teil des Ruhrgebiets dokumentieren, der strukturell am typischsten war und ist. Umrahmt werden diese Bilder von Betrachtungen über die Fotographie in dieser Stadtwelt, über die Entwicklung dieses „Wilden Westens“, über die Ruhrgebietsbilder der Regionalwerbung und über die Perspektive des Neuen Emschertals. In der Fülle der aktuellen Fotobände gehört dieser zu den inhaltlich informativen und dokumentarisch anschauenswerten.

Essen von A bis Z – Wissenswertes von A bis Z
Dupke, Thomas/Paßmann, Dirk F./Schupetta, Heike Münster (Aschendorff Verlag) 2009, ISBN 978-3-402-00238-4 Dieses Buch ist im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahrs und in Erwartung eines Zustroms an Touristen entstanden, die es dringend benötigen. Man nahm die Informationen aus den Standardwerken von Dickhoff, Mohaupt und Wisotzki, recherchierte in einigen Fällen genauer in der heimatkundlichen Literatur, aktualisierte das Ganze, ergänzte es um Informationen zu Essener Firmen und einige thematische Fotostrecken und brachte es in eine alphabetische Reihenfolge. Mangels einer klaren Vorstellung vom möglichen Nutzer oder, um es jedem recht zu machen, wurden in einem Anhang diverse Listen beigefügt – der Äbtissinnen, Äbte und Bürgermeister, der Schulen, historischen Höfe und Hochhäuser, der Zechen, Stadtteile (ohne Karte!) und Lichtwochen, und andere. Insgesamt eine Anhäufung weitgehend unverbundener Informationen – nicht weniger, aber auch ganz gewiss nicht mehr. Dem Buch liegt ein barrierefreier Innenstadtplan bei, hergestellt im Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster der Stadt Essen.

Essen, Ansichten und Einsichten
Vetter, Ulrike/Frank Vinken Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBM 978-3-8375-0253-4 Diese Veröffentlichung gehört zu den seit Jahrzehnten in unregel-mäßigen Abständen mit oder ohne offiziellen Segen produzierten Büchern, die Außenstehenden in Wort und Bild die attraktiven, interessanten oder ungewöhnlichen Seiten der Stadt in einem positiven Licht darstellen wollen. Inhaltlich gliedert sich dieses Buch, das sich als offizielles Gastgeschenk ebenso wie als Mitbringsel eignet, in Kapitel über Plätze, wo Essen mittelalterlich, industriegeschichtlich, denkwürdig, erstklassig, anregend, weltläufig, gemütlich und erholsam ist.

FRAURUHRMANN -Lebenswelten von Frauen und Männern in der Metropole Ruhr
Regionalverband Ruhr (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0083-7 Dies ist ein Buch des 21. Jhs. In einer Region, die ihre wirtschaftliche Existenz im 19. und in weiten Teilen des 20. Jhs. der Arbeit zehntausender von Männern verdankt und deren Strukturen in vielen Bereichen noch vor gut zwei Jahrzehnten überwiegend von Männern geprägt wurden, ist dieses Buch nicht nur lebend(ig)er Ausdruck eines Strukturwandels, sondern ermöglicht auch einen Sichtwandel. Neben einigen wenigen Männern ist dieses Buch von einer Fülle vielfältig orientierter und etablierter Frauen geschrieben. Die Region wird weiblichen Sichtweisen unterzogen; es wird deutlich, dass weibliche Lebenswelten anders als männliche sind, Planung und Raumentwicklung also auch der weiblichen Perspektiven bedarf. Noch nie zuvor – sondern erst im 21. Jh. – ist in so großer inhaltlicher Breite ein weiblicher Blick auf die Region geworfen worden. Ein uneingeschränkt lesenswertes Buch!

