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OBEN – Haldenlandschaft im Ruhrgebiet
Vollmer, Manfred/Wolfgang Berke Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0411-8 Über alle Berge – Der definitive Haldenführer Ruhrgebiet. Berke, Wolfgang Mit Fotos von Manfred Vollmer und Luftaufnahmen von Hans Blossey Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0170-4
Mit diesen beiden Büchern von Berke und Vollmer erscheint das Thema der Halden im Ruhrgebiet umfassend und erschöpfend erfasst und dargestellt. Der gut gemachte Haldenführer gibt für jede Halde einen Informationssteckbrief und einen erläuternden Text über Geschichte, Aufbau und Nutzungsmöglichkeiten; die beigefügten Karten und das Format machen das Buch zu einem Begleiter beim selbstständigen Ersteigen dieser industriellen Landschaftsbauwerke. Im zweiten Buch stehen eher die z.T. großformatigen Bilder Manfred Vollmers im Vordergrund, die Texte sind weitgehend identisch mit denen des Haldenführers.

Architektur in Essen 1960-2013
Bergmann, Berger/Peter Brdenk (Hg.) Essen (Klartext) 2013, ISBN: 978-3-8375-0832-1 Nachdem sich der 2012 erschienene erste Band mit Essens Architektur von 1900 bis 1960 beschäftigte, geht es nunmehr um die Bauwerke und Entwicklungen in der Stadtentwicklung in den letzten Jahrzehnten. Im ersten Teil wird ein inhaltlicher Bogen gespannt von Essen als dem „Gernegroß“ der 1960er Jahre mit der Stadtkrone am Postscheckamt und Stahlhaus über den Rathausbau, den Ausbau des Ruhrschnellwegs, die zerstörerische Stadtsanierung in Steele bis hin zum Weltkulturerbe, zum Auf- und Ausbau des Kruppgürtels, zu den zahlreichen Kunst- und Kulturstätten, zum Universitätsviertel und zum Ausbau der Messe Essen. Im zweiten Teil werden 120 Bauwerke und zehn Siedlungen, die die Strömungen der letzten Jahrzehnte widerspiegeln, in Text und Bild vorgestellt. Band schließt ab mit Kurzbiographien Essener Architekten, Städtebauer und einschlägiger Zeitzeugen. Nicht nur für den Besitzer des ersten Bandes, sondern für jeden an der Essener Architektur der letzten knapp 60 Jahre Interessierten ist dieses Buch ein Muss.

Dortmund – 52 Orte der Industriekultur
Abeck, Susanne/Struß, Hedi/Swyter, Hartmut Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0439-2 Industriekultur hat Hochkonjunktur in der Region, und nun gibt es auch für Dortmund einen handlichen Führer zu herausragenden Denkmälern des Industriezeitalters. Die Texte sind anregend und informativ, die reiche Bebilderung ist von guter Qualität. 52 Standorte unterschiedlicher Funktionalität, wie z.B. Zechen, Verwaltungsbauten, technische Infrastruktur werden vorgestellt; warum dies in alphabetischer Ordnung und nicht in räumlichen Zusammenhängen geschieht, bleibt allerdings unerfindlich. Anders als bei anderen einschlägigen Führern ist zu loben, dass eine Übersichtskarte beigegeben ist, wenngleich deren überstilisierte Gestaltung den Informationswert deutlich schmälert.

Echt kriminell – Die spektakulären Fälle aus dem Ruhrgebiet
Berke, Wolfgang/Jan Zweyer Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0705-8 Seit Jahrzehnten ist das Ruhrgebiet Schauplatz von Verbrechen mit nationaler Resonanz gewesen – der Daube-Mord in Gladbeck, der Kindermörder Jürgen Bartsch, die Entführung Theo Albrechts, der „Ruhrkannibale“ von Duisburg, das Gladbecker Geiseldrama, das Verlies in der Ruhrtalbrücke, der „Satansmord“ von Witten, die Betrügereien eines Prof. Broelsch, die Mafia-Morde in Duisburg oder der Rockerkrieg im Ruhrgebiet, der Envio-Skandal in Dortmund und zahlreiche andere. Internetquellen und Zeitungsartikel sind die Basis der in sachlichem Stil gehaltenen Darstellungen der Kriminalfälle. In manchen Fällen sind sie jedoch ein wenig spröde und man hätte sich „mehr Fleisch ans Gerippe“ gewünscht, aber insgesamt bleibt es ein lesenswertes Buch.

OBEN – Haldenlandschaft im Ruhrgebiet
Vollmer, Manfred/Wolfgang Berke Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0411-8 Über alle Berge – Der definitive Haldenführer Ruhrgebiet. Berke, Wolfgang Mit Fotos von Manfred Vollmer und Luftaufnahmen von Hans Blossey Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0170-4
Mit diesen beiden Büchern von Berke und Vollmer erscheint das Thema der Halden im Ruhrgebiet umfassend und erschöpfend erfasst und dargestellt. Der gut gemachte Haldenführer gibt für jede Halde einen Informationssteckbrief und einen erläuternden Text über Geschichte, Aufbau und Nutzungsmöglichkeiten; die beigefügten Karten und das Format machen das Buch zu einem Begleiter beim selbstständigen Ersteigen dieser industriellen Landschaftsbauwerke. Im zweiten Buch stehen eher die z.T. großformatigen Bilder Manfred Vollmers im Vordergrund, die Texte sind weitgehend identisch mit denen des Haldenführers.

Architektur in Essen 1960-2013
Bergmann, Berger/Peter Brdenk (Hg.) Essen (Klartext) 2013, ISBN: 978-3-8375-0832-1 Nachdem sich der 2012 erschienene erste Band mit Essens Architektur von 1900 bis 1960 beschäftigte, geht es nunmehr um die Bauwerke und Entwicklungen in der Stadtentwicklung in den letzten Jahrzehnten. Im ersten Teil wird ein inhaltlicher Bogen gespannt von Essen als dem „Gernegroß“ der 1960er Jahre mit der Stadtkrone am Postscheckamt und Stahlhaus über den Rathausbau, den Ausbau des Ruhrschnellwegs, die zerstörerische Stadtsanierung in Steele bis hin zum Weltkulturerbe, zum Auf- und Ausbau des Kruppgürtels, zu den zahlreichen Kunst- und Kulturstätten, zum Universitätsviertel und zum Ausbau der Messe Essen. Im zweiten Teil werden 120 Bauwerke und zehn Siedlungen, die die Strömungen der letzten Jahrzehnte widerspiegeln, in Text und Bild vorgestellt. Band schließt ab mit Kurzbiographien Essener Architekten, Städtebauer und einschlägiger Zeitzeugen. Nicht nur für den Besitzer des ersten Bandes, sondern für jeden an der Essener Architektur der letzten knapp 60 Jahre Interessierten ist dieses Buch ein Muss.

Dortmund – 52 Orte der Industriekultur
Abeck, Susanne/Struß, Hedi/Swyter, Hartmut Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0439-2 Industriekultur hat Hochkonjunktur in der Region, und nun gibt es auch für Dortmund einen handlichen Führer zu herausragenden Denkmälern des Industriezeitalters. Die Texte sind anregend und informativ, die reiche Bebilderung ist von guter Qualität. 52 Standorte unterschiedlicher Funktionalität, wie z.B. Zechen, Verwaltungsbauten, technische Infrastruktur werden vorgestellt; warum dies in alphabetischer Ordnung und nicht in räumlichen Zusammenhängen geschieht, bleibt allerdings unerfindlich. Anders als bei anderen einschlägigen Führern ist zu loben, dass eine Übersichtskarte beigegeben ist, wenngleich deren überstilisierte Gestaltung den Informationswert deutlich schmälert.

Echt kriminell – Die spektakulären Fälle aus dem Ruhrgebiet
Berke, Wolfgang/Jan Zweyer Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0705-8 Seit Jahrzehnten ist das Ruhrgebiet Schauplatz von Verbrechen mit nationaler Resonanz gewesen – der Daube-Mord in Gladbeck, der Kindermörder Jürgen Bartsch, die Entführung Theo Albrechts, der „Ruhrkannibale“ von Duisburg, das Gladbecker Geiseldrama, das Verlies in der Ruhrtalbrücke, der „Satansmord“ von Witten, die Betrügereien eines Prof. Broelsch, die Mafia-Morde in Duisburg oder der Rockerkrieg im Ruhrgebiet, der Envio-Skandal in Dortmund und zahlreiche andere. Internetquellen und Zeitungsartikel sind die Basis der in sachlichem Stil gehaltenen Darstellungen der Kriminalfälle. In manchen Fällen sind sie jedoch ein wenig spröde und man hätte sich „mehr Fleisch ans Gerippe“ gewünscht, aber insgesamt bleibt es ein lesenswertes Buch.

Auf Crange! Das Buch zur Kirmes
Berke, Wolfgang, Quickels, Wolfgang Essen (Klartext) 2014, ISBN 978-3-83751-125-3 1992 erschien die mittlerweile vergriffene detailreiche historische Darstellung „Auf Cranger Kirmes“ von Annette Krus-Bonazza. Auf deren Erkenntnisse stützen sich fast alle historischen Kapitel dieses Buchs. Dazwischen stehen Kapitel zum Aufbau, zu Umzügen, Fahrgeschäften, Schaustellern, Gewinnen, Plakaten und vor allem zu den Besuchern dieser größten Kirmes des Ruhrgebiets. Vor allem aber sind es die Bilder von Originalen und Kuriositäten, von Trubel und Gedränge, von Generationen überschreitendem Vergnügen und überschäumender Lebensfreude, die dieses Buch sympathisch machen.

Nachfrageorientiertes Nutzungszyklus-Management
Bizer, Kilian/Ewen, Christoph/Knieling, Jörg/Stieß, Immanuel (Hg.) Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-40-4 Wohnen im Bestand Nachfrageorientierung als Perspektive. Anforderungen, Konzepte und Good Practices für Wohnungswirtschaft und Stadtentwicklung Röber, Manfred/Heidi Sinning (Hg.) Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-51-0 Die gegenwärtige Stadtentwicklung in Deutschland wird zum einen durch den Zielkonflikt beeinflusst, der sich aus der Stadt-Umland-Wanderung der Bevölkerung und dem Leitbild einer nachhaltigen Raumentwicklung ergibt; zum anderen macht der Geschosswohnungsbau der 1950er bis 1970er Jahre eine Umbruchsphase durch, befindet er sich doch in einer günstigen, weil zentrumsnahen Lage, jedoch in einem altersbedingt schlechten Erhaltungszustand. Schließlich stellt die mindestens latente Überalterung der urbanen und suburbanen Bevölkerung neue Anforderungen. Aus theoretischen Überlegungen und anhand von zwei Beispielgebieten wird in der ersten Veröffentlichung das nachfrageorientierte Nutzungszyklus-Management entwickelt, das Konzept und Instrumentarium zugleich bietet, um die Attraktivität der Geschosswohnungsbauquartiere zu steigern und in der Stadtregion weiteren Flächenverbrauch einzudämmen. Der von Röber und Sinning herausgegebene Sammelband ist eindeutig praxisorientiert, geht dem skizzierten Problem aus der Sicht der Wohnungswirtschaft nach, diskutiert die neuen Anforderungen an Wohnung und Wohnumfeld, stellt Governanceansätze in der Stadt- teilentwicklung und neue Dienstleistungen in der Wohnungswirtschaft vor und sieht beide zusammen mit einem neuen Marketingkonzept als wichtige Grundlagen einer nachfrageorientierten Bestandsentwicklung in […]

Ruhrschlacht – Das Ruhrgebiet im Kriegsjahr 1943
Blank, Ralf Essen (Klartext) 2014, ISBN 978-3-8375-0078-3 Das Ruhrgebiet und in ihm besonders die Stadt Essen mit den Werken der Firma Krupp galt als die „Waffenschmiede des Reiches“. Seit 1943 wurde das Ruhrgebiet zum Ziel des britischen Bomber Command, die „Battle of the Ruhr“ begann. Detailreich und kleinschrittig analysiert Ralf Blank die fünfmonatige Angriffsserie, die die Städte des Ruhrgebiets in Schutt und Asche legte; eine der spektakulären Einzelaktionen war die Bombardierung der Möhnetalsperre und die dadurch ausgelöste verheerende Flutwelle, die sich das Ruhrtal entlang wälzte. Auf über 300 Seiten werden die Vorgeschichte, der Verlauf und die Auswirkungen der „Battle of the Ruhr“ dargelegt, bereichert um eine Vielzahl bislang nicht veröffentlichter Fotographien – ein lesenswertes Buch.

Stadtentwicklung Dortmund seit 1945
Bömer, Hermann/Lürig, Eike/Utku, Yasemin/Zimmermann, Daniel Dortmunder Beiträge zur Raumplanung 135, Dortmund 2010 (Verlag Dorothea Rohn Detmold), ISBN 978-3-88211-177-4 Im Ruhrgebiet ist neben Essen die Stadt Dortmund ein Paradebeispiel für den Aufbau einer Industriestadt des 19. und frühen 20. Jhs. sowie ihres Wandels zu einer Dienstleistungsstadt mit regionalen Einfluss. Herausgeber und Autoren wollten für die Zeit von 1945 bis 2010 den bestehenden Mangel einer zusammenhängenden Darstellung des vielfältigen Wandels durch diese Veröffentlichung beheben. Subsummiert in die fünf Abschnitte „Große Pläne“, „Wirtschaften in alten und neuen Feldern“, „Bauen, bewegen und erneuern“, „Miteinander leben, wohnen und Gestalt inszenieren“ und „Das neue Dortmund – Reflexionen und Visionen“ wird in 38 Beiträgen, meist ausgehend von einer Darstellung der Entwicklung des Ist-Bestandes der Nachkriegszeit, dieser Wandel in seinen vielfältigen Facetten von ausgewiesenen Fachleuten der Stadtplanung beleuchtet. Ungeachtet einiger thematischer Ungleichgewichte und einem nicht immer gerechtfertigten Wechsel von Analyse und Wertungen ist es ein wichtiges und lesenswertes Buch.

Krupp entdecken – Auf den Spuren der drei Ringe
Bösch, Delia Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0520-7 Rechtzeitig zu den Kruppjubiläen legt auch die Kunsthistorikerin Delia Bösch einen Führer zu den herausragenden Beispielen des baulichen Erbes von Familie und Unternehmen Krupp vor, gegliedert in eine Familien- (Villa Hügel, Hügelpark, Siedlung Brandenbusch, Krupp-Familienfriedhof), eine Firmen- (Stammhaus, ThyssenKrupp Headquarter, Krupp-Park, Rheinische Bahn) und Kolonientour (Essener Siedlungen Margarethenhöhe, Altenhof und Alfredshof, Siedlungen Heimaterde in Mülheim, Dahlhauser Heide in Bochum und Margarethensiedlung in Duisburg-Rheinhausen). Für jede der Touren wird ein Restaurantvorschlag in entsprechendem Ambiente gemacht. Zwar sind die Texte informativ, doch hätte man sich auf der Kolonientour detailliertere Rundgänge und generell Hinweise auf die spezifische Literatur gewünscht.

Viel erreicht, wenig gewonnen
Bogumil, Jörg/Heinze, Rolf G./Lehner, Franz/Strohmeier, Klaus Peter Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0718-8 Wie die Autoren in ‚Phönix flieg!’ gehen auch die Autoren dieses Buches von einem gewissen Entwicklungslevel aus, indem sie feststellen, dass das Ruhrgebiet im Verlauf des Strukturwandels viel erreicht hat. Mit dem Titel des ersten Kapitels „Der Kampf des Phönix mit der Asche“ machen sie aber sofort die Grundstimmung deutlich. Überdurchschnittliche Arbeitslosenquoten, finanziell bedrängte Kommunen und die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte sind die Indikatoren, dass das Ruhrgebiet noch längst nicht die Kraft einer international konkurrenzfähigen Metropolregion gewonnen hat. Demographisch wird das Ruhrgebiet schneller älter, bunter und ärmer, bestehen in der Region insgesamt und in vielen ihrer Städte deutliche sozio-ökonomische Ungleichheiten und sind die Bildungsoffensiven für die Kinder am unteren Ende der Sozialskala – mit deutschen wie mit ausländischen Hintergrund – immer noch unzureichend. Im Prozess des Strukturwandels haben Kommunen mit ähnlichen Voraussetzungen zu lange dieselben oder ähnliche Ziele angestrebt, damit den Konkurrenzkampf der Kirchtürme gefördert anstatt eine funktionale Differenzierung anzustreben und durch stärkere Zusammenarbeit eine regionale Profilbildung zu erreichen. Der seit Jahren plakativ voran getragene Metropol-Begriff muss mit deutlichem Inhalt gefüllt werden. Eine fundiert recherchierte und prägnant geschriebene Veröffentlichung.

