Rezensionen

Von der St. Antony-Hütte bis zum Elektrostahlwerk Die Wiege der Ruhrindustrie in Oberhausen

Klunk, Peter/Lichtenheld, Frank/Schmidt-Waldbauer, Klaus-Martin (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0325-8 Der Titel hält nicht, was er verspricht. Wenngleich mit einigen Bildern auf die aktuellen Ausgrabungen an der Antony-Hütte und in einem kurzen Einführungskapitel auf die Entwicklung der Eisen- und Stahlindustrie am Standort eingegangen wird, geht es in nahezu dem gesamten Rest des Buchs in Text und Abbildungen um den Aufbau, die Funktionsweise, die architektonische Bedeutung und den Abriss des ehemals östlich des heutigen CentrO gelegenen Elektrostahlwerks. Diese Entwicklung nachgezeichnet zu haben, ist zwar ein ehrenwertes, jedoch ein deutlich bescheideneres Unterfangen als der Titel verheißt.
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Koks und Cola Das Ruhrgebiet der 1950er Jahre

Kaute, Wilfried Köln (Emons-Verlag) 2012, ISBN 978-3-89705-000-9 Was für ein Bildband über das Ruhrgebiet! Für diejenigen, die man heute gerne Zeitzeugen nennt, ist es ein Band der Erinnerungen an den Brezelkäfer, an Stangeneis, an den Deutschen Fußballmeister Rot-Weiß Essen, an Einkellerungskartoffeln, an Filmpremieren in der „Lichtburg“, an Taubenväter, Milchwagen und von Kinderscharen bevölkerte Schulhöfe inmitten von Trümmern oder im Schatten rauchender Schlote. Für alle Jüngeren gibt er großformatig und farbig wie schwarzweiß informative, schön-hässliche, anrührende, liebevolle (Suchense sich wat aus!) Einblicke in eine Zeit, die bei allem Bemühen in der heutigen Zeit der inszenierten oder museal gepflegten Industriekultur nicht mehr herzustellen ist. Getragen von den Fotos der Großen der Ruhrgebietsfotographie (Hallensleben, van Heekern, Stoffels, Tripp u.a.) aus dem Fotoarchiv des Ruhrmuseums ergibt sich schließlich eine weit gespannte dokumentarische Aufnahme einer Zeit, in der die zerstörerischen Wirkungen des Weltkriegs noch nicht vollständig überwunden waren, aber allerorten das „industrielle Herz“ der frühen Bundesrepublik zu wachsen begann.
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Leben am Fluss. Mülheim an der Ruhr

Kaufhold, Barbara Essen (Klartext-Verlag) 2011. ISBN 978-3-8375-0426-2 Wenngleich der Titel es suggerieren könnte, ist dieses Buch keine Stadt- oder Kulturgeschichte der Stadt Mülheim an der Ruhr, sondern es geht um die Ruhr im Bereich der Stadt an der Ruhr. Es beginnt mit dem Wildfluss Ruhr und seinem Naturpotential, gefolgt von der Darstellung seiner Einflüsse auf die Stadtanlage und auf den Betrieb einer Fülle von Mühlen. Drei Kapitel widmen sich den verschiedenen Stadien der verkehrlichen Nutzungen von Fluss und Ufern, gefolgt von Untersuchungen zum Brückenbau, zur Flussregulierung, zur Wasserwirtschaft und zur Freizeitnutzung. Hinzu treten zwei sogenannte Tableaus zum Leben auf Schloss Broich im Wandel der Zeiten und zur Kindheit am Fluss. Die auf über 270 Seiten ausgebreitete kulturgeschichtliche, man könnte auch sagen, landeskundliche Studie ist ein mit Quellen und Materialien reich ausgestattetes, interessant und facettenreich geschriebenes und insgesamt empfehlenswertes Buch.
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Das Ruhr-Atoll, Kunst – Wissenschaft – Energie Ein Archipel der Künste und Wissenschaften auf dem Essener Baldeneysee