Fremd(e) im Revier!?
Wisotzky, Klaus/Ingrid Wölk (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0350-0 Zuwanderung von Einwohnern gehört zum konstituierenden Merkmal des Ruhrgebiets seit Beginn seiner industriellen Entwicklung. Diesem Phänomen widmeten sich im Jahr der Kulturhauptstadt verschiedene Ruhrgebietsarchive in einer Ausstellungsreihe und in dieser Publikation. Dabei wird der zeitliche und inhaltliche Bogen weit gespannt. Er reicht von den Fremden des Mittelalters und den Glaubens- und Revolutionsflüchtlingen der frühen Neuzeit über die Arbeitsmigranten des 19. und 20. Jhs. bis hin zur heutigen Situation der hier lebenden Migranten und Migrantinnen unterschiedlicher Generationen. Gut bebildert untersuchen die verschiedenen Beiträge für Bochum, Wesel, Bottrop, Marl, Gelsenkirchen, Essen, Recklinghausen, Dinslaken und Mülheim zu jeweils unterschiedlichen Zeiten das Gegen-, Mit- und Nebeneinander von Fremden und Einheimischen.

Grenzwanderung – Zu Fuß und auf dem Rad rund um Buer und Horst
Meinert, Georg Essen (Klartext-Verlag) 2008, ISBN 978-3-8375-0014-1 Der Autor wandert und fährt 49,1 km rund um den Gelsenkirchener Norden und folgt dabei auf neun Etappen weitgehend der Stadtgrenze. Die Natur der Freiräume und die Geschichte der Siedlungslandschaft entlang dieser in ihrer Führung ungewöhnlichen Strecke stehen im Vordergrund der Darstellungen; die beigegebenen Karten mit der sehr präzisen Routenführung fordern ausdrücklich zur Nachahmung auf. Die beiden Kapitel über die Geschichte von Buer und Horst hätten allerdings inhaltlich besser in die Touren eingearbeitet werden sollen; so stehen sie relativ isoliert am Ende des Buchs

Industrie. Archäologie. Essen
Hopp, Detlef (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0428-6 Zu Büchern, die in diesem Rahmen in den letzten Jahren vorgestellt worden sind, gehörten immer wieder die Reports über neue Grabungsfunde und –ergebnisse, die der Stadtarchäologe Hopp vorgelegt hat. Diesmal geht es zunächst um den frühen Bergbau auf Kohle, Silber, Blei und Raseneisenerz (Burgaltendorf, Rüttenscheid), um das Deilbachtal (Kupferdreh), um Stollen der Zeche Deimelsberg (Steele), um die Ruhrschifffahrt, um die umfangreiche Abtragung der Trasse der Rheinischen Eisenbahn, um Feldbrandöfen (Freisenbruch, Stoppenberg) und um Frischwasserzufuhr und Brunnenbauten. Die Zeit des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs ist mit Grabungen zu einem Kriegsgefangenenlager an der Pferdebahn, mit einem Lager in Heisingen, Schutzbauten in Bereich Frohnhausen und mit Untersuchungen des Kriegsschutts vertreten. Zu einem Eldorado für die Stadtarchäologie wurde jedoch in den letzten Jahren die Umgestaltung des Krupp-Geländes. Den auf diesem Gelände gemachten Funden und durchgeführten Grabungen ist der zweite Teil der Veröffentlichung gewidmet. Wie immer ist der neue archäologische Report in hervorragender Weise mit Karten, Skizzen und Fotos ausgestattet.

Koks und Cola – Das Ruhrgebiet der 1950er Jahre
Kaute, Wilfried Köln (Emons-Verlag) 2012, ISBN 978-3-89705-000-9 Was für ein Bildband über das Ruhrgebiet! Für diejenigen, die man heute gerne Zeitzeugen nennt, ist es ein Band der Erinnerungen an den Brezelkäfer, an Stangeneis, an den Deutschen Fußballmeister Rot-Weiß Essen, an Einkellerungskartoffeln, an Filmpremieren in der „Lichtburg“, an Taubenväter, Milchwagen und von Kinderscharen bevölkerte Schulhöfe inmitten von Trümmern oder im Schatten rauchender Schlote. Für alle Jüngeren gibt er großformatig und farbig wie schwarzweiß informative, schön-hässliche, anrührende, liebevolle (Suchense sich wat aus!) Einblicke in eine Zeit, die bei allem Bemühen in der heutigen Zeit der inszenierten oder museal gepflegten Industriekultur nicht mehr herzustellen ist. Getragen von den Fotos der Großen der Ruhrgebietsfotographie (Hallensleben, van Heekern, Stoffels, Tripp u.a.) aus dem Fotoarchiv des Ruhrmuseums ergibt sich schließlich eine weit gespannte dokumentarische Aufnahme einer Zeit, in der die zerstörerischen Wirkungen des Weltkriegs noch nicht vollständig überwunden waren, aber allerorten das „industrielle Herz“ der frühen Bundesrepublik zu wachsen begann.

