Dr. Markus Julius Schwab, GFZ Helmholtz Zentrum für Geoforschung
Die gesamte Entwicklung des Menschen hin zum modernen Menschen fand im Paläolithikum, der Altsteinzeit (von Mio. bis ca. 10.000 Jahre vor heute) statt. Natürliche Prozesse wie z.B. Klimawandel, Erdbeben und Vulkanismus können die Lebensbedingungen von Lebewesen (einschließlich des Menschen) verändern. Umweltaufzeichnungen in natürlichen terrestrischen Archiven (Paläoklimaarchiven) aus der Vergangenheit bieten Einblicke in die klimatischen Triebkräfte und die Reaktionen der Umwelt.
Die im Vortrag vorgestellte Nutzung von Tephra (Vulkanasche), sowohl sichtbarer als auch nicht sichtbarer (Kryptotephra), kann ein hervorragendes chronologisches Verfahren sein, um chronologische Unsicherheiten zu überwinden. Die mächtigen Vulkane Nemrut (2948 ü. NN) und Süphan (4058 ü. NN) am größten Sodasee der Welt, dem Van See (1648 ü.NN) in Ost-Anatolien sind bedeutende Tephraquellen in der Region, die in zahlreichen paläoklimatischen und archäologischen Archiven zu finden sind. Die bessere Synchronisierung regionaler Aufzeichnungen ist ein Baustein zur Beantwortung der Frage nach dem klimatischen Einfluss auf die Migration der frühen Menschen aus Afrika in das Gebiet des sogenannten Fruchtbaren Halbmonds im östlichen Mittelmeerraum.
Foto: Markus J. Schwab
Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Leibniz Universität Hannover
„Mit der Entscheidung für den Kohleausstieg bis 2038 hat die Bundesregierung einen Strukturwandel in der Energieerzeugung sowie in den Braunkohle-Revieren politisch initiiert, der in mehrfacher Hinsicht als Novum gelten kann. Die Vision ist, diese Regionen zu europäischen Modellregionen einer weitgehend klimaneutralen Industriegesellschaft zu entwickeln. Für die Realisierung dieser Vision hat die Perspektive der Raumentwicklung eine herausragende Bedeutung. Im Kern geht es darum, die endogenen Potentiale in den Braunkohle-Revieren durch und mit Impulsen und Ressourcen „von außen“ (inhaltlich, finanziell, personell) für neues Denken und Handeln zu mobilisieren. Diese komplexe Aufgabe ist im Rahmen des bestehenden Mehrebenen-Systems von Politik und Verwaltung zu bewältigen. Für den Beirat für Raumentwicklung ist deshalb die Frage grundlegend, mit welchen Organisationsformen und Governance-Modi der Raumentwicklung die Planung und Realisierung einer derartigen regionalen Transformation zu gestalten sind“ (Beirat für Raumentwicklung beim BMI, 2021).
Foto: © Raimond Spekking via Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0