Stadt Center – Ein neues Handelsformat für die urbane Mitte
Christ, Wolfgang/Franz Pesch Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2013, ISBN 978-3-939486-76-3 In der mitteleuropäischen Stadt ist die Mitte der Stadt ein Platz des Handels, ein Paradigma, dem auch noch in den 1950er und frühen 1960er Jahren gefolgt wurde. In den letzten fünf Jahrzehnten vollzog sich dann zunächst ein Herauswandern des Einzelhandels in die rand- und zwischenstädtisch entstehenden Einkaufscenter, denen die (Innen-)Städte mit verbesserter Aufenthaltsqualität zu begegnen suchten, waren sie doch hinsichtlich eines ausreichenden Parkplatzangebots und geeigneter Flächen für einen gewandelten Einzelhandel selten konkurrenzfähig. Zunehmend begannen sich jedoch Einkaufscenter unterschiedlicher Größe, unterschiedlicher Qualität und unterschiedlichen Branchenmix wieder der städtischen Mitte anzunähern, ohne dass es zu einer optimalen funktionalen oder formal-städtebaulichen Symbiose zwischen Stadt und Center gekommen wäre. In dieser Studie wird an Beispielen aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien eine neue Annäherung von Stadt und Center untersucht, in der aus dem Shopping-Center in der Stadt ein Stadt-Center wird. Dies erfordert spezifische Entstehungsbedingungen sowie eine eingehende und offene Koordination der Beiträge und Erwartungen aller Beteiligten, um den Marketinganforderungen des Einzelhandel in einem städtebaulich attraktiven und in dieser Form von Kunden zunehmend nachgefragten Rahmen Rechnung tragen zu können. Die höchst anregende Untersuchung ist reichhaltig mit thematischen Karten und Fotos ausgestattet und für jeden am […]

Posturbanisierung und die Renaissance der (Innen-)Städte
Dittrich-Wesbuer, Andrea/Knapp, Wolfgang/Osterhage, Frank (Hg.) Metropolis und Region, Bd. 6, Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-53-4 Der seit Jahrzehnten zu beobachtende Gegensatz zwischen (Kern-)Stadt und suburbanem Umland, aus dem Wanderungsbewegungen in die Randbereiche resultierten, ist seit einigen Jahren dabei sich zu verändern, wenn nicht umzukehren. Ein Trend zurück in die (Innen-)Städte wird als Reurbanisierung interpretiert, gleichzeitig vervollständigen sich die suburbanen Räume funktional und strukturell; die Stadtregion, bestehend aus (Kern-)Stadt und Umland – ist mehr als je zuvor als Einheit mit sich wandelnden Qualitäten zu verstehen. In hoher Materialfülle und aussagekräftigen Beispielen verfolgt diese Veröffentlichung die neuen Prozessen und Strukturen.

Revier unter Strom – Fotographien zur Elektrizitätsgeschichte des Ruhrgebiets
Döring, Peter/Theo Horstmann (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0041-7 Ruhrbergbau und Elektrizitätswirtschaft Die Auseinandersetzung zwischen dem Ruhrbergbau und der öffentlichen Elektrizitätswirtschaft um die Steinkohlenverstromung von 1925 bis 1951 Döring, Peter Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0521-4 Die beiden neuen Bücher zur regionalen Elektrizitätswirtschaft ergänzen sich in gewisser Weise. Das erste ist im weitesten Sinne der Katalog zu einer Ausstellung im Museum Strom und Leben in Recklinghausen, die 2010/2011 stattfand. In Fotographien und Texten wird ein zeitlich und inhaltlich weiter Bogen gespannt von den Wurzeln des RWE bis in die Gegenwart, von der Gründung gemischtwirtschaftlicher Betriebe mit unterschiedlichen Motiven, aber gleichgerichteten Zielen über den technischen Aufbau der einschlägigen Infrastrukturen bis hin zum Denkmalwert der Kraftwerke und der grundsätzlichen Bedeutung von Elektrizität für regionale Unternehmen. Retrospektiv erweist es sich dabei, dass die Nutzung der Kohle für die Elektrizitätsgewinnung den regionalen Bergbau, trotz der anfänglichen Widerstände, im Sinne der Kondratjew-Wellen in eine neue Entwicklungsphase transponiert hat. Allerdings gewann der regionale Bergbau diese Einsicht erst in schweren Absatzkrisen. Ohne „Sonderkonjunkturen“ wie die Autarkie- und Rüstungspolitik des NS-Regimes oder der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wäre das „Aus“ für den Bergbau schon früher gekommen. In den 1920er Jahren bemühte sich der Bergbau um eine […]

Essen von A bis Z – Wissenswertes von A bis Z
Dupke, Thomas/Paßmann, Dirk F./Schupetta, Heike Münster (Aschendorff Verlag) 2009, ISBN 978-3-402-00238-4 Dieses Buch ist im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahrs und in Erwartung eines Zustroms an Touristen entstanden, die es dringend benötigen. Man nahm die Informationen aus den Standardwerken von Dickhoff, Mohaupt und Wisotzki, recherchierte in einigen Fällen genauer in der heimatkundlichen Literatur, aktualisierte das Ganze, ergänzte es um Informationen zu Essener Firmen und einige thematische Fotostrecken und brachte es in eine alphabetische Reihenfolge. Mangels einer klaren Vorstellung vom möglichen Nutzer oder, um es jedem recht zu machen, wurden in einem Anhang diverse Listen beigefügt – der Äbtissinnen, Äbte und Bürgermeister, der Schulen, historischen Höfe und Hochhäuser, der Zechen, Stadtteile (ohne Karte!) und Lichtwochen, und andere. Insgesamt eine Anhäufung weitgehend unverbundener Informationen – nicht weniger, aber auch ganz gewiss nicht mehr. Dem Buch liegt ein barrierefreier Innenstadtplan bei, hergestellt im Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster der Stadt Essen.

Stadt Bauen 3
Durth, Werner (Hg.) Tübingen/Berlin (Ernst Wasmuth Verlag) 2011, ISBN 978-3-8030-0742-1 Die Veröffentlichung präsentiert zum einen die Beiträge des in Essen auf Zollverein XII durchgeführten städtebaulich-architektonischen Symposiums „Orte des Wissens und der Bildung“, zum anderen werden die im Rahmen des Deutschen Städtebaupreises 2010 diskutierten und prämierten städtebaulichen Projekte vorgestellt. Herausragende Beispiele dieser städtebaulichen Leistungsschau sind z.B. der Umbau des Bahnhofsquartiers in Hamm, die „neuen Wege in der Stadt“ Münster, der neue Campus der Goethe-Universität in Frankfurt, Teile der Hamburger Hafen-City und die Erweiterung der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Phönix flieg! Das Ruhrgebiet entdeckt sich neu
Engel, Klaus/Großmann, Jürgen/Hombach, Bodo (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0425-5 Mitten im Strukturwandel zu stehen oder in ihm einen gewissen Level erreicht zu haben, der es erlaubt, mit einigem Selbstbewusstsein nicht utopische, sondern realistische Perspektiven zu entwickeln und auch Probleme zu benennen – aus dieser Haltung ist diese voluminöse Sammlung von Beiträgen über das „neue“ Ruhrgebiet entstanden. 102 Autoren aus allen Lebens-, Wirtschafts- Politik- und Kulturbereichen haben ihre Sicht auf und Ansicht über dieses neue Ruhrgebiet beigetragen. Nach persönlichen Annäherungen geht es um „Unternehmen und Standort“, um die räumlichen Strukturen der „Region“, um die „Gesellschaft“ zwischen bürgerlichen Zirkeln und Migranten, um „Bildung“ als Strukturaufgabe und Standortvorteil, um „Strukturwandel“ und was einzelne Akteure darunter verstehen, um „Energie und Klima“ als Thema einer klassischen Energieregion, um „Politik“ in einer und für eine Metropolregion mit einer hohen Dichte von Kirchtürmen, um Akteure und Aktionen in „Kultur und Medien“ und schließlich um die „spannendste Provinz der Welt“, die sich vor allem durch ein kräftiges „Trotzdem“ auszeichnet. Ein unverzichtbares anregendes Lesebuch über die vielfältige Region, in der wir leben.

Mythos Kohle
Farrenkopf, Michael Münster (Aschendorff Verlag) 2009, ISBN 978-3-402-04386-8 Der Anlass zu diesem großformatigen Buch ist ein banaler; die meisten Bildbände zur Bergbaufotographie sind vergriffen, der Autor hat, u.a. als Leiter des Bergbau Archivs beim Deutschen Bergbau-Museum, Zugriff auf einen umfangreichen Bildbestand. Das Ergebnis dieser Konstellation ist nicht banal. Entstanden ist ein opulenter Bildband, der die Entwicklung des Ruhrbergbaus in fünf Kapiteln vom Beginn der Werksfotographie in den 1870er Jahren bis in die Zeit der Stilllegungen nachzeichnet. Die in Inhalt und Qualität ein- und ausdrucksvollen Fotos werden unterstützt durch aussagekräftige Bildunterschriften. Der Leitfaden des Buches bleibt die Werksfotographie; daher fehlen Fotos aus der Mitte des 19. Jhs. und aus der postindustriellen Gegenwart, in der die Werksfotographie ihren künstlerischen und dokumentarischen Stellenwert verloren zu haben scheint. Der strikte Bezug auf das Werksgelände spiegelt sich auch in den Texten wieder, die allerdings immer dann blass werden, wenn – in wenigen Fällen – das Werksgelände überschritten wird und Zechenstandorte in ihren landschaftlichen Zusammenhang gestellt werden. Diese eher geographische Bemerkung schmälert aber den Wert dieses durchweg empfehlenswerten Buches nicht.

Wirtschaft! Wunder! Krupp in der Fotografie 1949-1967
Fellner-Feldhaus, Manuela, Kleinmann, Ute, Stremmel, Ralf Essen (Klartext) 2014, ISBN 978-3-83751-221-2 Aus Anlass einer entsprechenden Ausstellung hat die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung dieses Buch herausgegeben. Es versucht, den Aufstieg der Firma Krupp in der Zeit des Wirtschaftswunders und ihren Beitrag in ihr nachzuzeichnen und stützt sich dabei auf Bilder aus dem reichen Bilderfundes des Unternehmens. Lässt man die übliche „dynastische“ Attitüde derartiger Veröffentlichungen beiseite, so besticht das Buch durch die für Krupp typischen Industriefotografien wie sie Kundigen noch aus den „Mitteilungen“ bekannt sind, sowie durch eine Reihe von Aufnahmen zu Architektur, Städtebau und Design, die die Aufbruchsstimmung dieser Wirtschaftswunderzeit lebendig werden lassen.

Stadt Duisburg, Nördliche Stadtteile
Fischer, Barbara/Buschmann, Walter/Machat, Christoph (Bearb.) Worms (Wernersche Verlagsgesellschaft) 2007, ISBN 978-3-88462-242-1 Dieser großformatige und schwergewichtige Band ist der erste Inventarband der Denkmäler Duisburgs und umfasst die Stadtteile Hamborn, Meiderich, Beeck, Ruhrort und Walsum. Erfasst sind sämtliche Baudenkmäler in Text, Bild und Karten, zudem werden die Einzeldenkmäler in ihre industrie- und siedlungsgeschichtlichen Zusammenhänge gestellt. Den einzelnen Stadtteilen ist jeweils eine zusammenfassende topographische und historische, mit Karten ausgestaltete Darstellung vorangestellt. Der besondere Wert der Industriedenkmäler Duisburgs wird durch ein eigenständiges Kapitel zur Montanindustrie mit ihren Zechenanlagen und Hüttenwerken sowie mit den von ihnen hervorgerufenen Verkehrsanlagen, wie etwa dem Ruhrorter Hafen, gewürdigt.

Positionen zur Urbanistik.
Frey, Oliver/Florian Koch (Hg.) Wien (LIT-Verlag) 2011, ISBN 978-3-643-50246-9 und ISBN 978-3-643-50312-1 Ziel dieser zweibändigen Sammlung von Beiträgen ist es, einen Überblick über aktuelle Fragestellungen, Prozesse und Probleme der Urbanistikforschung zu geben. Erarbeitet werden die Themenkreise „Stadtkultur“ (vom baulich überlieferten kulturellen Erbe bis hin zu Künstlern als Pionieren der Gentrifizierung), „Neue Methoden der Stadtforschung“ (Netzwerke, Partizipation, Mental Maps), „Stadtentwicklung und soziale Gruppen“ (Benachteiligte Gruppen, alternde Bevölkerung, familiengerechte Wohnungspolitik), „Stadtplanung, Steuerung, Stadtidentität“ (Integrierte Stadtentwicklung, Innenstadt, Chancengleichheit) und „Architektur, Gestaltung und Städtebau“ (Stadtumbau, Freiraum, Architektur der Arbeit). Einige Themen werden interkulturell mit Beispielen aus Mitteleuropa, Südeuropa und beiden Amerikas dargestellt. Ungeachtet ihrer Qualitäten ist die Sammlung in manchen Fällen, insbesondere bei den methodischen Beiträgen, allerdings seltsam altbacken und keineswegs state of the art.

Schichtwechsel – Von der Kohlekrise zum Strukturwandel
Golombek, Jana/Dietmar Osses Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0595-5 Dieser als Katalog zur Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum 2011 erschienene Band vereinigt die Beschreibungen der Ausstellungsobjekte sowie grundlegende Beiträge zur Geschichte der regionalen De-industrialisierung und zu einigen Verfahren und ökonomischen wie kulturellen Zielkonzepten des Strukturwandels. Am Beispiel der Stadt Bochum werden mit der Ansiedlung der Graetz-Fernsehwerke, des Automobilherstellers Opel und der Ruhr-Universität frühe Bemühungen um einen strukturellen Wandel näher beleuchtet.

Das Essener Burggymnasium 1824-1945 – Ein Höhere Schule im Spiegel wechselnder Machtsysteme
Gronewold, Andreas Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0819-2 Diese Veröffentlichung erfüllt mehrere Ziele. Zum einen stellt sie – bei nur spärlich vor Ort vorhandenen Quellen – die Entwicklung des ältesten altsprachlichen Gymnasiums der Stadt Essen in einem wichtigen Abschnitt der Stadtgeschichte dar, zum anderen bietet sie in der Rekonstruktion zentraler Konflikte Einblicke in die Formen der national- und vor allem lokalpolitischen Einflussnahme in die Schulentwicklung. Schließlich hat auch die konfessionelle Orientierung bedeutenden Einfluss auf die Schulentwicklung. Besondere Beachtung finden auch das konservativ-katholische Milieu der Weimarer Zeit und die politischen Einstellungen der Lehrerschaft in der nationalsozialistischen Zeit. Insgesamt ist eine in all diesen Facetten verwobene, stimmige und empfehlenswerte Studie entstanden.

Chargesheimer. Die Entdeckung des Ruhrgebiets
Grütter, Heinrich Theodor, Grebe, Stefanie (Hg.) Köln (Verlag der Buchhandlung Walther König) 2014, ISBN 978-3-86335-526-5 Anfang 1957 machten sich Heinrich Böll und der Kölner Fotograph Carl-Heinz Hargesheimer, der sich seit 1948 Chargesheimer nannte, zu einer Fotoreportage ins Ruhrgebiet auf, an deren Ende 1958 ihr gemeinsames legendäres Buch „Im Ruhrgebiet“ stand, das fotographisch einen neuen, subjektiven Blick auf das Ruhrgebiet warf, der klassische bzw. nachhaltige Bilder produzierte, und das wohl der am kontroversesten diskutierte Bildband über das Ruhrgebiet war. Diesem selbst antiquarisch kaum noch zu erhaltenden Buch und seinen aus- und eindrucksvollen Bildern widmet das Ruhrmuseum 2014 eine Ausstellung, die jedoch nicht nur die Aufnahmen zeigt, die Chargesheimer, zum Teil als Ausschnittvergrößerung und strukturell durchkomponiert, in sein Buch aufnahm, sondern auch solche, die den Weg nicht in die Veröffentlichung gefunden haben. Landschaft, Stadt, Arbeit, Freizeit, Wohnen und vor allem die Menschen sind die Hauptthemen, die die Komposition des Buches ausmachen, das das Ruhrgebiet zu einem Zeitpunkt zeigt, als die Kriegsschäden noch sichtbar waren, als der Wiederaufbau kaum die traditionelle Zerrissenheit der Landschaft aufgehoben hatte und als es angesichts des Wirtschaftswunders hingenommen wurde, das Landschaft weitgehend unter Industrie verschwand – ein Eindruck, den die damaligen Lokal- und Regionalpolitiker, wie Generationen nach […]

Schwarzes Revier
Hauser, Heinrich Bonn (Weidle Verlag) 2010, ISBN 978-3-938803-25-7 Wie Hans Spethmanns „Das Ruhrgebiet“ und Bölls und Chargesheimers Bild- und Textband „Im Ruhrgebiet“ gehört Heinrich Hausers Wort- und Bildreportage, entstanden 1928 und veröffentlicht 1930, zu den Klassikern über das Ruhrgebiet. Aus Anlass der Ausstellung seiner Fotographien im RuhrMuseum 2010/2011 entstand dieser Band. Er ist zunächst ein Reprint und stellt Text und Bilder in den ursprünglichen wechselseitigen Zusammenhang, es folgen ausgewählte Fotos in guter Auflösung und schließlich eine zusammenfassende Wertung des Buches, das in seiner bewusst unpolitischen, sich vorsichtig in diese Industrielandschaft vortastenden, aber durchaus aufmerksam beobachtenden Art und Weise vom Verfasser als ein essayistisches Experiment angesehen und nicht zuletzt deshalb zu einem Pionierwerk wurde, das zahlreiche Nachahmer fand. Seine annotierte Neuausgabe ist außerordentlich zu begrüßen.