Krupp – Höhen und Tiefen eines Industrieunternehmens
Stenglein, Frank Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0518-4 1927, 1953, 1968, 1984, 1986, 2000, 2001 – neben einer Vielzahl von speziellen Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen sind in der Vergangenheit in unregelmäßigen Abständen immer wieder Gesamtdarstellungen des Unternehmens und der Familie Krupp erschienen, etwa zu gleichen Teilen um wissenschaftliche Objektivität bemüht, der „Hofberichterstattung“ zuneigend oder aus einer kritischen, z.T. hasserfüllten Distanz geschrieben. Rechtzeitig zum 200jährigen Firmenjubiläum (2011) und zum 200. Geburtstag von Alfred Krupp (2012) legt der Leiter der Lokalredaktion Essen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung seine Fassung vor. Er kann dabei auf einen gerade in den letzten zehn Jahren entstandenen Fundus an Sekundärliteratur hoher Qualität zurückgreifen. Somit bringt er zwar keine neuen Erkenntnisse zu Tage, entstanden ist jedoch eine in freundlichem Grundton geschriebene Darstellung der großen Entwicklungslinien in den letzten 200 Jahren von Familie und Unternehmen Krupp. Auch das Bildmaterial ist nur selten neu, seine Bearbeitung – meist sind die Fotos zu dunkel – und sein Druck auf letztlich zu weichem Papier mindern jedoch den Wert des Buchs.

Krupp entdecken – Auf den Spuren der drei Ringe
Bösch, Delia Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0520-7 Rechtzeitig zu den Kruppjubiläen legt auch die Kunsthistorikerin Delia Bösch einen Führer zu den herausragenden Beispielen des baulichen Erbes von Familie und Unternehmen Krupp vor, gegliedert in eine Familien- (Villa Hügel, Hügelpark, Siedlung Brandenbusch, Krupp-Familienfriedhof), eine Firmen- (Stammhaus, ThyssenKrupp Headquarter, Krupp-Park, Rheinische Bahn) und Kolonientour (Essener Siedlungen Margarethenhöhe, Altenhof und Alfredshof, Siedlungen Heimaterde in Mülheim, Dahlhauser Heide in Bochum und Margarethensiedlung in Duisburg-Rheinhausen). Für jede der Touren wird ein Restaurantvorschlag in entsprechendem Ambiente gemacht. Zwar sind die Texte informativ, doch hätte man sich auf der Kolonientour detailliertere Rundgänge und generell Hinweise auf die spezifische Literatur gewünscht.

Leben am Fluss. Mülheim an der Ruhr
Kaufhold, Barbara Essen (Klartext-Verlag) 2011. ISBN 978-3-8375-0426-2 Wenngleich der Titel es suggerieren könnte, ist dieses Buch keine Stadt- oder Kulturgeschichte der Stadt Mülheim an der Ruhr, sondern es geht um die Ruhr im Bereich der Stadt an der Ruhr. Es beginnt mit dem Wildfluss Ruhr und seinem Naturpotential, gefolgt von der Darstellung seiner Einflüsse auf die Stadtanlage und auf den Betrieb einer Fülle von Mühlen. Drei Kapitel widmen sich den verschiedenen Stadien der verkehrlichen Nutzungen von Fluss und Ufern, gefolgt von Untersuchungen zum Brückenbau, zur Flussregulierung, zur Wasserwirtschaft und zur Freizeitnutzung. Hinzu treten zwei sogenannte Tableaus zum Leben auf Schloss Broich im Wandel der Zeiten und zur Kindheit am Fluss. Die auf über 270 Seiten ausgebreitete kulturgeschichtliche, man könnte auch sagen, landeskundliche Studie ist ein mit Quellen und Materialien reich ausgestattetes, interessant und facettenreich geschriebenes und insgesamt empfehlenswertes Buch.

