Category Archives: Bücherecke 2021
Manfred Rasch, Münster (Aschendorff) 2022, 553 S., zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-402-13334-7 Wenngleich der Autor in seinem Resümee am Ende des Buches noch zahlreiche Desiderate im Hinblick auf das Thema des Ersten Weltkriegs und der Entwicklung und des Verhältnisses von Technik und Wirtschaft konstatiert und seine vorliegende Veröffentlichung als überblickshafte regionale Studie mit technikgeschichtlichen Fragen bezeichnet, so bedeutet „überblickshaft“ hier nicht „oberflächlich“, sondern der Autor erschließt hier in großer thematischer Breite eine wirtschaftsgeschichtlich wichtige Periode in der Ruhrgebietsentwicklung. Die 23 Kapitel folgen einer überzeugenden Sachlogik. Nach der Darstellung der wirtschaftlichen Sofortmaßnahmen nach Kriegsbeginn werden die Produktion von Sprengstoffvorprodukten, die Gewinnung flüssiger Treib- und Schmierstoffe, die Munitionserzeugung und Geschützproduktion, die Marine- und Luftrüstung sowie die Herstellung sonstiger Kriegsprodukte analysiert. Es folgen Kapitel über die Eisenbahnentwicklung sowie über die Energie-, Rohstoff- und Lebensmittelversorgung. Zivile und militärische Bautätigkeit sowie Instandhaltungsmaßnahmen infolge Kriegszerstörungen bilden den nächsten Schwerpunkt. Das Hindenburgprogramm zur Förderung der Kriegsproduktion entfaltete im Ruhrgebiet eine große transformatorische Kraft, erzeugte jedoch auch technische Probleme. Es erforderte die Entwicklung einer Reihe von Ersatzstoffen und war angesichts des kriegsbedingten Arbeitskräftemangels nur durch den Einsatz von Frauen und die Zwangsrekrutierung von Zwangsarbeitern und Strafgefangenen zu erfüllen. Die Berliner Politik nahm zunehmenden Einfluss auf die Gestaltung der regionalen […]
Carsten Jonas, Berlin (Wasmuth & Zohlen) 2021, 244 S., zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-8030-2103-8Die vorliegende Veröffentlichung ist die Druckfassung mehrerer Vorlesungen des Verfassers. Für die Zeit seit Beginn des 19. Jahrhunderts werden die Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung skizziert und die städtebaulichen Strömungen und Zielsetzungen präsentiert. In den meisten Fällen werden sie durch prägnante Beispiele erläutert. Das Buch bietet programmatisch nichts Neues, sondern alle Erkenntnisse sind aus vorliegenden Büchern zur Stadtgeographie und zur Entwicklung des Städtebaus in Deutschland hinlänglich bekannt. Dem Buch ist eine Vielzahl in ihrem Erklärungspotential bereits in den vorhandenen Büchern erprobter Abbildungen beigegeben; die Mehrzahl von Ihnen ist jedoch stark, manchmal bis zur Unleserlichkeit miniaturisiert worden, wodurch der Lehrbuchcharakter des Buches deutlich geschmälert wird.
Florian Bock, Sebastian Eck, Miriam Niekämper, Lea Torwesten (Hg.). Münster (Aschendorff) 2021, 196 S., zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-402-24774-7Seit dem Bestseller „A History of the World in 100 Objects“, das Neil MacGregor, seinerzeit Direktor des British Museums, 2010 herausbrachte, erzählen Museologen Geschichte gerne durch die Präsentation einzelner, manchmal scheinbar banaler Ausstellungsstücke. Mittels 30 ausgewählter aussagekräftiger Exponate (Bauten, Skulpturen, Gegenstände) an unterschiedlichen Standorten im Gebiet des Bistums Essen werden deren und dessen Geschichte(n) erzählt. Zeitlich sind die Objekte in die Zeit seit der Bistumsgründung) im Jahre 1958 einzuordnen, weisen jedoch inhaltlich z.T. weit in die Vergangenheit zurück. Die Darstellung eröffnet die Spendentüte von 1959, die für Zuwendungen zum Bau des Priesterseminars in Essen-Werden bestimmt war, und endet mit der Christkönigverehrung in Kirchenbau und Liturgie und mit der Neunutzung der Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen-Ückendorf als Multifunktionshaus. Dazwischen gibt es den Konzilssitz S585 von Bischof Hengsbach aus dem Jahr 1965, den Wohnwagen, den das Bistum zur Touristenseelsorge ab 1967 in die Dünen von de Koog auf der holländischen Insel Texel stellte, den Souvenir-Lolli vom Papstbesuch 1987, das Dialogkreuz von 2013 als Symbol für den im Bistum eingeleiteten pastoralen Weg bis zum Pannini-Sammelbild der Goldenen Madonna von 2015. Die 30 Objekte spiegeln die räumliche, zeitliche und […]