Bauten und Anlagen der 1960er und 1970er Jahre – ein ungeliebtes Erbe?
Hecker, Michael/Ulrich Krings (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) Essen, ISBN 978-3-8375-0679-2 Der vorliegende Band ist die Zusammenfassung der Beiträge des Symposiums, das das Haus der Architektur Köln (hdak) am 23./24. Oktober 2009 veranstaltet hat. Der Untertitel suggeriert Unbehagen. Die 1960er und 1970er Jahre waren in beiden Teilen Deutschlands Jahrzehnte ausgedehnter Bautätigkeiten, in deren Verlauf es angesichts günstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen möglich war, einerseits spektakuläre neue städtebauliche und architektonische Konzepte und „Utopien“ zu verwirklichen, anderer-seits Siedlungen und öffentliche Gebäude zu errichten, deren Gestaltung und Ausführung nicht selten als „brutal“ bezeichnet worden ist. Der Band, der bezeichnender Weise Wolfgang Pehnt zum 80. Geburtstag gewidmet ist, referiert in einigen Beiträgen die Leitvorstellungen der damaligen Jahrzehnte, stellt eine Vielzahl von gebauten Beispielen vor und widmet sich schließlich der Frage des „Erbes“ und unterzieht damit – nur auf den ersten Blick paradox – die ungeliebten Bauten einer denkmalschützerischen Betrachtung. Insgesamt eine lesenswerte Sammlung von Beiträgen.

Das Dorf – Landleben in Deutschland – Gestern und heute
Henkel, Gerhard Stuttgart (Konrad Theiss Verlag) 2012, ISBN 978-3-8062-2541-9 Gerhard Henkel, Mitglied der Gesellschaft und mittlerweile pensionierter Professor am Essener Geographischen Institut ist ein anerkannter Forscher im und über den ländlichen Raum, der auch sein Lebensraum ist. Er hat im Verlauf seines wissenschaftlichen Lebens Lehrbücher und mehrere hundert Aufsätze über den länd-lichen Raum geschrieben und war in mehreren hundert Vorträgen dessen Anwalt.< Nunmehr hat er dieses Buch vorgelegt, das ein Standardwerk über das Dorf zu werden verspricht. Es gliedert sich nach einem Vorspann über das alte Dorf in fünf große thematische Abteilungen über das moderne Dorf (Wirtschaft und Versorgung, Bevölkerung-Soziales-Kultur, Gestalt der Kulturlandschaft, Dorfpolitik) und ein Fazit. Unterhalb dieser Gliederungsebene übernehmen es 59 Kurzkapitel, ohne Überschneidungen und thematisch ausgewogen ein weit aufgefächertes Bild des Dorfes in Deutschland zu präsentieren. Hinzu tritt ein Exkurs über das Dorf in der Kunst. Dieses Buch ist als wissenschaftliches Buch um Objektivität bemüht, wenngleich sich der Autor – wie er im Vorwort einräumt – insbesondere in der Abteilung „Dorfpolitik“ die Freiheit der subjektiven Betroffenheit des Dorfbewohners gestattet. Als wissenschaftliches Buch geht es deutlich über die üblichen deutschen Standards hinaus, denen Inhalt fast alles und Verpackung (Präsentation) fast nichts gilt. Hier entspricht es eher angelsächsischen Standards. […]

Audio-Guide Ruhrgebiet, unterwegs mit Prominenten
Hömma kucken. 2CDs, Essen (Klartext-Verlag), ISBN 978-3-89861-981-3 Hier kriegen Sie zum Sehen was auf die Ohren. Herbert Knebel erklärt Sie dat Prinzip „Guste“ und nimmt Sie mit auf einen Tripp durch die Essener City; Michael Schulz und Bernd Schindowski, beide vom Musiktheater im Revier, suchen Standorte von Kunst, Kultur, Spiritualität und Inspiration auf – in Gelsenkirchen; bei Gerburg Jahnke „is alles watte siehs“ Oberhausen; Manni Breuckmann besucht mit Ihnen die Arenen des Ruhrgebietsfußballs. Das Ruhrgebiet „für unterwegs“ – für den CD-Player im Auto oder überspielt auf den MP3-Player oder das Handy; eine nette und unterhaltsame Idee.

Industrie. Archäologie. Essen
Hopp, Detlef (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0428-6 Zu Büchern, die in diesem Rahmen in den letzten Jahren vorgestellt worden sind, gehörten immer wieder die Reports über neue Grabungsfunde und –ergebnisse, die der Stadtarchäologe Hopp vorgelegt hat. Diesmal geht es zunächst um den frühen Bergbau auf Kohle, Silber, Blei und Raseneisenerz (Burgaltendorf, Rüttenscheid), um das Deilbachtal (Kupferdreh), um Stollen der Zeche Deimelsberg (Steele), um die Ruhrschifffahrt, um die umfangreiche Abtragung der Trasse der Rheinischen Eisenbahn, um Feldbrandöfen (Freisenbruch, Stoppenberg) und um Frischwasserzufuhr und Brunnenbauten. Die Zeit des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs ist mit Grabungen zu einem Kriegsgefangenenlager an der Pferdebahn, mit einem Lager in Heisingen, Schutzbauten in Bereich Frohnhausen und mit Untersuchungen des Kriegsschutts vertreten. Zu einem Eldorado für die Stadtarchäologie wurde jedoch in den letzten Jahren die Umgestaltung des Krupp-Geländes. Den auf diesem Gelände gemachten Funden und durchgeführten Grabungen ist der zweite Teil der Veröffentlichung gewidmet. Wie immer ist der neue archäologische Report in hervorragender Weise mit Karten, Skizzen und Fotos ausgestattet.

Stadtentwicklung und Wirtschaft – Strategien und Handlungsansätze zur Entwicklung von Gewerbestandorten
Hüttenhain, Britta Stadt + Landschaft 06, Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2012, ISBN 978-3-939486-66-4 Industrie- und Gewerbestandorte galten bis etwa zur Jahrtausend-wende als die Stief- oder Sorgenkinder des modernen Städtebaus. Im Bestand waren sie aus ökonomischen wie ökologischen Gründen häufig unerwünscht, ihre weitgehend geförderte Auslagerung auf unberührte Freiflächen förderte Suburbanisierung und Flächenverbrauch in gleichem Maße. Spätestens seit einem Jahrzehnt ändert sich mit der Globalisierung und der Entwicklung der IT-gestützten Wissensgesellschaft die wirtschaftliche Struktur – Gewerbestandorte werden nicht nur anderen Struktur- und Funktionsbetrachtungen unterzogen, sondern scheinen auch städtebaulich zunehmend attraktiver zu werden. Von diesen in der Literatur reflektierten Rahmenbedingungen entwickelt Britta Hüttenhain theoretisch-konzeptionell breit gefächert und mit zahlreichen praktischen Beispielen der jüngsten Vergangenheit (Dortmund, München, Leipzig, London) den theoretischen Teil ihrer Studie. Dieser wird mit der empirischen wirtschaftlich-politischen Realität der drei Mittelstädte Biberach an der Riß, Esslingen am Neckar und Heidenheim an der Brenz konfrontiert, jede Fallstudie ausführlich dokumentiert hinsichtlich Entwicklung und aktueller Problemlage. Es wird deutlich, dass praktische Wirtschaftsförderung von den Kommunen eine anspruchsvolle Doppelstrategie mit zahlreichen Variationen hinsichtlich der Profilierung eines vorhandenen bzw. zu entwickelnden Unternehmensmix, hinsichtlich der Fragen von Suburbanisierung und Reurbanisierung, hinsichtlich der Einbindung in regionale Planungsziele sowie hinsichtlich der Einbindung der Entscheidungsträger fordert. In lesenswerter und fundierter […]

Das Ruhr-Atoll, Kunst – Wissenschaft – Energie
Kabakov, Ilya und Emilia/Kaiser, Andreas/Katase, Kazuo/Kaufmann, Andreas M. (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0489-7 Dieses Buch gehört noch zu denjenigen, die die Ereignisse des Kultur-hauptstadtjahrs aufarbeiten. Die auf dem Baldeneysee installierten oder für diese Aktion geplanten Atolle werden in ihren Konzeptionen und realen Ansichten vorgestellt. Die Ruhr-Atolle gehörten nicht zu den spektakulärsten Event von Ruhr2010, der vorliegende Band vermag jedoch in den meisten Fällen, den ganz besonderen Zauber zwischen der in diesen schwimmenden Objekten realisierten Symbiose von Kunst und Wissenschaft und dem Standort Baldeney-See lebendig werden zu lassen.

Leben am Fluss. Mülheim an der Ruhr
Kaufhold, Barbara Essen (Klartext-Verlag) 2011. ISBN 978-3-8375-0426-2 Wenngleich der Titel es suggerieren könnte, ist dieses Buch keine Stadt- oder Kulturgeschichte der Stadt Mülheim an der Ruhr, sondern es geht um die Ruhr im Bereich der Stadt an der Ruhr. Es beginnt mit dem Wildfluss Ruhr und seinem Naturpotential, gefolgt von der Darstellung seiner Einflüsse auf die Stadtanlage und auf den Betrieb einer Fülle von Mühlen. Drei Kapitel widmen sich den verschiedenen Stadien der verkehrlichen Nutzungen von Fluss und Ufern, gefolgt von Untersuchungen zum Brückenbau, zur Flussregulierung, zur Wasserwirtschaft und zur Freizeitnutzung. Hinzu treten zwei sogenannte Tableaus zum Leben auf Schloss Broich im Wandel der Zeiten und zur Kindheit am Fluss. Die auf über 270 Seiten ausgebreitete kulturgeschichtliche, man könnte auch sagen, landeskundliche Studie ist ein mit Quellen und Materialien reich ausgestattetes, interessant und facettenreich geschriebenes und insgesamt empfehlenswertes Buch.

Koks und Cola – Das Ruhrgebiet der 1950er Jahre
Kaute, Wilfried Köln (Emons-Verlag) 2012, ISBN 978-3-89705-000-9 Was für ein Bildband über das Ruhrgebiet! Für diejenigen, die man heute gerne Zeitzeugen nennt, ist es ein Band der Erinnerungen an den Brezelkäfer, an Stangeneis, an den Deutschen Fußballmeister Rot-Weiß Essen, an Einkellerungskartoffeln, an Filmpremieren in der „Lichtburg“, an Taubenväter, Milchwagen und von Kinderscharen bevölkerte Schulhöfe inmitten von Trümmern oder im Schatten rauchender Schlote. Für alle Jüngeren gibt er großformatig und farbig wie schwarzweiß informative, schön-hässliche, anrührende, liebevolle (Suchense sich wat aus!) Einblicke in eine Zeit, die bei allem Bemühen in der heutigen Zeit der inszenierten oder museal gepflegten Industriekultur nicht mehr herzustellen ist. Getragen von den Fotos der Großen der Ruhrgebietsfotographie (Hallensleben, van Heekern, Stoffels, Tripp u.a.) aus dem Fotoarchiv des Ruhrmuseums ergibt sich schließlich eine weit gespannte dokumentarische Aufnahme einer Zeit, in der die zerstörerischen Wirkungen des Weltkriegs noch nicht vollständig überwunden waren, aber allerorten das „industrielle Herz“ der frühen Bundesrepublik zu wachsen begann.

Von der St. Antony-Hütte bis zum Elektrostahlwerk – Die Wiege der Ruhrindustrie in Oberhausen
Klunk, Peter/Lichtenheld, Frank/Schmidt-Waldbauer, Klaus-Martin (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0325-8 Der Titel hält nicht, was er verspricht. Wenngleich mit einigen Bildern auf die aktuellen Ausgrabungen an der Antony-Hütte und in einem kurzen Einführungskapitel auf die Entwicklung der Eisen- und Stahlindustrie am Standort eingegangen wird, geht es in nahezu dem gesamten Rest des Buchs in Text und Abbildungen um den Aufbau, die Funktionsweise, die architektonische Bedeutung und den Abriss des ehemals östlich des heutigen CentrO gelegenen Elektrostahlwerks. Diese Entwicklung nachgezeichnet zu haben, ist zwar ein ehrenwertes, jedoch ein deutlich bescheideneres Unterfangen als der Titel verheißt.

Die schönsten Biergärten im Revier – Biergartenführer Ruhrgebiet
Köster, Michael Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0367-8 Wie der Autor im Vorwort feststellt, hätte man sich das „Phänomen“ Biergarten im Ruhrgebiet vor 20 Jahren kaum vorstellen können. Zwar gab es schon die klassischen Gartenlokale wie etwa in Essen „Appelhannes“ und das „Jagdhaus Schellenberg“, aber nicht eine so große Fülle wie sie in diesem Führer dokumentiert wird. Gerade im Umfeld von 2010 ist – vermeintliche Bedürfnislücken füllend – eine Fülle überflüssiger, unnützer und in Inhalt und Form lieblos zusammengestellter „Führer“ entstanden. Dieser gehört nicht dazu. Die „Herzensangelegenheit“ des Autors ist mit Freude am Objekt geschrieben und beschrieben, für jede der 73 Lokalitäten werden Adresse, Kontaktmöglichkeiten, Öffnungszeiten, Zahl der Sitzplätze, Anschluss an den ÖPNV, die Spielmöglichkeiten für Kinder, die Parkmöglichkeiten, die angebotenen Biere und die Spezialitäten der Speisekarte angegeben. Ausgestattet mit einer Karte zur regionalen Orientierung und einladenden Fotos ist ein Führer entstanden, mit dem der Interessierte auch etwas anfangen kann.

Auf blauen Steinen- Architektur und Kunst am Essener Kulturpfad
Krüssmann, Holger/Tobias Appelt Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0068-4 Seit 2000 verbinden 372 Leuchtsteine des Essener Kulturpfades vom Museum Folkwang in die historische Altstadt Highlights der Essener Stadtarchitektur und der Kunst im öffentlichen Raum miteinander. Die beiden Autoren nehmen den Leser/Besucher mit auf diesen Kulturpfad und versorgen ihn – jeweils mit anderer Schwerpunktsetzung – mit einer Fülle von Informationen und Geschichten hinter den Bauwerken und Objekten und hinter diesen wiederum zur Essener Stadtplanung und –entwicklung. Der Kunst- und Architekturführer ist professionell gut geschrieben; ein grundlegendes Literaturverzeichnis wäre für den weiter Interessierten eine nützliche Hilfe gewesen.

Strategische Stadtplanung – Strategiebildung in schrumpfenden Städten aus planungs- und politikwissenschaftlicher Perspektive
Kühn, Manfred/Susen Fischer Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-45-9 Nachdem die projektorientierte Planung die an Leitbildern orientierte Planung abgelöst hat, werden aktuell unter dem Eindruck schrumpfender Städte und Regionen neue Strategien zur Lenkung und Meisterung des Strukturwandels gesucht. Erkenntnisse, die in Manchester, Bilbao und Barcelona gewonnen wurden, werden genutzt, um für die von Schrumpfung bedrohten Mittelstädte Cottbus, Dessau, Görlitz, Stralsund und Wittenberge neue Strategien zu entwickeln. Dem Wechselspiel zwischen Leitbildern und strategischen Projekten wird ebenso nachgegangen wie den Instrumentarien und den lokalen Akteuren strategischer Kooperationen und ihren Eigeninteressen.

Stahl + Stadt – Ansichten über die Wirklichkeit des Ruhrgebietes
Langmack, Bernd/Haiko Hebig Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0670-9 Im Nachwort zu diesem Bildband umschreibt ein Zitat das Grundthema dieser Dokumentation einer Fotoausstellung – „Das Ruhrgebiet ist das Gegenteil dessen, was im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt 2010 gezeigt wurde“. An den Beispielen Duisburg-Bruckhausen und Dortmund gehen die beiden Fotographen dem Verhältnis vom Stahl und Stadt – und zwar in dieser Reihenfolge! – im postindustriellen Ruhrgebiet nach. Es entstehen eindringliche Bilder von rostender Technik, weiten Brachflächen, zugemauerten Häusern und leer geräumten Wohnungen mit den Tapetenresten der 1970er Jahre. Man muss diese Bilder nicht mögen, mag sie in den „Nach-Kulturhauptstadtjahren“ für die Manifestation von Klischees abtun, wird sie jedoch, wenn man mit offenen Augen durch die einschlägigen Stadtteile geht, als unbestechliche Dokumentation der noch immer vorhandenen Reste des „alten“ Ruhrgebiets erkennen.

Emscher Revier – Industrielandschaft im Prozess
LWL-Industriemuseum (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2011, ISBN 978-3-8375-0353-1 Den Hauptteil dieses Bandes bilden die Fotographien aus dem Emscherstädten von Joachim Schumacher von 1973 bis 2009, die den Wandel der letzten Jahrzehnte in dem Teil des Ruhrgebiets dokumentieren, der strukturell am typischsten war und ist. Umrahmt werden diese Bilder von Betrachtungen über die Fotographie in dieser Stadtwelt, über die Entwicklung dieses „Wilden Westens“, über die Ruhrgebietsbilder der Regionalwerbung und über die Perspektive des Neuen Emschertals. In der Fülle der aktuellen Fotobände gehört dieser zu den inhaltlich informativen und dokumentarisch anschauenswerten.

100 Jahre Rhein-Herne-Kanal – Die Wasserstraße mitten durchs Revier
LWL-Industriemuseum/Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur (Hg.) Essen (Klartext) 2014, ISBN 978-3-8375-1186-4 In den industriellen Hochzeiten des Ruhrgebiets war der 1914 eröffnete Rhein-Herne-Kanal Europas verkehrsreichste künstliche Wasserstraße. Aus gegebenem Anlass hat das LWL-Industriemuseum diese kurz gefasste, aber dennoch äußerst informative Studie zu seiner Entwicklung in den letzten 100 Jahren herausgegeben. Sie gliedert sich in vier Großkapitel zur Geschichte des Kanals bzw. seiner Funktion in verschiedenen Phasen der regionalen Geschichte, zu seinen Brücken und Häfen, zur Schifffahrt und den verschiedenen Schiffen auf ihm und zu seiner Stellung in den neuen regionalen Planungen zwischen Industriekultur und Industrienatur. Informative Fotos, Karten und Graphiken runden das Bild ab.