Mein Revier – Ein Vierteljahrhundert im Bild – das Ruhrgebiet von 1965 bis 1989
Vollmer, Manfred Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0866-6 Dieses Buch ermöglicht eine historisch-sachliche Reise, aber auch eine mit Sentiments – in eine Zeit, als das Ruhrgebiet sich noch zu Recht das „Revier“ nennen konnte. Dargestellt werden die ersten Jahrzehnte des so genannten Strukturwandels; es ist eine Zeit der alten Schwarzweiß-Bilder, des Arbeitskampfes, der Stilllegungen, des Arbeiterstolzes und der alten Klischees, aber auch des Neuanfangs durch Autobahnen, Universitäten, neue Unternehmen und neue Industriedenkmäler. Nach Themen oder Sichtweisen gegliedert ist dieses Buch Zustandsoffenlegung und Chronik zugleich; nahezu jedes Foto erzählt eine Geschichte. Vielleicht weil Manfred Vollmers Stellung in der Fotographie des Ruhrgebiets seit Langem etabliert ist, wird selten grundsätzlich Neues präsentiert, aber es meist der besondere Blick auf das Faszinierende der sich verändernden Industrielandschaft und der freundschaftlich-solidarische Zugang auf die Menschen in einer Zeit des Umbruchs, der den Reiz der Bilder ausmacht. Unter den in den letzten Monaten auf den Markt gekommenen Bildbänden zum Ruhrgebiet gehört dieser zu den besten.

Metropolregionen in der Wissensökonomie
Roost, Frank (Hg.) Metropolis und Region, Bd. 5, Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-52-7 Die Konzentration der Ressource Wissen wird zu einem zunehmend wichtigeren Standortfaktor in der postindustriellen Gesellschaft und Stadtlandschaft. In welchem Verhältnis stehen das Städtesystem und die Wissensökonomie, auf welche Weise und aus welchen Gründen verteilen sich die so genannten Kreativen in Deutschland, welchen Beitrag leistet die Werbewirtschaft, löst die Wissensregion die Technologieregion ab – dies sind Fragestellungen, denen diese hochinteressante Veröffentlichung nachgeht.

Mythos Kohle
Farrenkopf, Michael Münster (Aschendorff Verlag) 2009, ISBN 978-3-402-04386-8 Der Anlass zu diesem großformatigen Buch ist ein banaler; die meisten Bildbände zur Bergbaufotographie sind vergriffen, der Autor hat, u.a. als Leiter des Bergbau Archivs beim Deutschen Bergbau-Museum, Zugriff auf einen umfangreichen Bildbestand. Das Ergebnis dieser Konstellation ist nicht banal. Entstanden ist ein opulenter Bildband, der die Entwicklung des Ruhrbergbaus in fünf Kapiteln vom Beginn der Werksfotographie in den 1870er Jahren bis in die Zeit der Stilllegungen nachzeichnet. Die in Inhalt und Qualität ein- und ausdrucksvollen Fotos werden unterstützt durch aussagekräftige Bildunterschriften. Der Leitfaden des Buches bleibt die Werksfotographie; daher fehlen Fotos aus der Mitte des 19. Jhs. und aus der postindustriellen Gegenwart, in der die Werksfotographie ihren künstlerischen und dokumentarischen Stellenwert verloren zu haben scheint. Der strikte Bezug auf das Werksgelände spiegelt sich auch in den Texten wieder, die allerdings immer dann blass werden, wenn – in wenigen Fällen – das Werksgelände überschritten wird und Zechenstandorte in ihren landschaftlichen Zusammenhang gestellt werden. Diese eher geographische Bemerkung schmälert aber den Wert dieses durchweg empfehlenswerten Buches nicht.