Kabakov, Ilya und Emilia/Kaiser, Andreas/Katase, Kazuo/Kaufmann, Andreas M. (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0489-7 Dieses Buch gehört noch zu denjenigen, die die Ereignisse des Kultur-hauptstadtjahrs aufarbeiten. Die auf dem Baldeneysee installierten oder für diese Aktion geplanten Atolle werden in ihren Konzeptionen und realen Ansichten vorgestellt. Die Ruhr-Atolle gehörten nicht zu den spektakulärsten Event von Ruhr2010, der vorliegende Band vermag jedoch in den meisten Fällen, den ganz besonderen Zauber zwischen der in diesen schwimmenden Objekten realisierten Symbiose von Kunst und Wissenschaft und dem Standort Baldeney-See lebendig werden zu lassen.
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Stadtentwicklung und Wirtschaft Strategien und Handlungsansätze zur Entwicklung von Gewerbestandorten

Hüttenhain, Britta Stadt Landschaft 06, Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2012, ISBN 978-3-939486-66-4 Industrie- und Gewerbestandorte galten bis etwa zur Jahrtausend-wende als die Stief- oder Sorgenkinder des modernen Städtebaus. Im Bestand waren sie aus ökonomischen wie ökologischen Gründen häufig unerwünscht, ihre weitgehend geförderte Auslagerung auf unberührte Freiflächen förderte Suburbanisierung und Flächenverbrauch in gleichem Maße. Spätestens seit einem Jahrzehnt ändert sich mit der Globalisierung und der Entwicklung der IT-gestützten Wissensgesellschaft die wirtschaftliche Struktur – Gewerbestandorte werden nicht nur anderen Struktur- und Funktionsbetrachtungen unterzogen, sondern scheinen auch städtebaulich zunehmend attraktiver zu werden. Von diesen in der Literatur reflektierten Rahmenbedingungen entwickelt Britta Hüttenhain theoretisch-konzeptionell breit gefächert und mit zahlreichen praktischen Beispielen der jüngsten Vergangenheit (Dortmund, München, Leipzig, London) den theoretischen Teil ihrer Studie. Dieser wird mit der empirischen wirtschaftlich-politischen Realität der drei Mittelstädte Biberach an der Riß, Esslingen am Neckar und Heidenheim an der Brenz konfrontiert, jede Fallstudie ausführlich dokumentiert hinsichtlich Entwicklung und aktueller Problemlage. Es wird deutlich, dass praktische  Wirtschaftsförderung von den Kommunen eine anspruchsvolle Doppelstrategie mit zahlreichen Variationen hinsichtlich der Profilierung eines vorhandenen bzw. zu entwickelnden Unternehmensmix, hinsichtlich der Fragen von Suburbanisierung und Reurbanisierung, hinsichtlich der Einbindung in regionale Planungsziele sowie hinsichtlich der Einbindung der Entscheidungsträger fordert. In lesenswerter und fundierter Form macht die empfehlenswerte Studie diese Problemlagen deutlich.
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Industrie. Archäologie. Essen Industriearchäologie in Essen

Hopp, Detlef (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0428-6 Zu Büchern, die in diesem Rahmen in den letzten Jahren vorgestellt worden sind, gehörten immer wieder die Reports über neue Grabungsfunde und –ergebnisse, die der Stadtarchäologe Hopp vorgelegt hat. Diesmal geht es zunächst um den frühen Bergbau auf Kohle, Silber, Blei und Raseneisenerz (Burgaltendorf, Rüttenscheid), um das Deilbachtal (Kupferdreh), um Stollen der Zeche Deimelsberg (Steele), um die Ruhrschifffahrt, um die umfangreiche Abtragung der Trasse der Rheinischen Eisenbahn, um Feldbrandöfen (Freisenbruch, Stoppenberg) und um Frischwasserzufuhr und Brunnenbauten. Die Zeit des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs ist mit Grabungen zu einem Kriegsgefangenenlager an der Pferdebahn, mit einem Lager in Heisingen, Schutzbauten in Bereich Frohnhausen und mit Untersuchungen des Kriegsschutts vertreten. Zu einem Eldorado für die Stadtarchäologie wurde jedoch in den letzten Jahren die Umgestaltung des Krupp-Geländes. Den auf diesem Gelände gemachten Funden und durchgeführten Grabungen ist der zweite Teil der Veröffentlichung gewidmet. Wie immer ist der neue archäologische Report in hervorragender Weise mit Karten, Skizzen und Fotos ausgestattet.
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Audio-Guide Ruhrgebiet, unterwegs mit Prominenten