Die Koker auf Zollverein – Koker erzählen von ihrer Arbeit und ihrem Leben auf der Kokerei Zollverein
Mantowski, Eitel/Hellwig, Claudia/Münschke, Frank (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0690-7 Was wissen Sie über die Technik einer Kokerei und über die Arbeitsbedingungen. Wenn Sie mit der Antwort genauso zögern wie vor Jahren Ulrich Borsdorf, dann greifen Sie zu diesem Buch, das der ehemalige Direktor des RuhrMuseums initiierte. Koker beschreiben ihre ehemalige Arbeitswelt und ihr Wirken in ihr bis zur Stilllegung der Zentralkokerei im Jahre 1993. Zwar ist der Ansatz, Betroffene ihre Arbeits- und Lebenswelt darstellen zu lassen, in den letzten Jahren mehrfach und mit unterschiedlichem Erfolg für eine Buchveröffentlichung genutzt worden, doch ist diesmal kein Kompendium persönlicher Geschichten und Anekdoten entstanden, sondern alle Autoren eint das Bemühen, durch eine deutliche Gliederung und eine Reihe interessanter Fotos Außenstehenden, die bestenfalls vor dem Industriedenkmal Kokerei Zollverein stehen, eine vergangene Arbeitswelt einsichtiger zu machen.

Grenzwanderung – Zu Fuß und auf dem Rad rund um Buer und Horst
Meinert, Georg Essen (Klartext-Verlag) 2008, ISBN 978-3-8375-0014-1 Der Autor wandert und fährt 49,1 km rund um den Gelsenkirchener Norden und folgt dabei auf neun Etappen weitgehend der Stadtgrenze. Die Natur der Freiräume und die Geschichte der Siedlungslandschaft entlang dieser in ihrer Führung ungewöhnlichen Strecke stehen im Vordergrund der Darstellungen; die beigegebenen Karten mit der sehr präzisen Routenführung fordern ausdrücklich zur Nachahmung auf. Die beiden Kapitel über die Geschichte von Buer und Horst hätten allerdings inhaltlich besser in die Touren eingearbeitet werden sollen; so stehen sie relativ isoliert am Ende des Buchs

150 Jahre Alt-Oberhausen
Nöllenheidt, Achim & Andrea Rickers (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0825-3 Am 1. Februar 1862 wurde Friedrich August Theodor Schwartz in sein Amt als kommissarischer Bürgermeister Oberhausens eingeführt. Bezogen auf dieses Gründungsdatum will der vorliegende Band einen Überblick über eine 150 Jahre währende Entwicklung geben. In 30 meist nur dreiseitigen Artikeln werden Spaziergänge durch einzelne Stadtteile oder Siedlungen unternommen oder spezielle Themen (Straßenbahn, GHH, City-Kaufhof u.a.) abgehandelt. Präsentiert wird auf diese Weise eine Fülle von Material unterschiedlicher Qualität und Relevanz, ohne dass eine allgemeine Zielsetzung oder Struktur deutlich wird. Dem entspricht ein außerordentlich unruhiges Layout, das mit einer Vielzahl von Elementen spielt. Eine in Teilen interessante, insgesamt aber nicht überzeugende Veröffentlichung.

Das unbekannte Ruhrgebiet
Noll, Hans-Peter/Rolf Kiesendahl Hamburg (Ellert & Richter Verlag) 2013, ISBN 978-3-8319-0501-0 Dieses Buch hätte es eigentlich nicht gebraucht. Es reiht sich ein in eine Fülle ähnlicher Zusammenstellungen von Rahmentexten und schönen Fotos (von unterschiedlich schönen Plätzen des Ruhrgebiets), die dem auswärtigen Besucher das gewandelte Ruhrgebiet nahebringen wollen. Der Titel ist eine geschmäcklerische Mogelpackung; denn im heutigen Ruhrgebiet ist nichts mehr/nur noch sehr wenig unbekannt (siehe oben genannte Fülle von Büchern) und die in diesem Band veröffentlichten Bilder sind alle in dieser oder einer von vielen ähnlichen Formen bekannt. Der Text ist auf eine von außen kommende Klientel abgestimmt und eine Mischung von gut geschriebener Sachinformation und feuilletonistischen Anekdoten; hinzu tritt eine Übersichtskarte mit den Standorten der Fotoobjekte. Text und Bildauswahl folgt dem zonalen Aufbau des Ruhrgebiets, die einzelnen Kapitel werden jeweils durch einen Text einer Kulturgröße des Ruhrgebiets (Herbert Grönemeyer, Diether Krebs, Uwe Lyko, Hanns Dieter Hüsch) eingeleitet. Als allererste Einstimmung mag das Buch Besuchern von auswärts genügen; denn es macht in Text und Bild zweierlei deutlich – „Sonnenuntergänge … in klarer, heller Luft … kein Geruch von fetter Kohle … vorbei ist vorbei.“ (Diether Krebs) und „… wenn ich ma so aum Gasometer stehe … oder auf sonne Halde […]

FRAURUHRMANN -Lebenswelten von Frauen und Männern in der Metropole Ruhr
Regionalverband Ruhr (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0083-7 Dies ist ein Buch des 21. Jhs. In einer Region, die ihre wirtschaftliche Existenz im 19. und in weiten Teilen des 20. Jhs. der Arbeit zehntausender von Männern verdankt und deren Strukturen in vielen Bereichen noch vor gut zwei Jahrzehnten überwiegend von Männern geprägt wurden, ist dieses Buch nicht nur lebend(ig)er Ausdruck eines Strukturwandels, sondern ermöglicht auch einen Sichtwandel. Neben einigen wenigen Männern ist dieses Buch von einer Fülle vielfältig orientierter und etablierter Frauen geschrieben. Die Region wird weiblichen Sichtweisen unterzogen; es wird deutlich, dass weibliche Lebenswelten anders als männliche sind, Planung und Raumentwicklung also auch der weiblichen Perspektiven bedarf. Noch nie zuvor – sondern erst im 21. Jh. – ist in so großer inhaltlicher Breite ein weiblicher Blick auf die Region geworfen worden. Ein uneingeschränkt lesenswertes Buch!

Metropolregionen in der Wissensökonomie
Roost, Frank (Hg.) Metropolis und Region, Bd. 5, Detmold (Verlag Dorothea Rohn) 2010, ISBN 978-3-939486-52-7 Die Konzentration der Ressource Wissen wird zu einem zunehmend wichtigeren Standortfaktor in der postindustriellen Gesellschaft und Stadtlandschaft. In welchem Verhältnis stehen das Städtesystem und die Wissensökonomie, auf welche Weise und aus welchen Gründen verteilen sich die so genannten Kreativen in Deutschland, welchen Beitrag leistet die Werbewirtschaft, löst die Wissensregion die Technologieregion ab – dies sind Fragestellungen, denen diese hochinteressante Veröffentlichung nachgeht.

Ein Tag wie noch nie
RUHR2010 GmbH (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0476-7 Wo waren Sie am 18. Juli 2010? Sie wissen es nicht? Dann waren sie sicherlich nicht unter den rund drei Millionen, die mit Biertischen und Aktionen die A40 von Duisburg bis Dortmund „besetzt“ hielten. Dieses Buch gibt Einblick und Überblicke. Mitglieder des Organisationsteams, allen voran Fritz Pleitgen, schildern aus ihrer Sicht diesen denkwürdigen Tages von der Entwicklung der Idee über die organisatorische Planung, den Aufbau, die verschiedenen Phasen der Stilllegung der A40 bis zu den abschließenden Aufräumarbeiten. Nach räumlichen Abschnitten gegliedert folgt eine Fülle von Bildern der „Mitwirkenden“ – „Suchbilder“ für die, die dabei waren, in jedem Fall aber ein buntes Kaleidoskop ausgelassener Fröhlichkeit an einem sonnigen Sonntag im Juli. Die Wünsche, aus diesem Ereignis des Kulturhauptstadtjahrs eine dauerhafte Einrichtung werden zu lassen, wie sie in den Tagen danach laut wurden, sind nicht nur aus organisatorischen Gründen schnell verschwunden, sondern vor allem, weil es gerade für die, die dabei waren, ein besonderes Ereignis bleiben soll.

Planung neu denken
Selle, Klaus (Hg.) Edition stadt | entwicklung, Dortmund (Verlag Dorothea Rohn) 2006, ISBN 3-939486-01-9 und 3-939486-02-7 Geänderte Rahmenbedingungen, neue Aufgaben und ein gewandeltes Verständnis haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich Planung auf lokaler und regionaler Ebene in Zielsetzung, Methodik und Mechanismen hat verändern müssen. Dies führt nicht zwingend zu einer Sinnkrise der Stadt- und Regionalplanung, ließ es Klaus Selle aber lohnend erscheinen, auf nahezu 1200 Seiten zusammen mit einschlägigen Kolleginnen und Kollegen eine aktuelle Rundumsicht auf Stadt- und Regionalplanung vorzunehmen. Da es im Kern eher um Wandel denn um Neuerfindung geht, haben auch die eher praxisorientierten Aspekte wie neue Steuerungsformen, Governance, Strategieentwicklungen, Planungspolitik sowie das Verhältnis von Planung und Politik einen gewissen Schwerpunkt in den Beiträgen. Hinzu treten wichtige Themen wie u.a. Schrumpfung, Stadt-/Baukultur oder die gesellschaftspolitische Aufgabe einer ganzheitlichen Raumplanung.. Die beiden Bände sind, wie eingangs erwähnt, eine meist interessante Kompilation von Betrachtungen zum aktuellen Planungsgeschehen und –verständnis; da die Autoren jedoch mehrheitlich die von ihnen bekannten Themen aufarbeiten, erfährt man allerdings wenig Neues.

Planen. Steuern. Entwickeln. – Über den Beitrag öffentlicher Akteure zur Entwicklung von Stadt und Land
Selle, Klaus Edition stadt|entwicklung. Dortmund (Verlag Dorothea Rohn) 2005, ISBN3-929797-93-3 Seit den 1960er und 1970er Jahren hat sich erfolgreich die Einsicht durchgesetzt, dass sowohl die Stadt- als auch die Regionalplanung über lange Zeiträume gelingen kann, wenn sie einem zentralen Plan folgt und nicht offen ist, sich ständig an gewandelte Entwicklungslinien anzupassen. Passend dazu ist die Erkenntnis gewachsen, dass räumliche Entwicklung aus dem Handeln vieler hervorgeht, vor allem aber aus ihrem Zusammenspiel. Die öffentlichen Akteure, die in unterschiedlicher Funktion, manchmal auch mit unterschiedlicher Zielsetzung planen, steuern und entwickeln, sind Gegenstand dieses Buches. Es ist in sich stringent, aber facettenreich. Ausgehend von Verständigungsversuchen und Perspektivwechseln geht es über eine Stadtentwicklung ohne Wachstum, andere Arbeits- und Organisationsformen, die damit verbundene Lernprozesse hin zur essentiellen Bedeutung der Kommunikation, aber auch deren Anforderungen und deren Grenzen. Insgesamt versteht es Klaus Selle, ein wichtiges Thema facettenreich, tiefgründig und stringent darzustellen – ein sehr empfehlenswertes Buch.

Steele wie es einmal war – Fotographische Spaziergänge durch den alten Stadtteil
Steeler Archiv (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0814-7 Steele ist in den letzten 40 Jahren häufig Gegenstand von Bildbänden mit alten Fotos gewesen, die – teils in wehmütigem, teils in sachlichem Ton – das Steele vor der Stadtsanierung wieder aufleben lassen wollen. Aus Anlass von Steeles 1075-jährigem Bestehen im Jahre 2013 hat das Steeler Archiv den vorliegenden Band herausgegeben, in dem auf sieben fotographischen Spaziergängen der in weiten Teilen verschwundene Ortskern mit vielfach neuen Fotos aus der Zeit vom Kriegsende bis zum „Sanierungsfall“ vorgestellt wird. Die technisch gut aufbereiteten Fotos decken inhaltlich ein weites Spektrum ab – von Straßenszenen bis hin zu systematischen Aufnahmen vergangener städtebaulicher Situationen. Damit ist der Bildband nicht nur geeignet, die Sentiments von Steelensern zu berühren, sondern bietet auch dem an Stadtentwicklung, Denkmalpflege u.ä. Interessierten eine reiche Informationsquelle.

Krupp – Höhen und Tiefen eines Industrieunternehmens
Stenglein, Frank Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0518-4 1927, 1953, 1968, 1984, 1986, 2000, 2001 – neben einer Vielzahl von speziellen Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen sind in der Vergangenheit in unregelmäßigen Abständen immer wieder Gesamtdarstellungen des Unternehmens und der Familie Krupp erschienen, etwa zu gleichen Teilen um wissenschaftliche Objektivität bemüht, der „Hofberichterstattung“ zuneigend oder aus einer kritischen, z.T. hasserfüllten Distanz geschrieben. Rechtzeitig zum 200jährigen Firmenjubiläum (2011) und zum 200. Geburtstag von Alfred Krupp (2012) legt der Leiter der Lokalredaktion Essen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung seine Fassung vor. Er kann dabei auf einen gerade in den letzten zehn Jahren entstandenen Fundus an Sekundärliteratur hoher Qualität zurückgreifen. Somit bringt er zwar keine neuen Erkenntnisse zu Tage, entstanden ist jedoch eine in freundlichem Grundton geschriebene Darstellung der großen Entwicklungslinien in den letzten 200 Jahren von Familie und Unternehmen Krupp. Auch das Bildmaterial ist nur selten neu, seine Bearbeitung – meist sind die Fotos zu dunkel – und sein Druck auf letztlich zu weichem Papier mindern jedoch den Wert des Buchs.

Tief im Westen – Das Ruhrgebiet 1950 bis 1969 im Bild
Uthoff, Hans Rudolf Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0300-5 Als die Babys noch in Vorkriegskinderwagen lagen und Kleinkinder in Strickanzügen steckten, als man zum Einkaufen mit dem Bus nach Holland fuhr, als die ersten türkischen Gastarbeiter und das Softeis ins Ruhrgebiet kamen, als Pudel bei Hundeschauen mit „Taft“ malträtiert wurden, als Heinrich Lübke das Haus der Ruhrfestspiele eröffnete, die Ruhr-Universität erstand und der Ruhrschnellweg noch frei von Staus war, erlebte das Ruhrgebiet seine zum Mythos gewordene, schwer erarbeitete Erfolggeschichte. Aus dem umfangreichen Bildarchiv des Fotojournalisten Uthoff wurde – in schwarz-weiß –dieser stimmungsvolle Bildband über diese vergangene Welt tief im Westen zusammengestellt.

Essen, Ansichten und Einsichten
Vetter, Ulrike/Frank Vinken Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBM 978-3-8375-0253-4 Diese Veröffentlichung gehört zu den seit Jahrzehnten in unregel-mäßigen Abständen mit oder ohne offiziellen Segen produzierten Büchern, die Außenstehenden in Wort und Bild die attraktiven, interessanten oder ungewöhnlichen Seiten der Stadt in einem positiven Licht darstellen wollen. Inhaltlich gliedert sich dieses Buch, das sich als offizielles Gastgeschenk ebenso wie als Mitbringsel eignet, in Kapitel über Plätze, wo Essen mittelalterlich, industriegeschichtlich, denkwürdig, erstklassig, anregend, weltläufig, gemütlich und erholsam ist.

Mein Revier – Ein Vierteljahrhundert im Bild – das Ruhrgebiet von 1965 bis 1989
Vollmer, Manfred Essen (Klartext-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8375-0866-6 Dieses Buch ermöglicht eine historisch-sachliche Reise, aber auch eine mit Sentiments – in eine Zeit, als das Ruhrgebiet sich noch zu Recht das „Revier“ nennen konnte. Dargestellt werden die ersten Jahrzehnte des so genannten Strukturwandels; es ist eine Zeit der alten Schwarzweiß-Bilder, des Arbeitskampfes, der Stilllegungen, des Arbeiterstolzes und der alten Klischees, aber auch des Neuanfangs durch Autobahnen, Universitäten, neue Unternehmen und neue Industriedenkmäler. Nach Themen oder Sichtweisen gegliedert ist dieses Buch Zustandsoffenlegung und Chronik zugleich; nahezu jedes Foto erzählt eine Geschichte. Vielleicht weil Manfred Vollmers Stellung in der Fotographie des Ruhrgebiets seit Langem etabliert ist, wird selten grundsätzlich Neues präsentiert, aber es meist der besondere Blick auf das Faszinierende der sich verändernden Industrielandschaft und der freundschaftlich-solidarische Zugang auf die Menschen in einer Zeit des Umbruchs, der den Reiz der Bilder ausmacht. Unter den in den letzten Monaten auf den Markt gekommenen Bildbänden zum Ruhrgebiet gehört dieser zu den besten.