Nachfrageorientiertes Nutzungszyklus-Management
Bizer, Kilian/Ewen, Christoph/Knieling, Jörg/Stieß, Immanuel (Hg.) Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-40-4 Wohnen im Bestand Nachfrageorientierung als Perspektive. Anforderungen, Konzepte und Good Practices für Wohnungswirtschaft und Stadtentwicklung Röber, Manfred/Heidi Sinning (Hg.) Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-51-0 Die gegenwärtige Stadtentwicklung in Deutschland wird zum einen durch den Zielkonflikt beeinflusst, der sich aus der Stadt-Umland-Wanderung der Bevölkerung und dem Leitbild einer nachhaltigen Raumentwicklung ergibt; zum anderen macht der Geschosswohnungsbau der 1950er bis 1970er Jahre eine Umbruchsphase durch, befindet er sich doch in einer günstigen, weil zentrumsnahen Lage, jedoch in einem altersbedingt schlechten Erhaltungszustand. Schließlich stellt die mindestens latente Überalterung der urbanen und suburbanen Bevölkerung neue Anforderungen. Aus theoretischen Überlegungen und anhand von zwei Beispielgebieten wird in der ersten Veröffentlichung das nachfrageorientierte Nutzungszyklus-Management entwickelt, das Konzept und Instrumentarium zugleich bietet, um die Attraktivität der Geschosswohnungsbauquartiere zu steigern und in der Stadtregion weiteren Flächenverbrauch einzudämmen. Der von Röber und Sinning herausgegebene Sammelband ist eindeutig praxisorientiert, geht dem skizzierten Problem aus der Sicht der Wohnungswirtschaft nach, diskutiert die neuen Anforderungen an Wohnung und Wohnumfeld, stellt Governanceansätze in der Stadt- teilentwicklung und neue Dienstleistungen in der Wohnungswirtschaft vor und sieht beide zusammen mit einem neuen Marketingkonzept als wichtige Grundlagen einer nachfrageorientierten Bestandsentwicklung in […]

OBEN – Haldenlandschaft im Ruhrgebiet
Vollmer, Manfred/Wolfgang Berke Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0411-8 Über alle Berge – Der definitive Haldenführer Ruhrgebiet. Berke, Wolfgang Mit Fotos von Manfred Vollmer und Luftaufnahmen von Hans Blossey Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0170-4
Mit diesen beiden Büchern von Berke und Vollmer erscheint das Thema der Halden im Ruhrgebiet umfassend und erschöpfend erfasst und dargestellt. Der gut gemachte Haldenführer gibt für jede Halde einen Informationssteckbrief und einen erläuternden Text über Geschichte, Aufbau und Nutzungsmöglichkeiten; die beigefügten Karten und das Format machen das Buch zu einem Begleiter beim selbstständigen Ersteigen dieser industriellen Landschaftsbauwerke. Im zweiten Buch stehen eher die z.T. großformatigen Bilder Manfred Vollmers im Vordergrund, die Texte sind weitgehend identisch mit denen des Haldenführers.

Phönix flieg! Das Ruhrgebiet entdeckt sich neu
Engel, Klaus/Großmann, Jürgen/Hombach, Bodo (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0425-5 Mitten im Strukturwandel zu stehen oder in ihm einen gewissen Level erreicht zu haben, der es erlaubt, mit einigem Selbstbewusstsein nicht utopische, sondern realistische Perspektiven zu entwickeln und auch Probleme zu benennen – aus dieser Haltung ist diese voluminöse Sammlung von Beiträgen über das „neue“ Ruhrgebiet entstanden. 102 Autoren aus allen Lebens-, Wirtschafts- Politik- und Kulturbereichen haben ihre Sicht auf und Ansicht über dieses neue Ruhrgebiet beigetragen. Nach persönlichen Annäherungen geht es um „Unternehmen und Standort“, um die räumlichen Strukturen der „Region“, um die „Gesellschaft“ zwischen bürgerlichen Zirkeln und Migranten, um „Bildung“ als Strukturaufgabe und Standortvorteil, um „Strukturwandel“ und was einzelne Akteure darunter verstehen, um „Energie und Klima“ als Thema einer klassischen Energieregion, um „Politik“ in einer und für eine Metropolregion mit einer hohen Dichte von Kirchtürmen, um Akteure und Aktionen in „Kultur und Medien“ und schließlich um die „spannendste Provinz der Welt“, die sich vor allem durch ein kräftiges „Trotzdem“ auszeichnet. Ein unverzichtbares anregendes Lesebuch über die vielfältige Region, in der wir leben.

