Die Emscher. Bildgeschichte eines Flusses – Beyond Emscher. Fotografische Positionen aus der Gegenwart – Emscher 2021+. Die neue Emscher kommt – Sozial-ökologischer Umbau einer regionalen Stadtlandschaft

Heinrich Theodor Grütter/Uli Paetzel (Hg.), Die Emscher. Bildgeschichte eines Flusses. Essen (Klartext) 2022, 288 S., ISBN 9783837525311, € 29,95

Heinrich Theodor Grütter/Uli Paetzel (Hg.), Beyond Emscher. Fotografische Positionen aus der Gegenwart. Köln (Wienand) 2022, 303 S., ISBN 9783868327069, € 29,80

Uli Paetzel/Dieter Nellen/Stefan Siedentop (Hg.), Emscher 2021+. Die neue Emscher kommt – Sozial-ökologischer Umbau einer regionalen Stadtlandschaft. Berlin (jovis) 2022, 327 S., ISBN 9783868597486, € 55,00

Vor allem die Ausstellungen im Ruhrmuseum und ihr Begleitprogramm zur Emscher, ihrer Entwicklung und ihrer fast zum Abschluss gebrachten Umgestaltung haben eine Reihe von interessanten Veröffentlichungen hervorgebracht.

Da ist zunächst der Ausstellungskatalog „Bildgeschichte eines Flusses“, der in sieben Kapiteln die Entwicklung der Emscher vom vorindustriellen mäandrierenden Flachlandfluss (Die alte Emscher) über den Industriefluss bis zum postindustriellen, landschaftlich gestalteten oberirdischen Teil eines technisch einmaligen regionalen „Wasserbauwerks“ darstellt. Gemälde, technische Zeichnungen, Landkarten sowie eine Fülle von Fotos, die die historische und aktuelle technische Entwicklung, die Bedeutung des Wassers in der Emscherniederung, technische Bauwerke und Lebensverhältnisse entlang des Flusses dokumentieren, machen den Reiz dieses Buchs aus. Aus geographisch-kartographischer Sicht ist hervorzuheben, dass in diesem Band die interessanten und selten publizierten historischen Karten besondere Fürsorge erfuhren und sie nicht, wie so häufig, aus „Platzgründen“ bis zur Unleserlichkeit miniaturisiert oder gar durch den Bund gezogen wurden. Wer den zweimaligen Wandel dieses Raums nachvollziehen will, dem sei dieser Band uneingeschränkt empfohlen.

Das Gebiet beiderseits der Emscher ist nicht nur seit über 100 Jahren ein regionales Entwässerungsgebiet, sondern seit den Hochzeiten der industriellen Entwicklung Arbeits- und Lebensraum; besondere, teilweise unvollkommene städtische Strukturen mit eigener optischer Faszination sind sein Charakteristikum. Hier setzt der zweite Ausstellungskatalog „Beyond Emscher“ an und präsentiert aus dem Projekt „emscherbilder“ die sehr unterschiedlichen Sichtweisen von 17 Fotograf*innen auf diesen Raum aus den Jahren 2016 bis 2022; insgesamt geht es um folgende Themen: Verschiedene Uferansichten – Innenansichten des Hauses D, Phoenix See – Bewohner des Lebensraums rund um den Phoenix-See – „Insellagen“ vom Emscherdelta bis zur Emscherquelle – Drei Höfe – Freiheit Emscher (Blicke auf die Brache) – Häfen im nördlichen Ruhrgebiet – Chongqing Express (Die neue Seidenstraße) – Wanderarbeiter am Klärwerk Dinslaken (und ihre polnische Heimat) – 13 Porträts/13 Geschichten (Bewohner des Lebensraums entlang der Emscher)– Feldforschung-Herbarium – Zwischen zwei Strömungen (Emscher und Rhein-Herne-Kanal) – Besucherin (Wohnverhältnisse) – Naherholung und Ökologie am Rückhaltebecken in Ickern und Mengede – ohne Titel (Porträts). Allen Fotostrecken sind Konzeptbeschreibungen der Fotograf*innen beigegeben, die ihre Intentionen erläutern. Erwartungsgemäß präsentieren diese Fotos den Raum entlang der Emscher als einen Raum im Umbruch. Die „klassischen“ Sujets der Arbeiterviertel sind weniger geworden - oder sind fotographisch mittlerweile weniger interessant. Denn der Emscherraum, einst von stereotyper Wiederholung geprägt, ist bunter und fragmentarischer geworden. Der Begriff „Insellagen“ entspricht in vielfacher Weise seiner aktuellen Struktur und Funktionalität, denn es mischen sich die (gewandelten/verwandelten) Reste des Alten mit gänzlich neuen Projekten und Standorten. Der empfehlenswerte Bildband gibt dazu interessante subjektive Einblicke.

Eine objektive Darstellung zum Umbau dieser regionalen Stadtlandschaft – was bisher passiert ist und was wir in der Zukunft zu erwarten haben -  bietet dagegen der großformatige Band „Emscher 2021+“. Aufwändig gestaltet, gliedert sich der Band nach einer Einführung in die Kapitel „Geschichte und Kultur“, „Transformation 20/21“, „Strategien zu einer neuen Stadt- und Flusslandschaft“, „Ökonomischer, sozialer und kultureller Mehrwert im Emscher-Raum“, „Interventionen und ästhetischer Wandel durch Kunst und Kultur“, „Regionale Perspektivprojekte: Städtebau und Landschaftsgestaltung Emscher 21+“, „Urbanität und Regionalität“ und „Formate und Allianzen international“ , in denen mehr als 50 ausgewiesene Autor*innen das Thema der Emscherentwicklung in all seinen Facetten ausbreiten. Diese Wissensakkumulation und die exzellente Ausstattung mit Fotos und Karten machen das Buch absolut lesenswert. Es hätte es verdient, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden; der hohe Preis könnte dem jedoch entgegenstehen.      

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