Winkelmanns Reise ins U
Winkelmann, Adolf/Jost Krüger Bottrop (Verlag Henselowsky Boschmann) 2011, ISBN 978-3-942094-17-7 Adolf Winkelmann ist der künstlerische Spiritus rector des Dortmunder U, seine Installationen machen dessen Attraktion aus. Das vorliegende Buch ist der Bericht über Winkelmanns Reise ins/Annäherung an das U. Es ist ein Roman und handelt von New York, vom David und den Uffizien, von verschwundenen Gold Foils in den Kellergewölben des U, von Schauspielerinnen, die Schauspielerinnen darstellen, die Aktmodelle darstellen und von der Geschichte des U und seiner Verwandlung. Der Roman ist bebildert; manchmal sind die Bilder Unfug, manchmal die Bildunterschriften, manchmal beide – und doch führen sie wieder zur realen Geschichte über die Entstehung der Winkelmannschen Installationen, um sofort wieder ins Dadaistische abzutauchen. Beigefügt ist die wahre Geschichte der Umwandlung des U, die damit beginnt, dass die Wahrsagerin Johanna Maria Doornkatt überliefert, dass der U-Brauereibetrieb zu ihrem 80. Geburtstag eingestellt würde; tatsächlich gab der Eigentümer Brau und Brunnen 1994 den traditionellen Standort auf … Hinzu treten fiktive Geständnisse und Tonprotokolle der fiktiven Personen und Inhalte „vertraulicher“ Akten. Wenn man alles in diesem Buch ernst nähme, brächte man sich um den Spaß, wenn man alles in diesem Buch als Spaß betrachtete, brächte man sich um Winkelmanns Ernsthaftigkeit.

Fremd(e) im Revier!?
Wisotzky, Klaus/Ingrid Wölk (Hg.) Essen (Klartext-Verlag) 2010, ISBN 978-3-8375-0350-0 Zuwanderung von Einwohnern gehört zum konstituierenden Merkmal des Ruhrgebiets seit Beginn seiner industriellen Entwicklung. Diesem Phänomen widmeten sich im Jahr der Kulturhauptstadt verschiedene Ruhrgebietsarchive in einer Ausstellungsreihe und in dieser Publikation. Dabei wird der zeitliche und inhaltliche Bogen weit gespannt. Er reicht von den Fremden des Mittelalters und den Glaubens- und Revolutionsflüchtlingen der frühen Neuzeit über die Arbeitsmigranten des 19. und 20. Jhs. bis hin zur heutigen Situation der hier lebenden Migranten und Migrantinnen unterschiedlicher Generationen. Gut bebildert untersuchen die verschiedenen Beiträge für Bochum, Wesel, Bottrop, Marl, Gelsenkirchen, Essen, Recklinghausen, Dinslaken und Mülheim zu jeweils unterschiedlichen Zeiten das Gegen-, Mit- und Nebeneinander von Fremden und Einheimischen.

Bochum entdecken. 25 Stadtteilrundgänge durch Geschichte und Gegenwart.
Axel Schäfer/Norbert Konegen/Hans H. Hanke (Hg.)
3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Essen (Klartext) 2016, 400 S., ISBN 978-3-8375-1501-5, € 14,95 Was erwartet man von einem anspruchsvollen städtischen Reiseführer? Er soll neben den „must see“ einer Stadt an Standorte heranführen, die mehr sind als die „Insidertipps“ der gängigen Reiseführer; er sollte dabei Information geben, die auch der zweiten Nachfrage standhalten, und Geschichten präsentieren, die lokale Herkunft und Entwicklung beschreiben oder Sentiments zu vermitteln in der Lage sind. Um sich eine Stadt mittels eines solchen Reiseführers zu erschließen, bedarf es einer verlässlichen Logistik aus Karten, Routenbeschreibung sowie Hinweisen zu ÖPNV-Verbindungen. Alles dieses bietet der vorliegende Band. Er stellt in 25 Rundgängen Stadtteile Bochums vor; zur inhaltlichen Bereicherung oder als Transporteure von Stimmungen und Gefühlen treten 24 thematische Darstellungen hinzu. Der Band ist durchgängig reich bebildert; insbesondere historische Fotos und Pläne ermöglichen einen direkten Vor-Ort-Vergleich zwischen Gewesenem und Gewordenen. Hervorzuheben bleibt schließlich noch, dass der Band im Vergleich zu herkömmlichen Reiseführern ähnlichen Umfangs und ähnlicher Ausstattung auch ganz profan ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Bei einer weiteren Neuauflage sollte jedoch überlegt werden, ob man dem Band eine Karte voranstellt, die die Routenführung aller Rundgänge im räumlichen Kontext zeigt und dem Nutzer so eine […]

Essener Stadtteile. 50 Entdeckungen. Das Buch zur großen Serie.
Vera Eckardt/Frank Stenglein (Hg.) Essen (Klartext) 2016, 200 S., ISBN 978-3-8375-1675-3, € 14,95 Grundlage des vorliegenden Buches ist eine WAZ-Artikelserie der Jahre 2015 und 2016, die die 50 Stadtteile Essens in der Absicht porträtierte, deren historische und aktuelle Vielfalt innerhalb der administrativen Einheit Essens darzustellen. Im Buch umfasst jedes dieser Porträts einen bebilderten journalistischen Text von zwei Seiten, grundlegende statistische Angaben, jeweils eine Kurznotiz zur spezifischen Stadtteilgeschichte und zu einer lokalen Persönlichkeit, einem Ereignis oder zu einem Gebäude sowie ein optisch hervorgehobener Kasten, in dem das herausgestellt wird, was die Autoren als „typisch“ für den jeweiligen Stadtteil ansehen. Innerhalb dieses festen Korsetts leben die jeweiligen Haupttexte meist von den Ansichten/Anmerkungen einer – nicht selten erwarteten – Lokalprominenz. Innerhalb der selbst gesetzten Grenzen bietet der Band ein buntes Kaleidoskop der 50 Stadtteile Essens. Eine fundierte Darstellung der jeweiligen Identität, so denn vorhanden, und der innerstädtischen Gegensätze bietet er jedoch nicht; hinzu treten etliche inhaltliche Verkürzungen und Ungenauigkeiten.

Auf Zeche. Entdecken – erleben – erinnern. Der Reiseführer zu mehr als 100 Standorten im Ruhrgebiet.
Wolfgang Berke/Michael Farrenkopf/Wolfgang Grubert/Stefan Przigoda 2. Auflage, Essen (Klartext) 2016, 288 S., ISBN 978-3-8375-0738-6, € 14,95 Der Reiseführer eröffnet dem Benutzer die Standorte von 146 Zechen im Ruhrgebiet, an denen Zechenarchitektur und ehemalige Funktionen noch ablesbar sind und die im weitesten Sinne für eine Freizeitnutzung offenstehen und so erlebbar sind. Entsprechende Auflistungen im Anhang gliedern die Standorte in solche mit Museen und Ausstellungen, mit Gastronomie, mit Events und Veranstaltungen, mit Discos und Clubs, mit Kinderunterhaltung, mit Sport- und Fitnessangeboten, mit Übernachtungsmöglichkeiten oder mit Besucherstollen sowie solche mit Wasserhaltungsmaßnahmen. Für jede Zeche werden die bergbauliche Entwicklung und die Folgenutzung(en) mittels Text und historischen und aktuellen Fotos dargestellt. Unter „Info“ werden die geographischen Koordinaten und die Postadressen angegeben. Es ist unverständlich, warum nicht auch die nächstgelegene(n) ÖPNV-Haltestelle(n) genannt werden – ein in vergleichbaren Reiseführern üblicher Standard. Schließlich wird dem potentiellen Besucher eine Bewertung der einzelnen Zechenanlagen in ihrer heutigen Nutzung mit den Kategorien „Schön“ und „Schade“ an die Hand gegeben. Der Zweck dieser Bewertungen bleibt jedoch unklar, denn es soll ja wohl keine Wertung zwischen so unterschiedlichen Standorten vorgenommen werden. Die Wertungen entbehren einer nachvollziehbaren Systematik, in der Kategorie „Schade“ überwiegt nicht selten ein nörgeliger Unterton. Einige Wertungen sind überhaupt nicht nachvollbar, […]

Wo es im Ruhrgebiet am schönsten ist
Rolf Kiesendahl Hamburg (Ellert und Richter Verlag) 2015, 176 S., ISBN 978-3-8319-0622-2, € 9,95 Diese Veröffentlichung hinterlässt einen bestenfalls zwiespältigen Eindruck. Als Reiseführer (?), der laut Vorwort des Autors einladen soll, die Kontraste des Ruhrgebiets kennen zu lernen, gehört sie zu der in den letzten Jahren wuchernden Gruppe von „Faszination Ruhrgebiet“- Bild- und Textbänden, die mit selten neuen Erkenntnissen und Bildern an immer dieselben Stätten des Ruhrgebiets heranführen, die man unbedingt vor dem eigenen Ableben noch gesehen haben muss. In dem vorliegenden Band werden 44 Standorte in Kurztexten beschrieben, von denen lediglich etwa ein Viertel nicht zum Standardprogramm eines Ruhrgebietsreiseführers gehört (z.B. Unperfekthaus in Essen, Berne-Park in Bottrop, Hochzeitsmeile in Marxloh). Ein Infokasten gibt für jedes Objekt eine Anfahrtsbeschreibung oder eine Post- oder Web-Adresse an; hinzu tritt eine kartographisch gänzlich unzureichende Übersichtskarte, die jedoch nur die administrativen Grenzen des Ruhrgebiets, aber keines der angesprochenen Objekte verzeichnet. Man kann die Veröffentlichung vielleicht auch als eine Sammlung von subjektiven Kurzessays des Autors ansehen, mit der das Interesse von externen Besuchern geweckt werden soll, die jedoch nicht frei von Ungenauigkeiten und Fehlern sind. Unbestreitbar zu bemängeln ist die geringe Ausstattungsqualität; zu dunkle und zu kleine Schwarzweiß-Abbildungen auf für diesen Zweck unzureichendem Papier beeinträchtigen […]

Soziale Stadt Gelsenkirchen. 20 Jahre Modellstadt der integrierten Stadterneuerung.
Janine Feldmann/Detlef Kurth/Stefan Rommelfanger Schriftenreihe des Instituts für Stadtgeschichte – Beiträge, Bd. 18, Essen (Klartext) 2015, 146 S., ISBN 978-3-8375-1441-4, € 12,95 Gelsenkirchen gilt innerhalb des Ruhrgebiets nach oder neben dem nördlichen Duisburg als die Stadt mit den größten sozialen und ökonomischen Problemen. Mag diese Aussage auch unspezifisch sein, so hat sie doch dazu geführt, dass Gelsenkirchen in den letzten Jahrzehnten immer eine erste Adresse für die Implementierung von Landes- und Bundesprogrammen zur Beförderung des postindustriellen Strukturwandels bzw. zur Linderung der Folgen der De-industrialisierung war. Deren Anwendung hat gezeigt, dass die sozio-ökonomischen Probleme weit komplexer waren/sind als die eingangs angesprochene Imagezuweisung es vermuten lässt, dass komplexe Probleme komplexe und umfassende Lösungsansätze erforder(te)n, die zum Teil erst hier erarbeitet und erprobt wurden, so dass Gelsenkirchen in den letzten Jahrzehnten zur Modellstadt für die weitgehend erfolgreiche Anwendung derartiger Programme wurde und sich in der Organisationsstruktur und beim Personal der Stadtverwaltung eine anderswo nicht erreichte Expertise herausbilden konnte. Die vorliegende Veröffentlichung zieht Bilanz hinsichtlich der gesamtstädtischen Perspektiven, der Instrumente der Umsetzung, der Verbindung der gesamtstädtischen mit den lokalen Zielen und hinsichtlich der verschiedenen räumlichen Schwerpunkte und Modellprojekte. Diese Bilanz zeigt, dass Gelsenkirchen nicht nur wegen seiner Probleme, sondern auch durch die Erfahrungen mit […]

Burgenland Essen. Burgen, Schlösser und feste Häuser in Essen.
Detlef Hopp/Bianca Khil/Elke Schneider Essen (Klartext-Verlag) 2017, 131 S., ISBN 978-3-8375-1739-2, € 14,95 Burgen, Schlösser und feste Häuser gehören zum bestimmenden Inventar der vorindustriellen Kulturlandschaft auf dem Gebiet der heutigen Stadt Essen; etwa 30 Anlagen – von Schloss Borbeck bis zur Motte „Hügel“ – sind in unterschiedlichen Erhaltungszuständen noch vorhanden. Was für einen prächtigen, großformatigen Bildband hätte man aus diesem Thema machen können! Wahrscheinlich hätte man diesen aber nach (einmaliger) Durchsicht als erledigt beiseitegelegt. Das Format dieses Buches ist deutlich kleiner, sein Inhalt aber erheblich gewichtiger. Stadtarchäologe Detlef Hopp und seine beiden Co-Autorinnen erschließen kleinteilig jedes der Objekte mittels Karten, schriftlichen Quellen, Bodenfotos, Luftbildern und eigenen Grabungsergebnissen und zeigen in hochinformativen Texten, was noch ist, was sich geändert hat, was nicht mehr vorhanden ist. Dieses sehr empfehlenswerte Buch wird man nicht so schnell beiseitelegen.

Alte Synagoge Essen – Haus Jüdischer Kultur.
Stadt Essen (Hg.) Die Dauerausstellung. Essen (Klartext-Verlag) 2016, 208 S., ISBN 978-3-8375-1450-6, € 19,95 Essens alte Synagoge gehört architektonisch zu den bedeutendsten Synagogen Deutschlands und machte seinen Erbauer, Edmund Körner, zu einem bekannten Architekten. In der Nazizeit im Innern stark zerstört, wurde sie nach dem Krieg durch Umbauten 1959/60 zunächst zum Haus Industrieform, ab 1980 und mit den teilweise rekonstruierenden Umbauten von 1986 zu einer Gedenk- und Dokumentationsstätte und, seit 2008-10 mit neuem Konzept, zum Haus jüdischer Kultur. Inhaltlich gliedert sich das Buch in die Darstellung des Nutzungswandels in der alten Synagoge vor dem Hintergrund der gewandelten Erinnerungskultur in Essen und Deutschland, in die architektonisch-baugeschichtliche Analyse des historischen Bauwerks und seiner Umbauten und baulichen Rekonstruktionen sowie in die Erläuterung des gegenwärtigen Ausstellungskonzepts und der gezeigten Exponate. Ein lesenswertes Buch über den Wandel eines der markanten Gebäude Essens.

Wege zur Metropole – Heimat im Wandel.
Joachim Scharioth/Jörg-Peter Schräpler (Hg.) Essen (Klartext) 2017, 255 S., ISBN 978-3-8375-1794-1 Vom 26. Bis 29. April 1972 fotografierten sechs Studierende der Fachhochschule Dortmund rund 785 zufällig ausgewählte Standorte im Ruhrgebiet, die unter dem Titel „Soziologie in Bildern“ Eingang in die Ausstellung „Szene Rhein-Ruhr ´72“ des Folkwang-Museums fand. Zwischen 2012 und 2016 wurden die damaligen Standorte – manchmal unter technischen Schwierigkeiten und mit Korrekturen – erneut besucht und fotografiert. Die so entstandenen 400 Fotopaare waren 2017 Teil der dreimonatigen Ausstellung „Wege zur Metropole Ruhr – Heimat im Wandel“ im Bochumer Haus Weitmar. Die Fotopaare werden im vorliegenden Band entlang der Dimensionen Wirtschaft, Bildung, Freiräume, Stadtentwicklung, Wohnen, Verkehr, Landmarken & Kunst und Spurensuche interpretiert. Ergänzt werden sie durch Luftbilder, die den Orientierungs- und Interpretationsrahmen erweitern, durch Interviews, durch eine kleinräumige statistische Langzeituntersuchung zur Bildungssegregation und zum Bildungspotential sowie durch Texte, die zum Teil aus der Vortragsreihe erwachsen sind, die im Gefolge der Ausstellung von 2017 in Haus Weitmar stattfand; thematisch gehören dazu Betrachtungen zur Veränderung von Heimat sowie die Entwicklung von Leitideen. Den Anhang bildet eine detaillierte Interpretation aller fotographischen Aufnahmen. Insgesamt ist das Buch eine facettenreiche und methodisch höchst interessante Analyse des räumlichen und strukturellen Wandels im Ruhrgebiet. Der Titel, der […]

Echt jetzt?! Die wirklich wahren Geheimnisse des Ruhrgebiets.
Wolfgang Berke Essen (Klartext) 2018, 144 S., ISBN 978-3-8375-1900-6, € 14,95 Jedem, der landeskundlich arbeitet, kommen Geschichten, Anekdoten, Tatsachen und Gerüchte unter, die nicht in das gerade untersuchte Thema passen. Ähnliches muss auch Wolfgang Berke widerfahren sein. Die Informationsschnipsel, die manchmal tiefere Einsichten oder Gefühle vermitteln, manchmal witzig sind, häufig jedoch auch nur unnützes Wissen darstellen, hat er in diesem kleinen Band – unter mehr oder weniger passenden Kapitelüberschriften – zusammengestellt. Wir erfahren, dass es die erste Einkaufsmall des Ruhrgebiets in Wanne-Eickel gab, dass Gerhard Richter in der Duisburger U-Bahn gearbeitet hat, dass „Fanta“ in Essen erfunden wurde, dass der Mittelpunkt des Ruhrgebiets in Wanne-Eickel, heute Herne 2, liegt, dass es ein gelbes Haus im blau-weißen Schalke gibt und einen schwarzgelben Kreißsaal in Dortmund … insgesamt „einsichtig“, witzig, manchmal unnütz – die wirklichen wahren Geheimnisse des Ruhrgebiets, häufig mit einem Augenzwinkern.