Planen. Steuern. Entwickeln. – Über den Beitrag öffentlicher Akteure zur Entwicklung von Stadt und Land
Selle, Klaus Edition stadt|entwicklung. Dortmund (Verlag Dorothea Rohn) 2005, ISBN3-929797-93-3 Seit den 1960er und 1970er Jahren hat sich erfolgreich die Einsicht durchgesetzt, dass sowohl die Stadt- als auch die Regionalplanung über lange Zeiträume gelingen kann, wenn sie einem zentralen Plan folgt und nicht offen ist, sich ständig an gewandelte Entwicklungslinien anzupassen. Passend dazu ist die Erkenntnis gewachsen, dass räumliche Entwicklung aus dem Handeln vieler hervorgeht, vor allem aber aus ihrem Zusammenspiel. Die öffentlichen Akteure, die in unterschiedlicher Funktion, manchmal auch mit unterschiedlicher Zielsetzung planen, steuern und entwickeln, sind Gegenstand dieses Buches. Es ist in sich stringent, aber facettenreich. Ausgehend von Verständigungsversuchen und Perspektivwechseln geht es über eine Stadtentwicklung ohne Wachstum, andere Arbeits- und Organisationsformen, die damit verbundene Lernprozesse hin zur essentiellen Bedeutung der Kommunikation, aber auch deren Anforderungen und deren Grenzen. Insgesamt versteht es Klaus Selle, ein wichtiges Thema facettenreich, tiefgründig und stringent darzustellen – ein sehr empfehlenswertes Buch.

Planung neu denken
Selle, Klaus (Hg.) Edition stadt | entwicklung, Dortmund (Verlag Dorothea Rohn) 2006, ISBN 3-939486-01-9 und 3-939486-02-7 Geänderte Rahmenbedingungen, neue Aufgaben und ein gewandeltes Verständnis haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich Planung auf lokaler und regionaler Ebene in Zielsetzung, Methodik und Mechanismen hat verändern müssen. Dies führt nicht zwingend zu einer Sinnkrise der Stadt- und Regionalplanung, ließ es Klaus Selle aber lohnend erscheinen, auf nahezu 1200 Seiten zusammen mit einschlägigen Kolleginnen und Kollegen eine aktuelle Rundumsicht auf Stadt- und Regionalplanung vorzunehmen. Da es im Kern eher um Wandel denn um Neuerfindung geht, haben auch die eher praxisorientierten Aspekte wie neue Steuerungsformen, Governance, Strategieentwicklungen, Planungspolitik sowie das Verhältnis von Planung und Politik einen gewissen Schwerpunkt in den Beiträgen. Hinzu treten wichtige Themen wie u.a. Schrumpfung, Stadt-/Baukultur oder die gesellschaftspolitische Aufgabe einer ganzheitlichen Raumplanung.. Die beiden Bände sind, wie eingangs erwähnt, eine meist interessante Kompilation von Betrachtungen zum aktuellen Planungsgeschehen und –verständnis; da die Autoren jedoch mehrheitlich die von ihnen bekannten Themen aufarbeiten, erfährt man allerdings wenig Neues.

Positionen zur Urbanistik.
Frey, Oliver/Florian Koch (Hg.) Wien (LIT-Verlag) 2011, ISBN 978-3-643-50246-9 und ISBN 978-3-643-50312-1 Ziel dieser zweibändigen Sammlung von Beiträgen ist es, einen Überblick über aktuelle Fragestellungen, Prozesse und Probleme der Urbanistikforschung zu geben. Erarbeitet werden die Themenkreise „Stadtkultur“ (vom baulich überlieferten kulturellen Erbe bis hin zu Künstlern als Pionieren der Gentrifizierung), „Neue Methoden der Stadtforschung“ (Netzwerke, Partizipation, Mental Maps), „Stadtentwicklung und soziale Gruppen“ (Benachteiligte Gruppen, alternde Bevölkerung, familiengerechte Wohnungspolitik), „Stadtplanung, Steuerung, Stadtidentität“ (Integrierte Stadtentwicklung, Innenstadt, Chancengleichheit) und „Architektur, Gestaltung und Städtebau“ (Stadtumbau, Freiraum, Architektur der Arbeit). Einige Themen werden interkulturell mit Beispielen aus Mitteleuropa, Südeuropa und beiden Amerikas dargestellt. Ungeachtet ihrer Qualitäten ist die Sammlung in manchen Fällen, insbesondere bei den methodischen Beiträgen, allerdings seltsam altbacken und keineswegs state of the art.