Hömma kucken. 2CDs, Essen (Klartext-Verlag), ISBN 978-3-89861-981-3 Hier kriegen Sie zum Sehen was auf die Ohren. Herbert Knebel erklärt Sie dat Prinzip „Guste“ und nimmt Sie mit auf einen Tripp durch die Essener City; Michael Schulz und Bernd Schindowski, beide vom Musiktheater im Revier, suchen Standorte von Kunst, Kultur, Spiritualität und Inspiration auf – in Gelsenkirchen; bei Gerburg Jahnke „is alles watte siehs“ Oberhausen; Manni Breuckmann besucht mit Ihnen die Arenen des Ruhrgebietsfußballs. Das Ruhrgebiet „für unterwegs“ für den CD-Player im Auto oder überspielt auf den MP3-Player oder das Handy; eine nette und unterhaltsame Idee.
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Das Dorf Landleben in Deutschland – Gestern und heute

Henkel, Gerhard Stuttgart (Konrad Theiss Verlag) 2012, ISBN 978-3-8062-2541-9 Gerhard Henkel, Mitglied der Gesellschaft und mittlerweile pensionierter Professor am Essener Geographischen Institut ist ein anerkannter Forscher im und über den ländlichen Raum, der auch sein Lebensraum ist. Er hat im Verlauf seines wissenschaftlichen Lebens Lehrbücher und mehrere hundert Aufsätze über den länd-lichen Raum geschrieben und war in mehreren hundert Vorträgen dessen Anwalt. Nunmehr hat er dieses Buch vorgelegt, das ein Standardwerk über das Dorf zu werden verspricht. Es gliedert sich nach einem Vorspann über das alte Dorf in fünf große thematische Abteilungen über das moderne Dorf (Wirtschaft und Versorgung, Bevölkerung-Soziales-Kultur, Gestalt der Kulturlandschaft, Dorfpolitik) und ein Fazit. Unterhalb dieser Gliederungsebene übernehmen es 59 Kurzkapitel, ohne Überschneidungen und thematisch ausgewogen ein weit aufgefächertes Bild des Dorfes in Deutschland zu präsentieren. Hinzu tritt ein Exkurs über das Dorf in der Kunst. Dieses Buch ist als wissenschaftliches Buch um Objektivität bemüht, wenngleich sich der Autor – wie er im Vorwort einräumt – insbesondere in der Abteilung „Dorfpolitik“ die Freiheit der subjektiven Betroffenheit des Dorfbewohners gestattet. Als wissenschaftliches Buch geht es deutlich über die üblichen deutschen Standards hinaus, denen Inhalt fast alles und Verpackung (Präsentation) fast nichts gilt. Hier entspricht es eher angelsächsischen Standards. Danach hat der Text so gestaltet zu sein, dass er den Gegenstand ohne Umschweife dem Leser nahebringt. Auch hinsichtlich der über 300 Abbildungen erfüllt das Buch diese Ansprüche. Sie sind mehrheitlich attraktiv, aber nur selten Dekorum. Zusätzliche oder verstärkende Information steht meist vor Illustration. Man mag mit einigen Wertungen des subjektiv betroffenen Autors nicht konform gehen, aber dieses Buch ist für einen breiten Leserkreis ein wichtiges und aus den dargestellten Gründen und damit im positiven Sinne ein schönes Buch.
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Bauten und Anlagen der 1960er und 1970er Jahre – ein ungeliebtes Erbe?