Hundert sieben Sachen. Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien.
Ingrid Wölk (Hg.) Essen (Klartext) 2017, 672 S., ISBN 978-3-8375-1869-6, € 29,95 Basierend auf den Ideen des Kulturwissenschaftlers Gottfried Korff, gab Ingrid Wölk vom Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte im Jahre 2007 den Band „Sieben und neunzig Sachen. Sammeln – bewahren – zeigen. Bochum 1910-2007“ heraus; nun liegt der Folgeband vor, der derselben Methodik folgt. Es sind nicht hundert Siebensachen, sondern hundertsieben Sachen – Objekte und Archivalien -, die von den Autoren zum Leben erweckt werden. Zeitlich zwischen bronzezeitlichen Scherben und dem Holzmodell des Musikzentrums gehören dazu – für diese Zeilen zufällig aufgeschlagen – das Langendreerer Bauerschaftsbuch, eine silberne Deckeldose des Gold- und Silberschmieds Gerhard Wilhelm Strunck, die Akte über die Lustmordserie im Landkreis Bochum in den 1880er Jahren, ein Foto mit belgischen Zwangsarbeitern im Ersten Weltkrieg, ein Badeanzug im Bochumer Blau als Erinnerung an das Stadtbad Bochum, ein Plakat des Kemnader Festivals von 1974 oder eine Trompete aus Sheffield zur Erinnerung an die 35-jährige Städtepartnerschaft. Die Texte sind von unterschiedlicher Qualität, insgesamt eröffnet sich jedoch ein Kaleidoskop von Facetten, aber auch manche lange Entwicklungslinie der Stadt-, Sozial- und Kulturgeschichte Bochums.

Architektur der Essener Plätze.
Berger Bergmann/Peter Brdenk (Hg.) Architektur der Essener Plätze. Essen (Klartext) 2017, 195 S., ISBN 978-3-8375-1710-1, € 17,95 Nach ihren intensiven Präsentationen der Architektur in Essen 1900-1960 und 1960-2013 legen die beiden Autoren als dritten Band eine Analyse der Essener Plätze und Parks vor. Allgemeine Entwicklungstrends an Essener Beispielen verdeutlichend, werden in einleitenden Essays Plätze in ihrer historischen Entwicklung dargestellt, der Aufenthalt im Freien betrachtet, Parks, Plätze und Parkplätze gegen einander gestellt und die Wirkung von Freiräumen für die Stadtgestalt untersucht. Danach folgt die Vorstellung (Struktur, Geschichte, Veränderung) von 50 Plätzen und 12 Parks. Die formale Beschränkung auf drei Fotos und ein halbe Seite Text darf durchaus als ein formales Korsett angesehen werden, wird sie doch der Komplexität mancher Plätze und Parks nicht gerecht. Auch standen den Autoren sicherlich mehr Quellen zur Verfügung, die sie dem Leser hätten angeben können, als die wenigen Literaturtipps. Davon abgesehen, ist auch der dritte Band dieser Essener Architekturreihe ein fundiertes und empfehlenswertes Buch.

Gartenstädte und Zechenkolonien. Beispiele im Ruhrgebiet und in Nordwestdeutschland.
Gerhard Kaldewei Münster (Aschendorff) 2018, 199 S., ISBN 978-3-402-13275-3, € 39,90 Dieses Buch, verfasst vom ehemaligen Leiter des Nordwestdeutschen Museums für IndustrieKultur in Delmenhorst, ist ein schwieriges. Es ist der Versuch, industrielles Wohnen im Ruhrgebiet und, mit dem Beispiel Delmenhorst, im westfälischen Textilgebiet in den historischen Rahmen sich wandelnder gesellschaftlicher Bedingungen und sich entwickelnder architektonisch-städtebaulicher Konzepte zu analysieren und zu bewerten. Dies geschieht in den drei Kapiteln „Von der Lebensform zur Gartenstadtbewegung“, „Werkbund, Heimatbewegung, Zechenkolonien“ und „Industriekultur“; eingestreut in diese Kapitel sind Exkurse, in denen fünf Siedlungen in ihrer historischen Entwicklung präsentiert werden. Die Arbeit basiert auf einem recht umfangreichen Literaturverzeichnis, mit dem Schwerpunkt vor 2000; von den eigenen (nicht historischen!) Fotos, die die aktuelle Struktur der Siedlungen verdeutlichen soll, sind nur etwa fünf jünger als 1990. Zusätzlich zu dieser „angestaubten“ Anmutung wird die Intention des Autors nicht klar, zum einen weil es weder eine entsprechende Einführung, noch ein wertendes Schlusskapitel gibt, zum anderen weil er sich, außer bei den Sachdarstellungen der Exkurse, fast gänzlich hinter einer hohen Dichte von Zitaten versteckt. Damit gelingt es, eine weitgehend sachgerechte Kompilation zu erstellen, wenngleich die Auswahl der Siedlungen die Tendenzen vorgibt, zugleich aber auch wieder die sattsam bekannten Fehler produziert; Eisenheim entsteht […]

Mythos Ruhrbistum. Identitätsfindung, Innovation und Erstarrung in der Diözese Essen von 1958-1970.
Franziskus Siepmann Essen (Klartext) 2017, 655 S., ISBN 978-3-8375-1454-4, € 39,95 „Das Bistum ist errichtet. Ich bin jetzt hier gleichsam vor Ort gegangen. In Gottes Namen wollen wir die erste Schicht verfahren.“ (Bischof Franz Hengsbach, 1958) – „Ich bin nicht mehr der Bischof der Bergarbeiter“ (Bischof Franz-Josef Overbeck, 2013). Diese beiden Zitate markieren den Beginn und den bisherigen Endpunkt des Bistums Essen. Es wurde gegründet als Arbeiterbistum, in dem die Arbeiterseelsorge grundlegend werden sollte. Dieses Ziel bestimmte die Wahl des ersten Bischofs ebenso wie die Aufbruchsstimmung des ersten Jahrzehnts, die sich in Kirchenneubauten und Pfarreigründungen manifestierte. Ein engmaschiges Netz der kirchlichen Organisation sollte eine – heute als antiquiert angesehene – paternalistische Arbeiterseelsorge ermöglichen. Bereits im Gründungsjahr 1958 begannen jedoch die sozio-ökonomischen Bedingungen, in die das Bistum hineingegründet worden war, wegzubröckeln. Je weiter der sogenannte Strukturwandel voranschritt, wurde das Ruhrbistum als katholisch-organisatorisches Gegenstück zum Ruhrgebiet ein Mythos. Als Anwalt der Arbeiter begleitete der im Grunde konservative erste Bischof Franz Hengsbach als Mittler zwischen den sozialpolitischen Fronten diesen Wandlungsprozess. Die tiefgreifenden kulturellen, gesellschaftlichen und – im Gefolge des II. Vatikanums – kirchlichen Umbrüche seit den 1960er Jahren vermochte das Bistum jedoch nur zögerlich durch Antworten und neue Seelsorgekonzepte zu begleiten. Interne Auseinandersetzungen […]

Industrie und Fotografie. Der „Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation“, 1854-1926.
Ralf Stremmel Münster (Aschendorff Verlag) 2017, 248 S., ISBN 978-3-402-13213-5, € 29,95 Der Bochumer Verein gehörte einst zu den größten montanindustriellen Unternehmen Deutschlands. Nahezu von Beginn an betrieb er eine ausgeprägte und vielseitige Werksfotografie. 125000 Aufnahmen sind im Historischen Archiv Hügel überliefert. Aus diesen wurden 236 Motive aus der Zeit von der Gründung bis zur Eingliederung in die Vereinigten Stahlwerke ausgewählt. Der Stil des Buches kopiert alte Firmenchroniken und umfasst textlich und fotografisch verschiedenste Aktivitätsbereiche des Unternehmens – Entwicklungsgeschichte, Beschäftigte, soziale Einrichtungen, Sicherheit und Arbeitsschutz, Produktion und Produkte (Vom Eisen über Stahl zum Endprodukt; Glocken, Maschinen und Kanonen; Fahrzeug und Fahrzeugteile; Zechen und andere Tochterbetriebe), Hilfs- und Nebenbetriebe, Wissensbetriebe, Anlagen außerhalb der Werkstore. Der Reiz des Buches liegt zum einen in der umfassenden Fotodokumentation des BV in der angegebenen Phase, zum anderen in der Tatsache, dass die Mehrzahl der Fotos erstmalig veröffentlicht werden.

Vergessene Orte im Ruhrgebiet/Lost Places in the Ruhr Area.
Peter Untermaierhofer Halle (Mitteldeutscher Verlag) 2013, 160 S., ISBN 978-3-95462-105-7, € 24,95 Dieses Buch ist ein schöner Bildband über alte Industrieanlagen im Ruhrgebiet im besenreinen Schwebezustand zwischen aufgegebener alter Nutzung und (noch nicht gefundener) neuer Nutzung. Der Titel ist ein geschmäcklerischer Unsinn; denn die vorgestellten Orte sind keineswegs unvergessen, sondern in vielen Fällen feste Bestandteile der regionalen Industriekultur. Dies wird auch in einigen der beigegebenen Texte von Thomas Parent deutlich. In diesem Zusammenhang wäre es auch hilfreich gewesen, wären den Fotos die Aufnahmedaten beigegeben worden. Aber hier geht es weniger um textliche Information als vielmehr um das besondere Bild. Für diejenigen also, die nicht auf der Suche nach vordergründigem Hochglanz sind, sondern hinsichtlich Motivwahl, Stimmung und Farbgebung die etwas anderen Fotos von ausrangierten Industrieanlagen suchen, ist dieses Buch eine gute Wahl.

Energiewenden – Wendezeiten.
LVR-Industriemuseum/Walter Hauser (Hg.) Münster (Aschendorff) 2017. 186 S., ISBN 978-3-402-13258-6, € 17,90 Passend zur Stilllegung von Prosper II und damit dem Ende des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet sowie mit der gleichzeitigen Schließung des Bergwerks Ibbenbüren und damit dem Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland zeigt das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg vom 20.10.2017 bis zum 28.10.2018 unter dem obigen Titel eine Ausstellung; der vorliegende Band ist der Ausstellungskatalog. Zunächst werden die verschiedenen primären und sekundären Energieträger in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und in ihrer prägenden Wirkung auf die Kulturlandschaft im Zuge der verschiedenen energetischen Transformationen dargestellt. Dem folgt eine eingehende Betrachtung der Energielandschaft NRW, bevor über eine Ausweitung auf die globale Dimension die Notwendigkeiten und Formen der Energiewende analysiert werden, die ohne Digitalisierung und dezentrale Konzepte nicht möglich ist. Smarte und dezentrale Visionen eröffnen neue Fragestellungen und Visionen; in den hoch entwickelten Ländern mag der Prosumer, der Energie produziert wie verbraucht, eine Realität werden, wie die Mehrzahl der Menschheit jedoch an eine nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung angebunden werden kann, gehört noch zu den zu lösenden Problemen. Eingestreut in dieses Konzept sind Interviews und Gastbeiträge zu verschiedenen aktuellen Fragestellungen der Energiewende. Ausstellungen und Bücher sind grundsätzlich unterschiedliche Formen der Informationsvermittlung; in diesem Fall bietet sich die […]

Geschichten einer Region. AgentInnen des Wandels für ein nachhaltiges Ruhrgebiet.
Claus Leggewie/Christa Reicher/Lea Schmitt (Hg.) Dortmund (Verlag Kettler) 2016, 335 S., ISBN 978-3-86206-607-0, € 29,90 Die Umsetzung des Weltklimaabkommens ist nicht nur durch eine „einfache“ Energiewende zu erreichen. Um ökologisch, sozial und politisch nachhaltige Strukturen und Handlungsroutinen zu erreichen, sind umfassende Umgestaltungen, vor allem in den Bereichen Mobilität, Ressourcen- und Energieverbrauch, Landwirtschaft und Stadtentwicklung notwendig. Für den Erfolg der Umsetzung sind die Berücksichtigung der regionalen/lokalen Eigenart, des lokalen nachhaltigen Umgangs mit Umweltproblemen und die spezifische Form der Teilhabe entscheidend. Vor diesem Hintergrund gliedert sich die Veröffentlichung in die Abschnitte „Energie & Ressourceneffizienz“, „Erneuerbare Energien“, „Mobilität & Verkehr“, „Städtebau & Stadtplanung“ und „Bildung & Information“. In jedem dieser Felder des Wandels werden bereits in der Region vorhandene Aktionen und Organisationen vorgestellt; ergänzt werden diese durch informative Karten und Graphiken. Auf diese Weise wird ein interessanter Überblick über die bereits vorhandenen, an den eingangs aufgezeichneten Zielen orientierte Grassroot-Aktivitäten gegeben. Die Antwort, auf welche Weise und mit welchem Ziel es davon ausgehend zu einem umfassen, komplexen regionalen Verbund kommen soll, die Eigenart, Nachhaltigkeit und Teilhabe berücksichtigt, bleibt das Schlusskapitel schuldig. Hier wird lediglich auf die rechtlichen Möglichkeiten eines demokratisch verfassten Regionalverbandes hingewiesen und gefordert, die Unternutzung ihrer Polyzentralität, d.h. das Kirchturmdenken zu überwinden.

Essener Straßen. Essener Köpfe.
Stadt Essen/Historischer Verein für Stadt und Stift Essen e.V. Essen (Klartext-Verlag) 2015, 387 S., ISBN 978-3-8375-0848-2, € 19,95 Essener Köpfe. Stadt Essen/Historischer Verein für Stadt und Stift Essen e.V. Essen (Klartext-Verlag) 2015, 400 S., ISBN 978-3-8375-0849-9, € 19,95 Dies ist keine Buchrezension, sondern eine wichtige, wenngleich etwas verspätete Buchanzeige. 1979 und 1985 erschienen erstmals „Essener Straßen“ und „Essener Köpfe“, herausgegeben von Erwin Dickhoff. Sie wurden zu lokalhistorischen Standardwerken; schon Ende des vergangenen Jahrhunderts waren aktuelle Neuauflagen Desiderate. Die Stadt Essen und der Historische Verein besorgten diese nun 2015. „Essener Straßen“ ist dabei um 205, seit 1979 hinzugekommene Straßen gewachsen, die „Essener Köpfe“ haben sich auf der Basis von Vorschlägen aus der Öffentlichkeit um 282 vermehrt. Damit liegen allen lokal Forschenden und Interessierten zwei wichtige qualitätsvolle Nachschlagwerke in aktueller Form vor.

Raumstrategien Ruhr 2035+. Konzepte zur Entwicklung der Agglomeration Ruhr.
Jan Polivka/Christa Reicher/Christoph Zöpel (Hg.) Dortmund (Verlag Kettler) 2017, 296 S., ISBN 978-3-86206- 678-0, € 39,90 Zu diesem gewichtigen Buch gibt es einige Vorläufer, der wohl wichtigste ist der 2011 erschienene Analyseband „Schichten einer Region – Kartenstücke zur räumlichen Struktur des Ruhrgebiets“. Der Analyse folgt mit diesem Buch der Planungs- oder Perspektiventeil. Der aktuellen Planungsdiskussion entsprechend gliedert sich der Band nach einer Einleitung in die Themenkapitel „Wohnkultur und Siedlungsstruktur“, “Flächenbedarf der Wirtschaft“, „Netze für die urbane Mobilität“, „Landschaft und Infrastruktur“, „Struktur der Energieversorgung“, „Steigerung der Lebensqualität“ und „Bildung und Integration“, alle ausgestattet mit aussagekräftigen Karten und Graphiken. Darauf aufbauend zeigen die drei Herausgeber 14 komplementäre Zukunftswege für die Agglomeration Ruhr auf, wobei sie von der industriehistorisch bedingten „ruhrbanen Kulturlandschaft“ ausgehen und zur Realisierung der verschiedenen Sachziele eine „institutionelle Existenz und Verfasstheit“ für die Region fordern, um die letztendlichen Ziele „Integration“, „Innovation“ und „Internationalisierung“ zu erreichen. In Weiterführung der regionalen Analyse von 2011 wird mit diesem Buch ein modernes integratives Planungskonzept für das Ruhrgebiet vorgelegt.