Posturbanisierung und die Renaissance der (Innen-)Städte
Dittrich-Wesbuer, Andrea/Knapp, Wolfgang/Osterhage, Frank (Hg.) Metropolis und Region, Bd. 6, Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-53-4 Der seit Jahrzehnten zu beobachtende Gegensatz zwischen (Kern-)Stadt und suburbanem Umland, aus dem Wanderungsbewegungen in die Randbereiche resultierten, ist seit einigen Jahren dabei sich zu verändern, wenn nicht umzukehren. Ein Trend zurück in die (Innen-)Städte wird als Reurbanisierung interpretiert, gleichzeitig vervollständigen sich die suburbanen Räume funktional und strukturell; die Stadtregion, bestehend aus (Kern-)Stadt und Umland – ist mehr als je zuvor als Einheit mit sich wandelnden Qualitäten zu verstehen. In hoher Materialfülle und aussagekräftigen Beispielen verfolgt diese Veröffentlichung die neuen Prozessen und Strukturen.

Revier unter Strom – Fotographien zur Elektrizitätsgeschichte des Ruhrgebiets
Döring, Peter/Theo Horstmann (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0041-7 Ruhrbergbau und Elektrizitätswirtschaft Die Auseinandersetzung zwischen dem Ruhrbergbau und der öffentlichen Elektrizitätswirtschaft um die Steinkohlenverstromung von 1925 bis 1951 Döring, Peter Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0521-4 Die beiden neuen Bücher zur regionalen Elektrizitätswirtschaft ergänzen sich in gewisser Weise. Das erste ist im weitesten Sinne der Katalog zu einer Ausstellung im Museum Strom und Leben in Recklinghausen, die 2010/2011 stattfand. In Fotographien und Texten wird ein zeitlich und inhaltlich weiter Bogen gespannt von den Wurzeln des RWE bis in die Gegenwart, von der Gründung gemischtwirtschaftlicher Betriebe mit unterschiedlichen Motiven, aber gleichgerichteten Zielen über den technischen Aufbau der einschlägigen Infrastrukturen bis hin zum Denkmalwert der Kraftwerke und der grundsätzlichen Bedeutung von Elektrizität für regionale Unternehmen. Retrospektiv erweist es sich dabei, dass die Nutzung der Kohle für die Elektrizitätsgewinnung den regionalen Bergbau, trotz der anfänglichen Widerstände, im Sinne der Kondratjew-Wellen in eine neue Entwicklungsphase transponiert hat. Allerdings gewann der regionale Bergbau diese Einsicht erst in schweren Absatzkrisen. Ohne „Sonderkonjunkturen“ wie die Autarkie- und Rüstungspolitik des NS-Regimes oder der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wäre das „Aus“ für den Bergbau schon früher gekommen. In den 1920er Jahren bemühte sich der Bergbau um eine […]

Ruhrschlacht – Das Ruhrgebiet im Kriegsjahr 1943
Blank, Ralf Essen (Klartext) 2014, ISBN 978-3-8375-0078-3 Das Ruhrgebiet und in ihm besonders die Stadt Essen mit den Werken der Firma Krupp galt als die „Waffenschmiede des Reiches“. Seit 1943 wurde das Ruhrgebiet zum Ziel des britischen Bomber Command, die „Battle of the Ruhr“ begann. Detailreich und kleinschrittig analysiert Ralf Blank die fünfmonatige Angriffsserie, die die Städte des Ruhrgebiets in Schutt und Asche legte; eine der spektakulären Einzelaktionen war die Bombardierung der Möhnetalsperre und die dadurch ausgelöste verheerende Flutwelle, die sich das Ruhrtal entlang wälzte. Auf über 300 Seiten werden die Vorgeschichte, der Verlauf und die Auswirkungen der „Battle of the Ruhr“ dargelegt, bereichert um eine Vielzahl bislang nicht veröffentlichter Fotographien – ein lesenswertes Buch.

Schichtwechsel – Von der Kohlekrise zum Strukturwandel
Golombek, Jana/Dietmar Osses Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0595-5 Dieser als Katalog zur Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum 2011 erschienene Band vereinigt die Beschreibungen der Ausstellungsobjekte sowie grundlegende Beiträge zur Geschichte der regionalen De-industrialisierung und zu einigen Verfahren und ökonomischen wie kulturellen Zielkonzepten des Strukturwandels. Am Beispiel der Stadt Bochum werden mit der Ansiedlung der Graetz-Fernsehwerke, des Automobilherstellers Opel und der Ruhr-Universität frühe Bemühungen um einen strukturellen Wandel näher beleuchtet.
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von Prof.Dr. H-W. Wehling
- MEGGG Band 2 (2016)
- MEGGG Band 1 (2011)
- MGGR Heft 27
- MGGR Heft 26
- MGGR Heft 25