Ein Traum in bunt. Entdeckung Ruhrgebiet.

Stefan Thoben (2021): Ein Traum in bunt. Entdeckung Ruhrgebiet. Verlag Andreas Reiffer, Meine, 238 S., ISBN 97839455715734, € 28,00

Das Image des Ruhrgebiets ist von Beginn an von Ansichten und Sichtweisen von außen beeinflusst worden. Levin Schücking bewunderte die Schnelligkeit und Neuartigkeit der industriellen Entwicklung, Joseph Roth war fasziniert und irritiert zugleich von der Unordnung und Hässlichkeit der dabei entstehenden Industrielandschaft, Heinrich Böll war besoffen vom Arbeitermythos und Chargesheimer lieferte die passenden Schwarzweiß-Fotos dazu, die die Realität so passend abzubilden schienen. In den folgenden Jahrzehnten, in denen die industriellen Grundlagen schwanden, „Strukturwandel“ – welcher auch immer – zum Mantra wurde und Willy Brandt den Himmel wieder blau werden ließ, klafften Image und Realität zunehmend auseinander. Die Einheimischen, aus denen Werbeagenturen die „Ruhris“ aus dem „Pott“ machten, wurden nicht müde, auf die epochalen Veränderungen hinzuweisen, die der Strukturwandel hervorbrachte und sie freuten sich über Sätze der Besucher wie „Es ist ja alles so grün hier“, denn sie sahen sich in ihren eigenen Einschätzungen bestätigt. Zwanzig Jahre später begegneten sie demselben Satz mit Ermattung und Resignation, denn er zeigte, dass sich das Image des Ruhrgebiets trotz allem nicht verändert hatte. In Sätzen wie „Ich vermag auch im Hässlichen die Schönheit zu erkennen, ich komme aus dem Ruhrgebiet“ machte sich beim als weltoffen und extrem freundlich verschrienen Einheimischen leichter Sarkasmus breit.

Auf diese oder eine ähnliche Gemütslage trifft dieses Buch, dessen Autor Stefan Thoben von so etwas wie dem anderen sozio-ökonomischen Ende – aus Hannover – kommt und 27 Tage mit dem Fahrrad durch das Ruhrgebiet fährt, Eindrücke aufnimmt und fotografiert. Im Ergebnis gibt es ebendiesen weltoffenen Ruhri, gelegentlich behindert durch sein regionales Idiom von Mangerscher Schönheit, und das ländliche Idyll vor Industriekulisse; die Karl-Ernst Osthaus Villa steht bildlich neben den Schuhkarton-Wohnungen an der Karl-Ernst-Osthaus-Straße; hinzu treten Pommes rot-weiß und Fußballstadien, Zeche Zollern und Siedlungshäuser mit Eternit-Verkleidung, Street Art und Fördergerüste, Kanalufer, Naturschutzgebiete und Senkungsseen, noch funktionierende Vorortkneipen, Nobelrestaurants und solche mit chinesisch-deutschen-italienischen Spezialitäten, Trinkhallen und anerkannte neue Landmarken, Golfplätze, verstaubte Hotels der 1970er Jahre, Helmut Rahn und Willy Lippens, scheinbar endlose Wellblechfassaden von Poco und künstlerisch gestaltete von Rockwool, Brücken und Industriekultur, Museen und Theater, Baugigantomanie und kitschige Sonnenuntergänge, neue Rockgruppen und die letzten Taubenväter, Duisburger Brautmodenläden und Villa Hügel, Himmelstreppe und Tagesbruch, Wissenschaftspark und Ruhrpark. Dass Thobens Reise nicht auf ein Buchprojekt hin vorbereitet und recherchiert wurde, sondern seine „Grand Tour“ eine persönliche Entdeckungsreise war, ist dem Ergebnis zugutegekommen. Spontane Begegnungen und unvoreingenommene Fotos führen zu erfrischenden Texten und unsystematischen Einsichten. Es gibt das montanindustrielle und das grüne Ruhrgebiet, das im Strukturwandel erneuerte und das verunstaltete Ruhrgebiet, es gibt die Einheimischen und die Zugewanderten, die verschwindende kulturelle Vergangenheit und eine längst etablierte Zukunft, die sich zu einer facettenreichen Vielfalt konglomerieren. Bunte Vielfalt ist Thobens wichtigste Erkenntnis für diese Region, und das ist für das eingangs beschriebene Image und die daraus resultierende Gemütslage ein wesentlicher Fortschritt. Dennoch räumt Stefan Thoben – als unnötige Entschuldigung - am Ende ein, das Ruhrgebiet nicht in seiner Gänze erfasst zu haben und schiebt – dies als seine Entschuldigung - die Aussage eines Zechenpförtners nach: „Das Ruhrgebiet versteht (doch) keiner!“. Dennoch ist ihm ein hochattraktives Buch gelungen – lesen Sie es!   