Bodo Hombach (Hg.), ISBN 978-3-402-24640-5, €39,90 Dieses auf zwei Bände und 800 Seiten ausgedehnte Buch ist ein „inhaltlich beschränktes“, weil bewusst rückbesinnendes. Darstellungen der Entwicklung des Ruhrgebiets beginnen immer an der Ruhr, im Sog der industriellen Expansion verlassen sie das Ruhrtal meist schon um 1860 und wenden sich den „dynamischeren“ Bereichen beiderseits der Emscher zu. Das rheinisch-westfälische Industriegebiet mutierte in den 1920er/1903er Jahren zum Ruhrgebiet – zu einem Zeitpunkt, als der Produktionsschwerpunkt längst weiter nach Norden gewandert war und die Bereiche beiderseits der Ruhr strukturell längst nicht mehr repräsentativ für diese Industrieregion waren. Dieses Buch folgt nur gelegentlich dem vorgezeichneten Trend, sondern bleibt an der Ruhr – von der vorindustriellen Zeit bis in die Gegenwart und in einer großen inhaltlichen Breite. Der Band 1 (Heimat Ruhr: Fluss, Tal, Siedlung seit Anfang des 19. Jahrhunderts) widmet sich dem „Naturraum Ruhr“, dem „Naturwirtschaftsraum Ruhr“, mit dem die Landwirtschaft, der Weinbau, das Fischereiwesen …. gemeint ist, dem „Wohnraum Ruhr“ (Leben am Fluss, Stadtplanung, Wohnverhältnisse …) und dem „Kulturraum Ruhr“ (Kunstobjekte, Museum, Industriekultur, Ruhrliteratur …). Der Band 2 (Fluss, Industrieregion, Strukturwandel seit Anfang des 19. Jahrhunderts) geht zunächst unter dem Titel „Wirtschaftsraum Ruhr“ der Bedeutung der Ruhr innerhalb der regionalen Industrialisierung nach, der „Verkehrsraum […]
Karola Geiß-Netthöfel, Dieter Nellen, Wolfgang Sonne (Hg.), Berlin 2020, ISBN 978-3-86859-584-0, €45,00Das hundertjährige Bestehen von SVR/KVR/RVR ist Anlass für dieses mit schwerem Papier und Silberschnitt haptisch und optisch designte großformatige coffee-table book; es ist ein Buch der Selbstdarstellung – des Verbandes und der Region. Ausgesucht schöne Bilder begleiten die Kurzdarstellungen von RVR-Mitarbeitern in den Großkapiteln zur „Geschichte und Gegenwart“ des Verbandes, zur „Leitstrategie und Programmagenda“ des RVR 20/21+ und zum Thema „Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel“. Sechs essayistische Betrachtungen externer Beobachter runden den Band ab – Claus Leggewie zur Wunschvorstellung Metropole Ruhr, Wolfgang Sonne zu 100 Jahren Ruhrstädtebau, Stefan Siedentop zur Transformation einer verspäteten Region, Stefan Leiner zur grünen Infrastruktur, Dieter Nellen zur IBA und ihren Nachwirkungen und Christoph Zöpel zur postmontanindustriellen Kulturlandschaft Ruhr. Dem regional Kundigen bietet dieses Buch keine neuen Erkenntnisse; das war jedoch auch nicht seine Absicht. Es ist vielmehr aus gegebenem Anlass ein in Text und Bild gut informierender und durch ein klares Bild-Text-Konzept attraktiver Jubiläumsband für eine interessierte Öffentlichkeit. Aus rein geographischer Sicht ist schließlich noch positiv anzumerken, dass gute kartographische Darstellungen des RVR einmal nicht bis zur Unleserlichkeit miniaturisiert wurden, sondern ihnen mit Klappkarten ein verdienter Stellenwert gegeben wurde.
Gabriele Unverferth, Münster 2020, ISBN 978-3-402-24641-2, €49,90 Zu den „Schätzen“ in der regionalen Bergbauliteratur gehören die Darstellungen der Schachtanlagen der Vereinigten Stahlwerke aus den 1930er Jahren. An diese Tradition knüpft die Verfasserin ausdrücklich an, geht aber mit Hilfe ehemaliger leitender Mitarbeiter des Verbundbergwerks sowie der Fachleute aus den verschiedenen Förder- und Geschichtskreisen um die Zeche Gneisenau deutlich darüber hinaus, indem die Entwicklung der Zeche Gneisenau in die Geschichte des Ruhrbergbaus im Allgemeinen und der Harpener Bergbau-AG im Besonderen eingebunden wird. Entstanden ist so ein Werk, das auf über 400 Seiten und ausgestattet mit über 600 Abbildungen in tiefer Gliederung von der Darstellung der Berechtsame, der Besitzverhältnisse und der geologischen Verhältnisse ausgehend sich zunächst der Entwicklung der Schachtanlagen Gneisenau bis 1945 zuwendet. Es folgen die Entwicklungen im Bergwerksbetrieb, die Arbeits- und Versorgungsverhältnisse der Bergarbeiter einschließlich des Wohnungsbaus und des Vereinswesens, die Darstellung der Entwicklung vom Wiederaufbau bis zur Stilllegung sowie der vielfältigen Neunutzungen auf dem Gelände. Der Anhang umfasst Zeittafeln, mehrere Lagepläne, Baufelderkarten und Schachtschnitte, Statistiken über Förderung, Kokserzeugung und Belegschaft, die Erläuterung bergbaulicher Fachbegriffe sowie das Literatur- und Quellenverzeichnis. Das Verbundwerk Gneisenau war ein großes und leistungsfähiges Bergwerk, das fast ein Jahrhundert sein räumliches Umfeld geprägt und das Leben von […]
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