Hecker, Michael/Ulrich Krings (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) Essen, ISBN 978-3-8375-0679-2 Der vorliegende Band ist die Zusammenfassung der Beiträge des Symposiums, das das Haus der Architektur Köln (hdak) am 23./24. Oktober 2009 veranstaltet hat. Der Untertitel suggeriert Unbehagen. Die 1960er und 1970er Jahre waren in beiden Teilen Deutschlands Jahrzehnte ausgedehnter Bautätigkeiten, in deren Verlauf es angesichts günstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen möglich war, einerseits spektakuläre neue städtebauliche und architektonische Konzepte und „Utopien“ zu verwirklichen, anderer-seits Siedlungen und öffentliche Gebäude zu errichten, deren Gestaltung und Ausführung nicht selten als „brutal“ bezeichnet worden ist. Der Band, der bezeichnender Weise Wolfgang Pehnt zum 80. Geburtstag gewidmet ist, referiert in einigen Beiträgen die Leitvorstellungen der damaligen Jahrzehnte, stellt eine Vielzahl von gebauten Beispielen vor und widmet sich schließlich der Frage des „Erbes“ und unterzieht damit – nur auf den ersten Blick paradox die ungeliebten Bauten einer denkmalschützerischen Betrachtung. Insgesamt eine lesenswerte Sammlung von Beiträgen.
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Schwarzes Revier

Hauser, Heinrich Bonn (Weidle Verlag) 2010, ISBN 978-3-938803-25-7 Wie Hans Spethmanns „Das Ruhrgebiet“ und Bölls und Chargesheimers Bild- und Textband „Im Ruhrgebiet“ gehört Heinrich Hausers Wort- und Bildreportage, entstanden 1928 und veröffentlicht 1930, zu den Klassikern über das Ruhrgebiet. Aus Anlass der Ausstellung seiner Fotographien im RuhrMuseum 2010/2011 entstand dieser Band. Er ist zunächst ein Reprint und stellt Text und Bilder in den ursprünglichen wechselseitigen Zusammenhang, es folgen ausgewählte Fotos in guter Auflösung und schließlich eine zusammenfassende Wertung des Buches, das in seiner bewusst unpolitischen, sich vorsichtig in diese Industrielandschaft vortastenden, aber durchaus aufmerksam beobachtenden Art und Weise vom Verfasser als ein essayistisches Experiment angesehen und nicht zuletzt deshalb zu einem Pionierwerk wurde, das zahlreiche Nachahmer fand. Seine annotierte Neuausgabe ist außerordentlich zu begrüßen.
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Das Essener Burggymnasium 1824-1945 Eine Höhere Schule im Spiegel wechselnder politischer Machtsysteme

Gronewold, Andreas Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0819-2 Diese Veröffentlichung erfüllt mehrere Ziele. Zum einen stellt sie – bei nur spärlich vor Ort vorhandenen Quellen die Entwicklung des ältesten altsprachlichen Gymnasiums der Stadt Essen in einem wichtigen Abschnitt der Stadtgeschichte dar, zum anderen bietet sie in der Rekonstruktion zentraler Konflikte Einblicke in die Formen der national- und vor allem lokalpolitischen Einflussnahme in die Schulentwicklung. Schließlich hat auch die konfessionelle Orientierung bedeutenden Einfluss auf die Schulentwicklung. Besondere Beachtung finden auch das konservativ-katholische Milieu der Weimarer Zeit und die politischen Einstellungen der Lehrerschaft in der nationalsozialistischen Zeit. Insgesamt ist eine in all diesen Facetten verwobene, stimmige und empfehlenswerte Studie entstanden.
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