
Versemmelt. Das Ruhrgebiet ist am Ende.
Stefan Laurin, Bottrop 2019, ISBN978-3-942094-98-6, €9,90
Dieses Buch präsentiert die bekannten Geschichten vom Ruhrgebiet und seiner Entwicklung, von der Gründung des innovativen Siedlungsverbandes, von seinem umwälzenden Strukturwandel, von seinem Image und den Bemühungen es zu verändern – aber nicht in der akzeptierten Mainstream-Version. Der Autor kommt zu ähnlichen Befunden wie 2017 Bogumil, Heinze, Lehner und Strohmeier in „Viel erreicht – wenig gewonnen“; aber wo damals die Haltung der Autoren professoral-distanziert „realistisch“ war, ist Stefan Laurin – manchmal mit einer resignierenden Müdigkeit – bitter-böse subjektivin seinen Erkenntnissen: das Ruhrgebiet war immer eine Goldgräberregion, die durch ihren wirtschaftlichen Verfall weder mental noch kulturell zu einer Metropole wird; der Strukturwandel milderte den Arbeitsplatzverluste, war aber nicht nur finanziell, sondern auch hinsichtlich der Ideen von außen gesteuert; die Abhängigkeit von, zunehmend jedoch das permanente Schielen nach Fördermitteln erstickte fast jede Eigeninitiative; der einst innovative Thinktank SVR/KVR/RVR ließ sich zunehmend entmachten, nicht zuletzt wegen der Unfähigkeit seines Spitzenpersonals in den letzten Jahrzehnten; die (notgedrungen) selbst betriebene Kooperation der Städte wird ihn weiter der Bedeutungslosigkeit zuführen; große Initiativen wie die IBA und die Kulturhauptstadt sind durch den regionalen Dilettantismus verpufft; die Gründung eines notwendigen Regierungsbezirks Ruhrgebiet scheitert an inneren und äußeren diffundierenden Kräften; das Ruhrgebiet scheint mittlerweile zum Gegenentwurf der zumindest teilweise blühenden Landschaften in den neuen Bundesländern geworden zu sein. Insgesamt ist das empfehlenswerte Buch keine Mainstream-Darstellung, es werden aber auch keine „alternativen Fakten“ präsentiert, sondern nur eine andere – engagierte – Sichtweise, die möglicherweise die wahrere ist.