Aktuelles

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Neue Rezensionen von Prof. Dr. H.-W. Wehling

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Liebe Mitglieder, gerne möchten wir Sie auf die Publikationen unseres Mitglieds Prof. Dr. Ulrich Schreiber hinweisen.

Das Geheimnis um die erste Zelle: Dem Ursprung des Lebens auf der Spur (Springer Verlag)

Eine der größten Fragen der Wissenschaft steht vielleicht in naher Zukunft vor der Aufklärung.

Wie ist das Leben auf der Erde entstanden? Wo genau liegt der Ursprung? Welche Schritte waren von Nöten? Und wie hängen die komplexen Vorgänge zusammen? Zahlreiche Modelle wurden bereits beschrieben, die die grundlegenden Schritte für die Bildung organischer Moleküle auf der Erde oder im Weltall erklären. Doch scheiterten diese bisher daran tatsächlich plausible Szenarien für die entscheidenden Stufen der Lebensentwicklung daraus abzuleiten. Bei allen intensiven Überlegungen wurde ein Raum, ein Ort auf der Erde, übersehen, der eine Vielzahl an Möglichkeiten für die Entstehung der ersten Zelle bereithält. Mit einem Schlag scheint dieser Raum viele Probleme auf der Suche nach dem Ursprung des Lebens zu lösen. Es sind wassergefüllte Spalten, sogenannte Bruchzonen, in der kontinentalen Erdkruste, die alle Voraussetzungen für eine komplexe organische Chemie bieten. Prof. Dr. Ulrich Schreiber nimmt seine Leser mit auf seine ganz persönliche Reise hin zur Antwort auf die vielleicht größte Frage der Biologie. So erklärt er nicht nur, wie die einzelnen Puzzleteile der Entwicklung des Lebens zusammen passen, sondern berichtet über seine persönlichen Erfahrungen in diesem schwierigen Forschungsfeld. Dabei zeigt er, dass erste Laborversuche unter realistischen Bedingungen eindrucksvoll eine chemische Evolution bestimmter organischer Moleküle bestätigen. Die Versuche sind an Prozesse angelehnt, wie sie von Beginn an in der tieferen Erdkruste stattgefunden haben. Zum ersten Mal legt der Autor seine Hypothese zur Speicherung genetischer Informationen in Form der RNA der breiten Öffentlichkeit vor.

Die Flucht der Ameisen - Neuauflage

Wenn die Erde erbebt und der Rhein in Flammen steht, ist nichts mehr sicher.

Ein unheilvolles Zittern durchläuft den Rhein. Der erfahrene Geologe Gerhard Böhm bemerkt die Anzeichen zuerst: ungewöhnliche Bewegungen im Erdreich und das seltsame Verhalten der Waldameisen. Trotz des frühen Wintereinbruchs sind die Ameisen noch aktiv, und die Beben häufen sich. Steht ein Vulkanausbruch bevor? Und was hat die Befürchtung mit den Ameisen zu tun?

Böhm ist mehr als beunruhigt und sucht fieberhaft nach verbindlichen Indikatoren. Zu spät.

In der Silvesternacht geschieht das Unfassbare: Mit einer heftigen Eruption bricht zum ersten Mal nach über 10.000 Jahren in Deutschland ein Vulkan aus.

In Koblenz und den Orten am Mittelrhein herrscht Panik. Die eruptive Gewalt stürzt den Rhein ins Chaos, Lava versperrt den Fluss, und riesige Wassermassen drohen, Städte wie Mainz und Frankfurt zu überschwemmen. Die Lage scheint aussichtslos…

Prof. Ulrich C. Schreiber entwirft einen wissenschaftlich fundierten Geo-Thriller, in dem man hautnah miterlebt, wie brachiale Naturgewalten eine ganze Region verwüsten und den betroffenen Menschen die sicher geglaubte Lebensgrundlage entziehen. Der Bestseller »Die Flucht der Ameisen« verwebt wissenschaftliche Genauigkeit mit packender Spannung und führt die Leser an die Grenzen menschlicher Beherrschbarkeit gegenüber den gewaltigen Kräften der Natur.

Weitere Informationen: https://calderan.de/produkt/978-3-98600-027-1/