111 Orte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss. Band 1 und 2
Fabian Pasalk. Band 1 Neuauflage, Köln (Emons-Verlag) 2017, 240 S., ISBN 978-3-89705-814-9, € 16,95 Band 2, Neuauflage, Köln (Emons-Verlag) 2016, 240 S., ISBN 978-3-95451-223-2, € 16,95 Wenn Sie nicht (nur) Industriekultur besuchen wollen, wenn Sie schon dem Rat von Historikern und Archäologen gefolgt sind, dass es im Ruhrgebiet auch Orte der vorindustriellen Geschichte gibt, und keine Schlösser und Burgen mehr besuchen wollen, wenn sie auch nicht unbedingt nur nach Standorten von Merkwürdigkeiten suchen, dann folgen Sie doch diesen beiden Büchern und ihren Vorschlägen aus einem breiten Spektrum von Ruhrgebietsnatur, Alltagsleben, Geschichte, Technik und Kunst und finden Sie Spektakuläres aus der zweiten Reihe, Überraschendes, Liebenswertes oder Orte, von deren Existenz Sie wussten, an denen Sie aber noch nie waren (hier einige Beispiele von 222): auf dem Europaplatz von Castrop-Rauxel, in der Dortmunder Schwebebahn, beim Hebeturm des Rheintrajekts in Homberg, an der Halde Zollverein I/II, in den Bergsenkungen im Königreich Beisen, auf der Korte-Klippe, in der Schalker Glückauf-Kampfbahn, in der Heilig-Kreuz-Kirche (Gelsenkirchen-Ückendorf) am Solarbunker (Gelsenkirchen-Bulmke-Hüllen), im Hagener Hohenhof, an den Hügelhäusern von Marl-Drewer, in der Mülheimer Straße der Millionäre, an der Fossa Eugeniana (Rheinberg), im chinesischen Garten (Bochum-Querenburg), im Currywurst-drive in von Dorsten, im Magnetmuseum (Dortmund-Aplerbeck), in der Hochzeitsmeile von Marxloh, im […]

Die Ruhmeshalle des Ruhrgebiets. 101 bemerkenswerte Biografien.
Berke, Martin. Düsseldorf (Droste) 2016, 248 S., ISBN 978-3-7700-1597-9, € 16,99 Die Geschichtsschreibung der industriellen Vergangenheit des Ruhrgebiets hat verschiedene Bände mit den Biographien von Persönlichkeiten dieser Periode hervorgebracht, manche bedeutend, etliche mittlerweile vergessen, einige nur der Vollständigkeit halber aufgeführt. Diese Sammlung von Biographien ist anders. In 16 thematischen Kapiteln werden 101 Personen – von Friedrich Arnold Brockhaus bis Dolly Buster -, Figuren wie Alfred Tetzlaff oder Adolf Tegtmeier, Familien oder Gruppen – wie die Krupps oder der BVB – porträtiert, wobei Charakteristisches Vorrang vor Biographischem hat. Manche der Darstellten sind irgendwo im Ruhrgebiet geboren, andere hier gestorben; etliche haben es nur gestreift, aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie erfanden die Dehnbundhose und den Oberinspektor Derrick, schenkten der Welt die Currywurst und 99 Luftballons oder brachten Ordnung in die deutsche Sprache. Martin Berke hat eine vergnügliche Sammlung von „Biographien“ zusammengestellt, wobei jeweils die überraschende Neuigkeit, die Kuriosität oder einfach unnützes Wissen ein wichtiges Auswahlkriterium gewesen zu sein scheint. Leicht bis schnodderig sind auch der Stil und das Layout des Buches, wenngleich man über einige gewollt witzige Zwischenüberschrift diskutieren kann.

Schlösser, Burgen und Ruinen. Historische Gemäuer und ihre Geschichte im und um das Ruhrgebiet.
Schürmann, Maren/Georg Howahl. Essen (Klartext) 2018, 160 S., ISBN 978-3-8375-1931-0, € 14,95 Diese Sammlung von 41 Reportagen über Schlösser und Burgen im Ruhrgebiet und am Niederrhein ist – wie schon einige Bücher der WAZ Edition zuvor – die Zusammenfassung von WAZ-Zeitungsartikeln. Dabei geht es nicht um tiefschürfende historische Darstellungen, sondern jede Lokalität wird hinsichtlich ihrer touristischen Erschließung und Attraktivität (Parkmöglichkeiten, Haltestelle, Begehbarkeit, touristische Besonderheiten, Gastronomie, Kontaktdaten) vorgestellt. Weiterhin werden die Objekte hinsichtlich ihrer geschichtlichen und/oder baulichen Besonderheit bzw. Ihrer Neunutzung charakterisiert, und dies fast immer mit Bezug auf Personen, die heute mit dem jeweiligen Objekt familiär, beruflich oder ehrenamtlich verbunden sind. Gut bebildert will dieses Buch Lust machen, die Relikte der vorindustriellen Geschichte der Region kennen zu lernen; als solches sollte es in die Hand genommen und genutzt werden.

Robert Schmidt 1869-1934. Stadtbaumeister in Essen und Landesplaner im Ruhrgebiet.
Von Petz, Ursula, Tübingen/Berlin (Wasmuth) 2016, 238 S. ISBN 978-3-8030-0790-2, € 24,80 Etwa seit dem Ersten Weltkrieg, besonders aber seit den 1920er Jahren trat das Ruhrgebiet in eine neue Phase seiner räumlichen Entwicklung ein. Die exzessive, primär an den Standortforderungen der Montanindustrien orientierte Aneignung und zum Teil nachhaltige Zerstörung von Raum wurde konzeptionell in einen neuen Rahmen gestellt, um das einseitig strukturierte rheinisch-westfälischen Industriegebiet einer funktional, strukturell und ökologisch ausgeglichenen urbanen Entwicklung zuzuführen. Diese Jahre sind der Beginn der Landesplanung im Ruhrgebiet und Robert Schmidt ist sein erster Landesplaner, dessen Wirken bis heute nachhaltig ist. In der Annäherung an die Person Robert Schmidts stand die Verfasserin vor besonderen Herausforderungen, denn durch die Kriegszerstörungen des Gebäudes des Siedlungsverbandes wie auch des Privathauses gibt es weder einen beruflichen noch einen privaten Nachlass. Konsequenterweise beginnt die Autorin das erste Kapitel „Zur Person“ mit einer Sammlung zeitgenössischer in- und ausländischer Stellungsnahmen zu Robert Schmidt; es folgt eine formale Darstellung des Lebenslaufs. Das zweite Kapitel „Im Dienst der Stadt Essen“ stellt wesentliche Projekte vor, die Schmidt als Stadtbauinspektor und Beigeordneter begleitet oder initiiert hat; besondere Aufmerksamkeit erfahren zu Recht seine Denkschrift von 1912 und der Generalbau- und Wegeplan für das Industriegebiet. Das dritte Kapitel „Im […]

The Complete Ruhrgebiet. The English Language Guide. For residents and visitors alike.
Kift, RoyEssen (Klartext) 2018, 5. neubearbeitete Ausgabe, 288 S., ISBN 978-3-8375-1876-4, € 14,95 “My intention is to acquaint you with the many highlights in the area, help you to master the difficulties of getting around in a country whose language you might not understand, and point you in the right direction to enable you to make further discoveries for yourself in one of the most fascinating areas in Germany. Despite its five million or so inhabitants the Ruhrgebiet is not London and it’s not New York. It’s not even Berlin, thank God. And it’s most definitely not Majorca, although it also has plenty of fine places for you to laze around in the sun. Nobody in their right mind would claim the region is an Elysium of unmitigated beauty but it’s a million times greener and cleaner than its reputation.” Damit umschreibt Roy Kift die Intention seines Buches. Es ist ein gut recherchierter Reiseführer und Sie kennen die meisten der vorgestellten „Highlights“. So weit, so gut – Aber es ist ein besonderes Vergnügen, Bekanntes aus der Sicht von Besuchern sehen zu können oder zu erleben, wie nicht Deutsch Sprechende mit unseren Alltäglichkeiten klarkommen müssen – allein die Beschreibung des Lösens […]

In großem Maßstab. Riesen in der Stadt.
Utku, Yasemin et al,Beiträge zur städtebaulichen Denkmalpflege 7, Essen (Klartext) 2017, 222 S, ISBN 978-3-3875-1703-3, € 19,95 In der gegenwärtigen (deutschen) Diskussion wird die kleinteilige Stadt mit hoher Nutzungsmischung als die nachhaltigste Stadt angesehen. In vielen der heutigen Städte stehen dieser Auffassung jedoch weitgehend monofunktionale Großbauten des Wohnens, der Bildung, des Handels, des Verkehrs und der Verwaltung entgegen, die in den 1960er und 1970er Jahren als zeitgemäße städtische Formen errichtet wurden. Nach über 40 Jahren stehen sie häufig unter Veränderungsdruck oder sind sanierungsbedürftig. Ist nun der Zeitpunkt gekommen, diese mehrheitlich nicht geliebte Bausubstanz widerspruchsfrei zu entsorgen oder haben sie mittlerweile den Status eines Denkmals für eine bestimmte Phase unseres Städtebaus erreicht? Welche Potentiale der Weiterentwicklung haben sie? Nach einer Einleitung geht der vorliegende Band in 14 Beiträgen diesen Fragen nach. Diskutierte Beispiele sind Düsseldorf, Bochum, Wulfen, Dortmund, Marl, Bonn, Berlin, Stuttgart sowie Kaufhäuser und Einkaufszentren in ganz Deutschland. Insgesamt gibt der Band eine gute Einführung in eine notwendige städtebauliche Diskussion.

Jenseits des Gebauten. Öffentliche Räume in der Stadt.
Leyser-Droste, Magdalena et al. Beiträge zur städtebaulichen Denkmalpflege 8, Essen (Klartext) 2018, 144 S., ISBN 978-3-8375-1908-2, € 17,95 Seit es Städte gibt, ist der öffentliche Raum ein konstituierender formaler, struktureller und funktionaler Bestandteil. Im Verlauf der Stadtentwicklung wandelten sich Form, Funktion und Sinnhaftigkeit mehrfach. Aktuellen Problemstellungen, die sich für den öffentlichen Raum zwischen Veränderung und bewahrendem Schutz ergeben, geht dieser kleine Band nach, der die Vorträge einer Tagung im Oktober 2016 zusammenfasst. Der öffentliche Raum in der kommunalen Kulturpolitik, als Ort von Repräsentation oder Aneignung – wenn dies denn ein Gegensatz sein muss -, als Mittel zur Heilung obsoleter oder unerwünschter städtischer Strukturen bzw. als grundsätzlicher Potentialraum sind Themen dieses Bandes. Bei einigen vorgestellten Planungen erscheint der öffentliche Raum so sehr von den gegenwärtigen Vorstellungen der Planer hinsichtlich der partizipatorischen Aneignung der Stadt betroffen, dass seine ursprüngliche Beliebigkeit der Nutzung rigide und manchmal mit irreversiblen Umbauten kanalisiert wird. Dieser Spannung wird die wohltuende Betrachtung gegenübergestellt, dass der Raum selbst das Objekt der Betrachtung sein kann und einen Eigenwert hat; ein solcher Ansatz macht den öffentlichen Raum allerdings noch anfälliger gegenüber einem wachsenden Druck, der auf eine optimal profitable Nutzung des (inner-)städtischen Bodens abzielt. Insgesamt ist es ein lesenswerter Band, […]

Steinkohlenzechen – Fotografien aus dem Ruhrgebiet.
Grütter, Heinrich Theodor/Stefanie Grebe (Hg.), Josef Stoffels. Essen (Klartext) 2018, 334 S. ISBN 978-3-8375-1893-1, € 29,95 Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 hat das Ruhrmuseum – zu einem nicht geringen Teil basierend auf den eigenen Beständen – den großen Fotografen des Ruhrgebiets Ausstellungen gewidmet – Heinrich Hauser, Chargesheimer, Erich Grisar. Ausgehend von Josef Stoffels Projekt „Steinkohlenzechen“ stehen im Mittelpunkt dieses Begleitbandes zur Ausstellung vor allem Fotos aus den 1950er Jahren, der Zeit zwischen dem Aufschwung der Wirtschaftswunderzeit und der beginnenden Kohlenkrise – von Stoffels in einer Farbbildreihe bzw. einer Schwarzweißbildreihe festgehalten. Neben die Zechenfotos treten Bilder aus dem Alltagsleben der 1950er, Beispiele aus dem fotografischen Schaffen Stoffels in den 1930ern und außerhalb des Bergbaus sowie eine Würdigung als Industriefotograf. Anders als im fotografischen Werk von Hilla und Bernd Becher, die sich um 1970 des Abrisses, zumindest jedoch der grundlegenden Veränderung der von ihnen aus immer derselben Distanz fotografierten Anlagen bewusst waren, sind Stoffels Aufnahmen ungezwungener, konzeptlos spielerischer und häufig der komplexen Faszination der Objekte nachgebend. Daneben stellt sich zumindest für ältere Betrachter die Erkenntnis ein, in welchem Maße die Fotografien Stoffels unseren Blick auf das Ruhrgebiet der 1950er und frühen 960er Jahre geprägt haben. Dieser großformatige Band ist daher mehr als nur […]

RevierGestalten. Von Orten und Menschen. Ausstellungskatalog.
Flieshart, Jana/Jana Golombek (Hg.). Essen (Klartext) 2018, 151 S., ISBN 978-3-8375-1922-8, € 19,95 Die endgültige Stilllegung des Ruhrbergbaus im Jahre 2018 nimmt das LWL-Industriemuseum auf der Zeche Zollern zum Anlass, in einer Ausstellung den sich seit Jahrzehnten vollziehenden Strukturwandel an Orten und Menschen nachzuvollziehen, und dies auch im Hinblick auf die Frage, ob diese Orte solche der Erinnerung für Menschen sind, deren Leben von ihnen geprägt wurde und wird. Der erste Teil des Buches handelt von Orten. Unter der Überschrift „Erinnern“ steht die Entwicklung der Industriedenkmalpflege in Westfalen im Vordergrund, das Kapitel „Leben“ beschäftigt sich mit den Arbeitersiedlungsinitiativen in den 1970er Jahren, „Planen“ zeigt die Notwendigkeit und Bedeutung von Stadterneuerung im Strukturwandel auf und im Kapitel „Gestalten“ geht es um die Veränderung von freien/frei gewordenen Räumen und um das Netzwerk „Recht auf Stadt“. Im zweiten Teil geht es um Menschen und ihre Erfahrungen im und mit dem Strukturwandel. Nach einem „Gastkommentar“ aus dem schottischen Kohlerevier um Stirling und einer Fotocollage Dortmunder Zechen werden acht Mehr-Generationen-Familien und ihre Eindrücke in und von den letzten Jahren vorgestellt. Der Band vereinigt viele Ideen zum Thema „Strukturwandel“; von den interessanten und liebevoll aufbereiteten Familieninterviews abgesehen sind aber nur wenige wirklich neu. Vor allem fehlt […]

Groß denken, groß handeln. Wandel, Bruch, Umbruch: Wie sich das Ruhrgebiet neu erfindet.
Spörl, Gerhard. München/Berlin/Zürich (Piper) 2017, 288 S. ISBN 978-3-492-05849-0, € 22,00 Dieses Buch ist die ausgedehnte Reportage eines Außenstehenden aus Oberfranken (Journalist bei ZEIT und SPIEGEL), die die Entwicklung des Ruhrgebiets seit 1945 bis 2018, d.h. über weite Teile die Periode des Strukturwandels darzustellen sich anschickt. Auslöser ist wieder die endgültige Stilllegung des Ruhrbergbaus, und über weite Strecken stehen die wirtschafts- und sozialpolitischen Vorgänge, die der phasenweisen Stilllegung des Ruhrbergbaus voraus- bzw. mit ihr einhergingen im Mittelpunkt der Darstellung. Verwoben wird die Faktenerzählung mit der aus Interviews hervorgegangene Charakterisierung von namhaften und für das Ruhrgebiet bedeutsamen Einzelpersonen; dabei wird nur wenig kaschiert, dass das Buch über weite Strecken eine Hommage an Werner Müller ist. Es war allerdings unnötig, dessen Verdienste für den Insider dadurch zu diskreditieren, dass er ihn in die sattsam bekannte Argumentation einbindet, dass das Ruhrgebiet immer die Heilsbringer von außen brauchte, um seine Probleme zu lösen oder neue Impulse zu empfangen. Das Buch ist zweifellos ordentlich recherchiert und das vom Autor immer wieder umkreiste „Narrativ“ ist weitgehend zutreffend. Für den „Ruhri“ – hier sei er aus terminologischen Gründen angeführt – oder für den historischen, politischen oder wirtschaftlichen Insider ist es aber mehr Feuilleton als problemorientierte Analyse. Es […]

Lebe dein grünes Wunder – Green up your life. Ein Jahr, Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017/One Year, European Green Capital – Essen 2017.
Stadt Essen (Hg.). Essen (Klartext) 2018, 272 S., ISBN 978-3-8375-2019-4, € 24,95 Dies ist der zweisprachige (deutsch/englisch) „Rechenschaftsbericht“ der Stadt Essen und ihres Projektbüros Grüne Hauptstadt Europas über das im Jahr 2017 Erreichte. Nach einer Einleitung unter dem bekannten Slogan „Von Grau zu Grün“ werden in zehn Kapiteln und in guter fotografischer Ausstattung die erfolgreichen Projekte des Jahres vorgestellt. Die beiden letzten Kapitel umfassen positive Absichtsbekundungen von einschlägigen Unternehmen sowie einen Einschätzung mit Ausblick. Hier hätte man zumindest zwei kritische Anmerkungen erwartet. Zum einen wird zwar referiert, dass die Mehrheit der Essener Bevölkerung die Grüne Hauptstadt lediglich für eine große Marketingveranstaltung hält und zudem die Lebensqualität in Essen nicht verbessert, doch wird dies nicht kommentiert und die eigene Vorgehensweise hinterfragt. Welche Erfolge aber wie nachhaltig verstetigt werden sollen und wie man mit den nicht erfolgreichen Projekten des Jahres 2017 umzugehen gedenkt, bleibt unbeantwortet. Da aber mit der Verleihung des Hauptstadttitels auch der Nachweis der Nachhaltigkeit der Projekte und Maßnahmen verbunden ist, wird man in wenigen Jahren dieses ambitionierte Ziel noch einmal aufgreifen (müssen).

Die Entwicklung neuer Stadtquartiere aus städtebaulicher Sicht. Analyse der Projekte seit 1990.
Guhl, Pascal. Dortmunder Beiträge zur Raumplanung, Band 148, Essen (Klartext) 2018, 366 S., ISBN 978-3-8375-2021-7, € 29,95 Die räumliche Ebene der Stadtquartiere hat in den letzten Jahren in der städtebaulichen Praxis und in der sozialen Stadtentwicklungsplanung eine erhebliche Bedeutung gewonnen. Die steigende Zahl dieser Quartiere zeigt diese Bedeutung und ermöglicht auch eine breiter gefächerte vergleichende Untersuchung. Durch den empirischen Vergleich von 435 neuen Stadtquartieren gelingen Einsichten über den Stellenwert des Wohnens, die Verfahren und Instrumente der Implementierung und ihre städtebauliche Qualität. Unter Anwendung dieser Erkenntnisse und methodisch mit Hilfe von Experteninterviews werden schließlich vier Beispielquartiere – in Frankfurt, München, Potsdam und Freiburg – untersucht. Wie wurden die Projekte durchgeführt, welches waren die Einflussfaktoren auf den Prozess, welchen Stellenwert hatte die Bürgerbeteiligung und welche städtebaulichen Ziele und Qualitäten konnten erreicht werden, dies sind die Fragestellungen, die abschließend beantwortet werden. In einer Zeit, in der der Wohnungsbau, insbesondere auch ein wiederbelebter öffentlicher Wohnungsbau, eine besondere Rolle in der Stadtentwicklung spielen, gibt dieser empfehlenswerte Band einige wichtige Einsichten.

Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte. Katalogbuch zur Ausstellung des RuhrMuseums und des Deutschen Bergbau-Museums.
Brüggemeier, Franz-Josef/Farrenkopf, Michael/Grütter, Heinrich Theodor (Hg.) Essen (Klartext) 2018, 286 S., ISBN 978-3-8375-1953-2, € 24,95 Das Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland hat in diesem Jahr eine Kaskade von einschlägigen Büchern zu diesem Thema in unterschiedlicher Qualität hervorgerufen; dieses ist ein lesenswertes. Mit Blick auf den Bergbau als ein europäisches Phänomen und reich mit wenig bekannten und unbekannten Abbildungen bebildert, wird – weitgehend abgeleitet am Produktionsstammbaum – in sieben Kapiteln ein wirtschaftliches, politisches und soziales Kaleidoskop rund um die Kohle, den Bergbau, die Bergbaugesellschaften, den Bergbau in der Gesellschaft, Bergbaulandschaften und die damit verbundenen Wandlungsprozesse präsentiert. Dieses Buch ist nur vordergründig ein Ausstellungskatalog, sondern beleuchtet auch eigenständig die vielfältigen Aspekte des europäischen Bergbaus seit über 150 Jahren.

Was von der Zeche bleibt. Bilder nach der Kohle
Langmach, Bernd, Was von der Zeche bleibt. (Herausg. v. Heinrich Theodor Grütter). Essen (Klartext) 2018, 215 S., ISBN 978-3-8375-1952-5, € 29,95 Dieses Buch zeigt nur „Bilder einer Ausstellung“. Ebenfalls aus Anlass des Endes des Bergbaus stellte der Fotograf Bernd Langmach seine Aufnahmen von stillgelegten, funktionslosen und neu genutzten Schachtanlagen aus – mittendrin, nah dran oder weit weg in der Landschaft. In vielen bergbaulichen Bildbänden, die in den letzten Jahren – zum Teil als reprints – erschienen, sind uns Zechenanlagen in unterschiedlichen Sichtweisen präsentiert worden; Chargesheimer und die Bechers wurden zu Stilikonen. Hier erfahren wir, Schwarz-weiß und in Farbe, andere, teilweise auch frischere, in jedem Fall aber konkurrenzfähige Sichtweisen – sachlich, melancholisch, formalistisch, kitschig.

In Weiß. Essener Architektur zwischen Bauhaus und Gegenwart.
Peter Brdenk/Wolfgang Kleber, Klartext, Essen 2019, 110 S., zahlr. Abbn., ISBN 9783837520309, € 19,95 Zum Hundertjährigen der Bauhausidee legen die beiden Autoren diesen Band vor, in dem zum einen die Beziehungen zwischen der Dessauer Idee und dem zeitgenössischen Bauen in Essen herausgearbeitet werden und zum anderen über die vom Bauhaus bevorzugte Farbe Weiß Entwicklungslinien bis zu den Gegenwartsbauten in Essen gezogen werden. Einem instruktiven Textteil, der die formale und konzeptionelle Entwicklung und globale Diffusion der Bauhausidee nachzeichnet, folgt ein Bildteil mit weißen Häusern in Essen, mehrheitlich Beispiele der Gegenwartsarchitektur. Die Bildkonzeption des Buches ist schwarz-weiß ausgelegt, wenngleich die meisten weißen Gebäude der Gegenwartsarchitektur auch Farbaufnahmen vertragen hätten. Insgesamt stellt die Veröffentlichung eine gelungene Fortsetzung der von den beiden Autoren herausgegebenen Reihe zur Stadtarchitektur Essens dar.

Grubengold. Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute.
Franz-Josef Brüggemeier, C.H. Beck, München 2018, 456 S, ISBN 9783406722219, € 29,95 Im letzten Jahr des aktiven Ruhrbergbaus kehrt Franz-Josef Brüggemeier am Ende seines Berufslebens noch einmal zu dem Thema zurück, mit dem für ihn alles begann, den Bergbau. In zeitlichen Phasen seit der Mitte des 18. Jhs. wendet er sich den sich wandelnden Produktionsmethoden, den Arbeitsverhältnissen der Bergleute, den Unternehmertypen und ihren Risiken, dem Produktionsstammbaum der Kohle und den Auswirkungen der Nebenprodukte auf die Entwicklung von Industrie und Lebensraum, den Veränderungen und Belastungen ebendieses Lebensraums, der kriegswirtschaftlichen Bedeutung der Kohle, den Konkurrenten auf den Energiemarkt und schließlich den Schließungen und den damit verbundenen Protesten, Subventionen und Nachwirkungen zu. Im Mittelpunkt steht zwar der regionale Bergbau, aber es werden immer auch europäische Vergleiche und Bezüge hergestellt. Statistisches Zahlenmaterial ist sparsam gesetzt, die Abbildungen sind sorgsam ausgesucht. Hier ist jemand einen Schritt vom Thema zurückgetreten, erkennt das Grundsätzliche und die großen Linien und entwickelt mit langer Forschungserfahrung und leichter Hand eine Geschichte mit vielen Facetten – ein lesenswertes Buch.

Industrie wird Natur. Postindustrielle Repräsentationen von Region und Umwelt im Ruhrgebiet.
Pia Eiringhaus, Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets, Schriften 40, Bochum 2018, 69 S., ISBN 9783837520255, € 3,90 Seit den Zeiten der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA, 1989-1999) gibt es im Ruhrgebiet zwei neue Narrative – die baulichen Zeugen der industriellen Entwicklung wurden zur Industriekultur und die Vegetation auf Industriebrachen zur Industrienatur. Ereignisse wie die Kulturhauptstadt und die Verleihung des Titels „Grüne Hauptstadt Europas“ an die Stadt Essen stehen damit in engem Zusammenhang. Welche neuen Erzählungen sind damit verbunden und welcher Imagewandel? Welche neuen Formen von Identifikation, Ästhetik und Ökologie sind entstanden? Die Verfasserin geht in diesem Zusammenhang den Fragen der Rückeroberung und Versöhnung mit der Natur sowie der Betrachtung der Industrienatur als Teil der regionalen Identifikation nach und stellt den Landschaftspark Duisburg-Nord als Tableau ihrer Sichtweisen vor. Sie analysiert die Industrienatur in der regionalen Geschichtsbetrachtung des Ruhr-Museums und bietet abschließend einen Diskurs über das Verhältnis von Mensch und Natur in der postindustriellen Gesellschaft. Insgesamt ist die Veröffentlichung im Gemenge der großen Bildbände zu Industrienatur und Industriekultur, einschließlich des damit verbundenen Marketinggetöses, eine kleine kritische und lesenswerte Schrift.

Essen. Geschichte einer Großstadt im 20. Jahrhundert.
Klaus Wisotzky/Monika Josten (Hg.), Aschendorff, Münster 2018, 229 S., ISBN 9783402133934, € 24,95 Im Jahre 1995 übernahm Klaus Wisotzky das Essener Stadtarchiv und wandelte die bis dahin vor sich hin dämmernde städtische Dienststelle in eine lebendige stadthistorische Forschungsstätte. 2009 entstand durch und mit ihm das den Essener Bürgerinnen und Bürgern zugewandte „Haus der Essener Geschichte“ mit zugänglichen Archivbeständen, Lesesaal, Vorträgen und einer Dauerausstellung. Dem häufig geäußerten Wunsch, zu dieser Dauerausstellung einen Katalog zu veröffentlichen, kommt Klaus Wisotzky mit dieser letzten Publikation im aktiven Dienst nach. In reicher Bebilderung zeichnet der Band vor allem die politische und soziale Entwicklung der Stadt Essen seit 1900 nach. Er ist jedem Ausstellungsbesucher, aber auch allen anderen zu empfehlen.

Essener Streifzüge. Aufbruch zum Jugendstil.
Robert Welzel: Essener Streifzüge. Aufbruch zum Jugendstil. Klartext, Essen 2018, 240 S., zahlr. Abbn., ISBN 9783837520347, € 12,95 Im dritten Teil der Essener Streifzüge präsentiert Robert Welzel in 13 Annäherungen (Aufbrüchen) Häuser, Siedlungen und Objekte des Jugendstils in Essen. Diese werden mit historischen und aktuellen Fotos in den inhaltlichen Kontext gestellt. Beigegeben sind dem uneingeschränkt empfehlenswerten Band eine Übersichtskarte der Objekte und für den eigenen Nachgang Stadtteilkarten mit der Objektlokalisation sowie englische, niederländische und türkische Kapitelzusammenfassungen.

Geschichte des deutschen Bergbaus
Stefan Berger, Jürgen Mittag, Walther Müller-Jentsch, Eberhard Schmitt, Hans-Christoph Seidel, Klaus Tenfelde (+), K. Rainer Trösken (Hg.), Aschendorff Verlag Band 1: Der alteuropäische Bergbau. Von den Anfängen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Band 2: Salze, Erze und Kohlen. Der Aufbruch in die Moderne im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Band 3: Motor der Industrialisierung. Deutsche Bergbaugeschichte im 19. Und frühen 20. Jahrhundert. Band 4: Rohstoffgewinnung im Strukturwandel. Der deutsche Bergbau im 20. Jahrhundert. Am Ende des aktiven Ruhrbergbaus erscheint es angebracht, auf dieses vierbändige Werk hinzuweisen, das die Qualität eines Standardwerks hat. Noch von Klaus Tenfelde konzipiert, selbst durch eigene Berufserfahrung dem Bergbau verbunden und international anerkannter Lehrstuhlinhaber und Direktor des Instituts für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum, erschien es nach seinem Tod und liegt seit 2016 vollständig vor. Renommierte Sachkenner breiten in zeitlich abgegrenzten Bänden auf über 2500 Seiten die Geschichte des deutschen Bergbaus aus, nicht nur des Kohlenbergbaus, sondern auch des Abbaus von Erzen und Salzen. Diese vierbändige Geschichte des deutschen Bergbaus ist ein unverzichtbares Standardwerk mit einem breiten, aber in sich konsistenten Themenspektrum.

Geschichte des deutschen Bergbaus Band 1: Der alteuropäische Bergbau. Von den Anfängen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
Christoph Bartels und Rainer Slotta (Hg.),699 S., zahlr. Abbn., Münster 2012, ISBN 9783402129012, € 89,00 Der erste Band geht aus von den vor- und frühgeschichtlichen Bergbauzeugnissen, führt durch die mittelalterlichen Blüte- und Krisenzeiten des Bergbaus und berücksichtigt dabei dessen Auswirkungen auf die Territorial-, Landschafts- und Siedlungsentwicklung, die sich entwickelnden/ändernden Arbeitsverhältnisse sowie die Verbindungen zwischen Bergbau und bergbaubezogenem Handel. Besondere Aufmerksamkeit erfährt die Blütezeit des Silberbergbaus und dessen Einflüsse auf die Kunst. Unter den qualitativ hochwertigen Abbildungen sind besonders die Darstellungen zur Schacht- und Stollentechnik sowie die Karten der neu gegründeten Bergstädte hervorzuheben.

Geschichte des deutschen Bergbaus Band 2: Salze, Erze und Kohlen. Der Aufbruch in die Moderne im 18. und frühen 19. Jahrhundert.
Wolfhard Weber (Hg.), 651 S., zahlr. Abbn., Münster 2015, ISBN 9783402129029, € 89,00 Der zweite Band hat drei Schwerpunkte. Zunächst wird – bei wachsender wirtschaftlicher Bedeutung des Bergbaus und seiner räumlichen Ausdehnung – der Einflussnahme der Landesherren auf den Bergbau und das Salzwesen und der damit einhergehenden Entwicklung verschiedener Formen des Bergrechts bis zum (preußischen) Berggesetz von 1865 der notwendige breite Raum gegeben. Von weiterer Bedeutung sind die Fortschritte in der Bergbautechnik beim Erschließen und Fördern sowie das Aufkommen einer Montanwissenschaft, die ihren Ausdruck in der Gründung von Bergakademien findet. Wie schon im ersten Band wird auch hier schließlich die Weiterentwicklung der Bergstädte in den verschiedenen Revieren sowie die Ausprägungen der Montankultur über fünf Jahrhunderte hinweg behandelt.

Geschichte des deutschen Bergbaus Band 3: Motor der Industrialisierung. Deutsche Bergbaugeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Klaus Tenfelde (+) und Toni Pierenkemper (Hg.), 631 S., zahlr. Abbn., Münster 2016, ISBN 9783402129036, € 89,00 Im dritten Band ist der Bergbau Grundlage und Motor des Industriezeitalters. Nach einer Einordnung Deutschlands in die bergbaulichen Rohstoffmärkte im 19. und frühen 20. Jahrhundert steht zunächst die produktionstechnische, wirtschaftliche und unternehmerische Entfaltung des Bergbaus einschließlich der sozialen Folgewirkungen im Vordergrund. Der Bergbau und die mit ihm verbundene Montanindustrie löste eine bis dahin nicht gekannte Migration und in Folge eine umfangreiche Stadtentwicklung aus. Aus seiner Sonderstellung entwickelten sich zum einen spezifische Arbeitsbeziehungen und ein besonderes Verhältnis zur Politik. Daraus und infolge des weitreichenden Aufschwung ergab sich die Notwendigkeit der Weiterentwicklung des Bergrechts. Auch dieser Band schließt mit einem Kapitel über den Bergbau als Thema der Kunst ab. Die seit etwa 1850 verlässlich vorhandenen statistischen Daten und das neue Medium der Fotografie ermöglichen eine solide und ansprechende Ausstattung dieses Bandes; hinzu treten im Kapitel zur Stadtentwicklung gut ausgearbeitete Karten.

Geschichte des deutschen Bergbaus Band 4: Rohstoffgewinnung im Strukturwandel. Der deutsche Bergbau im 20. Jahrhundert.
Dieter Ziegler (Hg.), 688 S., zahlr. Abbn., Münster 2013, ISBN 9783402129043, € 89,00 Der vierte Band beginnt mit der Darstellung des Bergbaus in der Kriegswirtschaft. Es folgen Kapitel über den Bergbau in der DDR sowie über den Wiederaufstieg und den Niedergang des westdeutschen Bergbaus. Dieser Wandel war einerseits begleitet von einer dramatischen Entwicklung der Abbautechnik und hatte andererseits weitreichende Implikationen auf die Arbeitsbeziehungen und die Sozialpolitik im Bergbau. Die beiden letzten Kapitel führen die Geschichte des Bergbaus in die Gegenwart mit der Betrachtung der Beziehungen zwischen Bergbau und Umwelt sowie seiner Weiterführung ins 21. Jahrhundert als Teil der Industriekultur.

Geschichte des Bergbaus
Lars Bluma/Michael Farrenkopf/Stefan Przigoda ,L&H Verlag, Berlin 2018, 272 S., zahlr. Abbn., ISBN 9783939629504, € 25,00 Rechtzeitig zur Neugestaltung der Ausstellung im Deutschen Bergbau-Museum haben drei seiner Mitarbeiter mit wissenschaftlichem Anspruch diesen Überblicksband über den Bergbau, insbesondere in Deutschland, für den interessierten Laien verfasst. Kurze Kapitel behandeln die historische Entwicklung, die unterschiedlichen Lagerstätten, Bergbausagen und –mythen, die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Kohle seit dem Industriezeitalter, die Bergbautechnik, die Gefahren und die Sicherheit im Bergbau, die kulturellen Implikationen und Traditionen, die vom Bergbau veränderten Landschaften sowie schließlich die zukünftigen Konkurrenzen und Perspektiven. Mit der Absicht, dem Leser Lust auf die zahlreichen Bergbaudenkmäler und auf die Bergbaumuseen zu machen, ist das Buch reich mit informativen und/oder dekorativen Abbildungen ausgestattet. Insgesamt bietet das Buch einen gelungenen Einstieg in die Geschichte und die Welt des Bergbaus.